Studie: Ansteckung mit Corona vor allem durch Sprechen
Das Coronavirus könnte einer neuen Studie zufolge möglicherweise vor allem beim Sprechen übertragen werden. Wie eine am Mittwoch im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) veröffentlichte Untersuchung zeigt, können beim Sprechen ausgestoßene Mikrotröpfchen in einem geschlossenen Raum mehr als zehn Minuten lang in der Luft bleiben.
Die Forscher des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK) ließen für die Studie eine Testperson in einem umschlossenen Raum 25 Sekunden lang laut den Satz „Stay healthy“ (bleib gesund) wiederholen. Ein in den Raum projizierter Laser beleuchtete die Tröpfchen, wodurch sie sichtbar gemacht und gezählt werden konnten. Im Durchschnitt blieben die Tröpfchen zwölf Minuten lang in der Luft.
8 Minuten in der Luft
Angesichts der bekannten Konzentration des Coronavirus im Speichel gehen die Wissenschafter davon aus, dass jede Minute lauten Sprechens mehr als 1.000 virusbelastete Tröpfchen produzieren kann, die acht Minuten oder länger in einem geschlossenen Raum in der Luft hängen bleiben. Dieselben Forscher hatten in einer im April veröffentlichten Studie beobachtet, dass leiseres Sprechen weniger Tröpfchen produziert.
Sollte sich das Ausmaß der Ansteckungsgefahr durch Sprechen bestätigen, könnte dies die schnelle Ausbreitung des Virus erklären. Zugleich würden Empfehlungen in vielen Ländern wie auch Österreich für das Tragen von Gesichtsmasken wissenschaftlich untermauert.
Mikrotröpfchen herumgewirbelt
Auch NHK World, der internationale Ableger von der japanischen Rundfunkgesellschaft Nippon Hōsō Kyōkai, hat mehrere Experimenten, zur Übertragung des Coronavirus durchgeführt - unter anderem auch über das Sprechen. Die futurezone hat berichtet. Während beim Niesen große Tröpfchen von ungefähr einem Millimeter schnell zu Boden fallen, bleiben zahlreiche Mikrotröpfchen beim lauten Sprechen in der Luft.
Eine Hochgeschwindigkeitskamera und Laserstrahlen machen die winzigen Mikrotröpfchen sichtbar. Die gemessenen Partikel sind bis zu 0.1 Mikrometer klein.
„Wenn es keinen Luftstrom gibt, bewegen sich die Mikrotröpfchen nicht. Sie können sich nicht selbstständig bewegen und bleiben daher für eine Zeit auf der Stelle“, erklärt Masashi Yamakawa vom KIT. In einem weiteren Experiment zeigt NHK, dass die Mikrotröpfchen durch ein geöffnetes Fenster schnell nach außen gesogen werden.
Opernsänger als Risiko?
Die Debatte rund um die Luftbelastung durch Viren hat auch Einzug in Kulturstätten gehalten, unter anderm in die Oper. Viele Menschen sitzen stundenlang in einem engen, meist schlecht belüfteten Raum. Ihr Blick ist zur Bühne gerichtet, wo je nach Vorstellung zahlreiche Akteure stehen und in Richtung Publikum singen. Viele haben Angst vor einen erhöhten Ansteckungsrisiko.
Der Opernsänger Andreas Schager hat sich daher unlängst in einem YouTube-Video an die politischen Entscheidungsträger gewandt. Er will demonstrieren, dass Sänger wie er keine Gefahr für das Publikum darstellen würden. Virologen hingegen bleiben aber skeptisch, wie die futurezone berichtet hat.