Von Milch bis Schmieröl: Grazer Messverfahren verbessert Produktion
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Ob in Impfstoffen, Sonnencreme, Milch, Schmiermittel oder in Flüssigkeiten zur Oberflächenbeschichtung: Nanopartikel kommen in vielen Produkten zum Einsatz und helfen dabei, ihre Wirksamkeit zu erhöhen.
Dazu ist es aber notwendig, dass die winzigen Teilchen, die ein Nanometer (ein Millionstel Millimeter) bis 100 Nanometer messen, über die richtigen Eigenschaften verfügen. Das zu überprüfen ist jedoch schwierig und zeitaufwendig und gilt als Flaschenhals in den Produktionsverfahren.
Das Grazer Start-up Brave Analytics hat eine Messtechnologie entwickelt, die Größe, Form und Konzentration der Nanopartikel in Echtzeit feststellen kann. Das Verfahren sei 70 Mal schneller als bisher angewandte Methoden, sagt Christian Hill, der das Spin-off der Med Uni Graz gemeinsam mit Gerhard Prossliner gründete. In den Herstellungsprozess integriert, trage das Verfahren zur Steigerung der Qualität und auch zum Umweltschutz bei, da es helfe, Ausschuss zu vermeiden.
Laserlicht und Messzelle
Bei der patentierte Opto Fluidic Force Induction-Technologie (OF2i), werden die Partikel im Produktionsprozess durch eine Messzelle durchgepumpt und von Laserlicht in Bewegung versetzt. Die Bewegungen werden im Messverfahren erfasst und ausgewertet. "Dadurch lassen sich Rückschlüsse auf die Eigenschaften der Teilchen ziehen", erläutert Hill.
Solche Messungen könnten mit den Sensoren des Start-ups 200 Mal in der Sekunde 24/7 kontinuierlich durchgeführt werden, sagt der Gründer.
Aus Forschungsprojekt hervorgegangen
Entwickelt wurde die Messtechnologie von Hill und Prossliner im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Med Uni Graz. Nachdem das Verfahren patentiert wurde, habe man begonnen, sich über die Verwertung Gedanken zu machen und schließlich 2020 Brave Analytics als Spin-off der Universität gegründet, erzählt Hill.
Derzeit zählt das Start-up 12 Mitarbeiter*innen, bald sollen es 13 sein. Neben Förderungen durch die Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG tragen bereits erste Einnahmen zur Finanzierung bei.
Pilotprojekte
Im Einsatz ist das Verfahren etwa in Pilotprojekten bei einem großen Pharmaunternehmen. Auch im Rahmen von EU-Projekten setzen es Industriekunden aus dem Medizinbereich zur Prozesskontrolle ein. In einem weiteren Projekt werden Herstellungsprozesse bei der antibakteriellen Oberflächenbeschichtung mit Keramikpartikel überwacht.
Fuß fassen will das Start-up auch im Laborsektor, etwa in der Biotechnologie und der Biophysik. "Um Prozesse schneller verfolgen zu können", sagt Hill.
Ein Laborgerät soll Ende des Jahres auf den Markt kommen. Ein Prozessgerät für die Industrie werde voraussichtlich in 1,5 bis 2 Jahren marktreif sein.
Starke Resonanz
Starten will man zunächst am europäischen Markt. Großes Potenzial sieht Hill auch in Nordamerika und Asien. Aus Südkorea und Japan habe es bereits zahlreiche Anfragen gegeben: "Die Resonanz ist sehr stark."
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).
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