Vermeintlicher Spion entdeckt "bestes Material für Halbleiter"
Ein Forscher*innenteam am Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat laut eigenen Angaben das “beste Material für Halbleiter” entdeckt. Es soll gegenüber Silizium, das heute vorrangig für Computerchips eingesetzt wird, deutliche Vorteile haben. Kubisches Borarsenid soll Wärme und Elektrizität noch besser leiten können und so neue Möglichkeiten für noch leistungsfähigere Chips eröffnen.
Abgesehen von der Entdeckung selbst ist noch bemerkenswert, wer sie gemacht hat. In dem Team ist unter anderem Gang Chen, der frühere Leiter der MIT-Abteilung für Maschinenbau. Zuvor war er jahrelang im Visier der US-Justizbehörden, weil er der Spionage für China verdächtigt wurde. Chen wurde im Jänner 2021 sogar verhaftet, was von der US-Wissensschafts-Community stark kritisiert wurde. Die Vorwürfe ließen sich jedoch nicht beweisen, weswegen sie im Jänner 2022 fallengelassen wurden. Chen kritisierte die Justizbehörde und den Umgang mit seinem Fall scharf, wie Fortune berichtet.
Im Rahmen der China Initiative wurden unter der Trump-Administration Dutzende von chinesischen und chinesisch-amerikanischen Akademiker*innen untersucht. Befürchtet wurde, dass sie ihre Verbindungen zu Peking verheimlichen und Informationen über fortschrittliche Technologien weitergeben. Einen Monat, nachdem die Vorwürfe gegen Chen fallen gelassen wurden, wurde auch die China Initiative aufgelöst.
Die Forschungsergebnisse
Obwohl Silizium heutzutage das meistgenutzte Halbleitermaterial ist, hat es auch einige Nachteile. Seine schlechten Voraussetzungen, Wärme abzuleiten, sorgen etwa dafür, dass Computer aufwändig und zum Teil teuer gekühlt werden müssen. Auch ist seine Aufnahmefähigkeit von Löchern, also von positiven Ladungsträgern in Halbleitern, nicht besonders gut. Genau in diesen beiden Disziplinen hat kubisches Borarsenid einige Vorteile, seine Wärmeleitfähigkeit soll etwa das Zehnfache von Silizium betragen.
Ob oder wann kubisches Borarsenid Silizium tatsächlich ersetzen kann, ist allerdings noch unklar. So wurde es bislang nur in kleinen Laborchargen hergestellt. Laut den Wissenschaftler*innen sei noch weitere Arbeit notwendig, um festzustellen, ob es unter wirtschaftlich sinnvollen Rahmenbedingungen produziert werden kann. Die Ergebnisse zeigen, dass zumindest das Potenzial gegeben ist, dass das Material für Elektrogeräte der nächsten Generation eingesetzt werden kann.