Die Arktis kann man sich ohne Eis kaum vorstellen.

Die Arktis kann man sich ohne Eis kaum vorstellen.

© APA/AFP/OLIVIER MORIN / OLIVIER MORIN

Science

Arktischer Ozean: Erster eisfreier Tag könnte bald kommen

Amerikanische und schwedische Forscher warnen in einer neuen Studie, dass der erste eisfreie Tag der Arktis noch in diesem Jahrzehnt eintreten könnte. Wissenschaftler sprechen von „eisfrei“, wenn die Fläche des Meereises im Arktischen Ozean auf eine Mio. Quadratkilometer oder weniger zusammengeschrumpft ist. 

Die Forscher nutzten verschiedene Klimamodelle. Insgesamt simulierten sie damit 266 Klimawandelszenarien, die sich zwischen 2023 und 2100 abspielen könnten, schreibt Science Alert.

➤ Mehr lesen: Geoengineering: Riesiger “Vorhang” in der Antarktis hat viel Konfliktpotenzial

In den nächsten 20 Jahren

Allerdings lässt sich nicht genau berechnen, wann die Arktis tatsächlich eisfrei sein wird. Am wahrscheinlichsten sei es jedoch, dass wir den ersten eisfreien Tag in 7 bis 20 Jahren erleben werden. Es könnte allerdings auch schon in 3 Jahren oder erst am Ende des Jahrhunderts so weit sein.

Das Eis in der Arktis schwindet. Diese Aufnahme zeigt im Detail, wie das Eis bricht.

Das Eis in der Arktis schwindet. Diese Aufnahme zeigt im Detail, wie das Eis bricht. 

Selbst wenn wir die Treibhausgasemissionen drastisch reduzieren, werden wir diesen Tag voraussichtlich in den kommenden 20 Jahren erleben, haben die Forscher berechnet. Wenn wir aber einen ungewöhnlich warmen Herbst, Winter und Frühling erleben, würde dies bedeuten, dass im Sommer darauf mehr Eis schmilzt. Dann könnten wir den ersten eisfreien Tag schon in den nächsten 3 bis 6 Jahren erleben.

Historischer Wendepunkt

Die Entwicklung des arktischen Eises wird seit 1978 überwacht. Es bleibt nicht immer gleich, sondern wächst und schrumpft im Laufe des Jahres. Auch nach dem ersten eisfreien Tag werden wieder Eistage folgen. Dennoch wird dieses Ereignis einen Wendepunkt markieren.

Das arktische Meereis im September 2024 (blaue Fläche), im Vergleich zur medianen minimalen Ausdehnung zwischen 1981 und 2010 (gelbe Umrandung).

Das arktische Meereis im September 2024 (blaue Fläche), im Vergleich zur medianen minimalen Ausdehnung zwischen 1981 und 2010 (gelbe Umrandung).

„Der erste eisfreie Tag in der Arktis wird die Dinge nicht dramatisch verändern“, sagt die Klimatologin Alexandra Jahn von der CU Boulder. „Aber er wird zeigen, dass wir eines der prägendsten Merkmale der Umwelt im Arktischen Ozean durch Treibhausgasemissionen fundamental verändert haben – nämlich, dass er das ganze Jahr über von Meereis und Schnee bedeckt ist.“

12,4 Prozent weniger im Jahrzehnt

In diesem Jahr wurde das minimale Eis am 11. September mit einer Eisfläche von 4,28 Millionen Quadratkilometern erreicht. Seit 1978 schrumpft die Eisfläche im Durchschnitt um 12,4 Prozent pro Jahrzehnt.

Die Untersuchungen der Forscher legen nahe, dass der Prozess am schnellsten voranschreiten wird, wenn die Erwärmung in den kommenden Jahren mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau liegt. Im Pariser Klimaschutzabkommen hat man sich darauf geeinigt, dies zu verhindern. Wenn man sich daran hält, könnte dies laut den Forschern die Eisfreiheit hinauszögern. 2024 könnte jedoch das erste Jahr sein, in dem die Erwärmung diesen Wert überschreitet.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare