Virologe über Corona: "Wir schaffen das, aber es dauert"
Peter Palese, austro-amerikanischer Virologe und renommierter Influenzaforscher, ist angesichts der Fortschritte in der biomedizinischen Forschung und der "enormen Erfolge" bei der Bekämpfung von HIV, Hepatitis-C-, Masern- und Polioviren zuversichtlich für die Entwicklung von Medikamenten gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. "Wir werden es schaffen. Aber es wird einige Zeit dauern", sagte er.
Auch bei der Entwicklung eines Impfstoffes hat Palese aufgrund der erfolgreichen Entwicklung anderer viraler Impfstoffe "keinen Zweifel daran", dass das machbar ist. Wie lange es ungefähr dauern könnte, einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln, erwähnt Palese nicht.
Warum COVID-19 so gefährlich ist
"Tatsächlich sollte sogar ein bescheiden wirksamer Impfstoff das Gleichgewicht zum Überleben bei geimpften älteren und gefährdeten Personen verbessern", erklärte der Virologe in einem Interview auf der Homepage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), deren Mitglied er ist.
Die Gefährlichkeit von SARS-CoV-2 liege daran, dass das Virus für den Menschen neu sei, "obwohl Coronaviren ziemlich häufig sind und wir alle mit dem einen oder anderen dieser Viren infiziert wurden". Dem aktuellen Coronavirus seien die Menschen aber noch nie ausgesetzt gewesen und hätten daher keine Immunität dagegen. Zudem seien ältere Jahrgänge normalerweise stärker betroffen als die jüngeren, wenn ein neuartiges Virus die menschliche Bevölkerung treffe, weil deren Immunsystem viel stärker geschwächt sei.
Die Frage nach der Übertragung
Eine der wichtigsten offenen Fragen ist für Palese, welchen Beitrag die verschiedenen Übertragungswege von SARS-CoV-2 zur Infektion anderer Menschen leisten. "Die Kenntnis des genauen Übertragungsmechanismus und die Entwicklung gezielter Methoden zur Reduzierung der Verbreitung würden unser Leben erheblich erleichtern."
Um zukünftige Epidemien oder Pandemien zu vermeiden, fordert Palese eine "rigorose Schließung" der offenen Wildtiermärkte in China, "dies würde die Häufigkeit wiederkehrender zoonotischer Infektionen, die zu Pandemien führen, drastisch reduzieren". Viele Virologen hätten China jahrzehntelang gebeten, diese offenen Märkte zu schließen, weil die Möglichkeit bestehe, dass Viren auf andere Spezies überspringen und so ihren Weg in den Menschen findet, so Palese, der das Influenzavirus H5N1, also die Vogelgrippe, als Beispiel für ein zoonotisches Virus nennt, das seinen Ursprung auf diesen Märkten hat.