Start-up entwickelt bleifreien Sensor für Beatmungsgeräte
In Beatmungs- oder Narkosegeräten kommen immer noch Sauerstoffsensoren zum Einsatz, in denen Bleianoden verbaut sind. Zwar schreibt die 2011 verabschiedete RoHS-Richtlinie (Restriction of Hazardous Substances) der EU vor, dass keine Gefahrstoffe in Elektrogeräten oder elektronischen Bauteilen integriert werden dürfen. Für medizinische Geräte gibt es aber Ausnahmen, weil es an brauchbaren Alternativen mangelt.
Das Start-up Oxygen Scientific hat eine solche umweltfreundliche Alternative entwickelt. Die Fluoreszenzsensoren des Grazer Unternehmens beinhalten nicht nur keine Bleianoden. Sei halten mit rund 5 Jahren auch um einiges länger als ihre "galvanischen" Pendants, deren Lebensdauer lediglich 12 bis 18 Monate beträgt.
Auch die Messgenauigkeit sei höher als bei galvanischen Sensoren, sagt Arne Sieber, der seit 3 Jahren an der Technologie arbeitet und im vergangenen Jahr gemeinsam mit seiner Frau Milena Stoianova-Sieber Oxygen Scientific gründete.
Licht zeigt Sauerstoffgehalt
Die Sensoren basieren auf der "Green Flash"-Technologie des Start-ups. Ein kurzer Blitz bringt spezielle Farbstoffe zum Fluoreszieren. Je mehr Sauerstoff in der Umgebung ist, desto kürzer dauert die Fluoreszenz. Berechnet wird der Sauerstoffgehalt von einem Mikrocontroller im Sensor.
Die im Durchmesser 30 Millimeter messenden Bauteile seien elektrisch wie auch mechanisch mit vielen handelsüblichen Geräten 1:1 kompatibel: "Das heißt, dass Geräte, die am Markt sind, ohne Adaptionen mit der Sensorik ausgestattet werden können", sagt Sieber. Das sei etwa bei optischen Sauerstoffsensoren der Konkurrenz, die zwar ebenso die EU-Richtlinie zu Gefahrstoffen erfüllen, jedoch eine externe Stromversorgung benötigen, nicht der Fall.
Überleitung in die Serienproduktion
Derzeit werden die Fluoreszenzsensoren unter verschiedenen Umgebungen getestet. Muster wurden bereits an Interessenten ausgegeben. Das Start-up ist auch dabei, sie in die Serienproduktion überzuleiten.
Lieferprobleme bei Mikrocontrollern haben das Start-up zuletzt etwas gebremst. Mittlerweile hat sich die Lage entspannt, im Jänner soll die erste größere Serie in Produktion gehen. Im Laufe des nächsten Jahres soll dann der Markteintritt erfolgen. Mit Distributoren sei man bereits im Gespräch, sagt Sieber.
Oxygen Scientific ist in Graz ansässig und zählt derzeit 4 Beschäftigte, die von 2 externen Mitarbeiter*innen unterstützt werden. Finanziert wurde das Start-up hauptsächlich durch private Mittel sowie durch Förderungen der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws), der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG) und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG.
Gespräche mit Investor*innen
Mit Investor*innen ist man bereits im Gespräch. "Für uns sind Investor*innen dann interessant, wenn sie auch ein Netzwerk mitbringen und so einen zusätzlichen Benefit bieten", meint der Gründer.
In Österreich gebe es eine sehr unterstützende Förderlandschaft, sagt Sieber, der auch bereits in Italien und Schweden tätig war. Mit dem Gründen hat der Medizintechniker bereits Erfahrung. Sein 2011 ins Leben gerufenes, auf Tauchgeräte spezialisierte Start-up Seabear wurde 2015 vom US-Unternehmen Johnson Outdoors übernommen und in Scubapro eingegliedert.
Weitere Einsatzmöglichkeiten
Langfristig peilt das Start-up mit seinen Sensoren einen Marktanteil von 20 Prozent im medizinischen Bereich an. Die bleifreien Sauerstoffsensoren sollen aber auch in anderen Branchen zum Einsatz kommen.
Künftig sollen sie etwa in Atemgeräte und auch Tauchgeräte eingebaut werden. Für die Entwicklung solcher Geräte hat man bereits eine Forschungsförderung bekommen. Geprüft werde auch, ob sie auch bei Abgasmessungen von Automobilen eingesetzt werden können, sagt Sieber.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).