SpaceX-Raumkapsel bringt Astronauten erfolgreich zur ISS
Rund 19 Stunden nach dem erfolgreichen Start ihrer ersten bemannten Mission (Demo-2) hat die Crew-Dragon-Raumkapsel von SpaceX heute um 16:30 an die internationale Raumstation (ISS) angedockt. Die Astronauten Bob Behnken und Douglas Hurley verfolgten den Vorgang als Passagiere mit. Das Manöver selbst wurde automatisch ausgeführt. Zweieinhalb Stunden später öffnete sich die Schleuse zwischen den Raumfahrzeugen.
Behnken und Hurley sind die ersten US-Astronauten seit neun Jahren, die mit einem US-Raumfahrzeug zur ISS gelangten. Das Unternehmen SpaceX von Elon Musk schreibt damit Raumfahrtgeschichte. Es war der erste bemannte Flug eines privaten Raumfahrtunternehmens zur ISS.
Willkommen auf der ISS
Bereits nach dem Andocken meldeten sich Behnken und Hurley über Funk mit Glückwünschen an die Mitarbeiter von SpaceX und NASA. Die Ankunft an der ISS sei ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung der Raumfahrt. Er läute ein neues Zeitalter der Raumfahrt ein, um eines Tages wieder einen Fuß auf den Mond und andere Himmelskörper zu setzen.
Um 19:02 mitteleuropäischer Zeit wurde die Schleuse zur Raumstation geöffnet und die beiden Neuankömmlinge trafen die aktuelle ISS-Besatzung: Anatoli Iwanischin und Iwan Wagner aus Russland sowie Chris Cassidy aus den USA. Zur Begrüßung gab es eine kleine Willkommenszeremonie.
Wie es weiter geht
Behnken und Hurley werden die kommenden Wochen als Teil der Crew auf der ISS arbeiten. Wie lange die Astronauten auf der Raumstation verbleiben werden, ist noch nicht ganz klar. Von einem Monat bis 119 Tagen ist alles möglich. Sie könnten also entweder Ende Juni oder erst am 23. September zur Erde zurückkehren. Wann genau der Rückflug erfolgt, hängt von mehreren Faktoren ab.
Der Flug der SpaceX-Raumkapsel, die Behnken und Hurley in Anlehnung an das gleichnamige Space Shuttle "Endeavour" getauft haben, wird zunächst gründlich analysiert und der Zustand der Raumkapsel bewertet. Dann geht es darum, den ersten Einsatz einer Crew-Dragon-Raumkapsel von SpaceX im Regelbetrieb vorzubereiten. Auf die Demo-2-Mission folgt nämlich die Crew-1-Mission, die erste Versorgungsmission zur ISS mit gleich vier Raumfahrern an Bord.
Mehrere Faktoren abwägen
"Die entscheidenden Punkte sind: Hey, ist Dragon gesund? Erbringt das Raumfahrzeug, das jetzt im Orbit ist, eine gute Leistung? Und dann schauen wir nach vorne zur nächsten Mission, Crew-1. Wir sehen uns an, ob die Kapsel bereit ist und überlegen, was die gescheiteste Vorgangsweise in Bezug auf die Missionsdauer ist", erklärt Steve Stich, der Chef des NASA Commercial Crew Program.
"Wir wollen eine Mission so lange durchführen, wie wir zum Testen brauchen aber gleichzeitig auch die Bedürfnisse des Raumstations-Programmes unterstützen und ihre Crew-Ausstattung, damit Wissenschaft und andere Tätigkeiten auf der Station fortgeführt werden können." Die Maximaldauer von 119 Tagen ist dem Durchhaltevermögen der Solarpaneele geschuldet, die die SpaceX-Raumkapsel entfalten wird.
Verschleiß durch Sauerstoff
Die Solarpaneele sind auf der Flughöhe der ISS nämlich einer geringen, aber doch existenten Menge Sauerstoff aus der Erdatmosphäre ausgesetzt. Der Sauerstoff beeinträchtigt die Fähigkeit der Solarzellen, Strom zu produzieren. Um die zur Stromversorgung notwendige Kapazität nicht zu unterschreiten, wird eine maximale Einsatzdauer von 120 Tagen veranschlagt. Crew-1 und die darauf folgenden Crew-Dragon-Raumkapseln für den Regelbetrieb erhalten Solarzellen, die länger durchhalten, nämlich 210 Tage. Diesen Wert erreichen derzeit auch die Solarzellen der russischen Sojus-Raumkapseln.
US-Comeback
Die Mission Demo-2 ist der erste bemannte US-Flug zur ISS seit dem Auslaufen des Shuttle-Programms der NASA 2011. Nachdem der Start am Mittwoch wegen schlechten Wetters kurzfristig verschoben werden musste, war die Falcon-9-Rakete von SpaceX am Samstag um 21:22 mitteleuropäischer Zeit mit der Crew-Dragon-Kapsel vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida gestartet. US-Präsident Donald Trump sah sich das Manöver vor Ort an. Mit Robert Behnken und Douglas Hurley sind zwei erfahrene Astronauten an Bord, die bereits zuvor im Weltraum gewesen sind.
In den vergangenen Jahren waren US-Astronauten auf russische Raketen angewiesen, um zur ISS zu kommen. Um wieder unabhängiger zu werden, hatte die US-Regierung unter Trumps Vorgänger Barack Obama das von Tesla- und Paypal-Gründer Elon Musk gegründete Unternehmen SpaceX sowie den Luftfahrtriesen Boeing mit dem Bau von Raumfähren beauftragt. SpaceX brauchte zwar einige Jahre länger als geplant, hat im Wettstreit mit Boeing aber nun deutlich die Nase vorn.