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Start-up analysiert Verkehrsströme mit Mobilfunkdaten

Wie bewegen sich Leute durch die Stadt? Welche Verkehrsmittel benutzen sie? Wo kaufen sie ein? Das Grazer Start-up Invenium versucht mit Datenanalysen diese Fragen zu beantworten. "Wir wollen Mobilität besser verstehen", sagt Michael Cik, der das Start-up Ende 2016 gemeinsam mit Forscherkollegen von der Technischen Universität (TU) Graz gründete.

Die daraus gewonnen Erkenntnisse kommen bei der Verkehrsplanung zum Einsatz oder werden von Geschäften genutzt, um den Erfolg von Marketingaktionen zu messen und Kunden spezielle Angebote machen zu können. Auch für den Tourismus seien solche Datenanalysen interessant, erläutert Cik. "Wir sehen wo die Leute herkommen, was sie sich ansehen und was sie am Urlaubsort machen."

Signaldaten aus dem Mobilfunk

Dazu werden anonymisierte Daten aus Mobilfunk-Signalisierungsnetzen analysiert. Aus denen gehe etwa hervor, wann Smartphones mit welchem Mobilfunkmasten Kontakt aufnehmen, erklärt Cik: "Die Telekomanbieter brauchen diese Daten, um ihr Netz zu optimieren." Invenium hat Algorithmen entwickelt, mit denen sich daraus Verkehrsströme, Besucherfrequenzen bei Veranstaltungen oder Bewegungsprofile von Touristen errechnen lassen.

Mit solchen Datenanalysen könne aber auch die Wirkung von Außenwerbung gemessen werden, sagt Cik. Denkbar sei etwa eine Werbeplattform, über die Plakatflächen, abhängig von der Passanten- und Kontaktfrequenz, in Echtzeit gebucht werden könnten.

Im Zuge von Forschungsprojekten beschäftigten sich Cik und seine Mitgründer seit vielen Jahren mit der Analyse von Mobilfunkdaten. 2016 wurde das Start-up schließlich als Spin-off der TU Graz gegründet. "Wir wollten das kommerzialisieren", erzählt Cik. Dabei arbeitet man eng mit dem Mobilfunkanbieter A1 zusammen, der Mitte 2017 als strategischer Partner bei Invenium einstieg und 20 Prozent der Firmenanteile hält.

Invenium-Gründer: Christian Fritsch, Christopher Horn, Michael Cik und Gunnar Schulze

Datenschutz

Auf Datenschutz legt das Start-up großen Wert. Wie Daten anonymisiert werden müssen, damit keine Rückschlüsse auf Personen möglich sind, hat das Team des Start-ups bereits bei Forschungsprojekten vor der Gründung untersucht. "Wir arbeiten, was die Daten betrifft, zeitlich und räumlich in engen, selbstauferlegten Grenzen", sagt Cik.

„Datenschutz beginnt schon ganz am Anfang bei den Ausgangsdaten, die vom Mobilfunkbetreiber ausschließlich anonym bereitgestellt werden. Es zieht sich durch bis zur aggregierten Darstellung der Analyseergebnisse. Daher ist ein Rückschluss auf Einzelpersonen unmöglich, was auch im Vorjahr durch eine Zertifizierung des TÜV Saarlands bestätigt wurde.“ Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die seit Mai in der EU zur Anwendung kommt, habe nicht viel für das Unternehmen verändert, erzählt Cik: "Wir haben uns jahrelang mit dem Thema beschäftigt und waren gut vorbereitet."

Abo oder Einzelprojekte

Seine Datenanalysen bietet Invenium entweder gegen eine monatliche Gebühr oder auf Einzelprojektbasis an. Kunden können auf Dashboards zugreifen oder die Analysen über Schnittstellen auch in ihre eigenen Systeme einspeisen. Neben Behörden und öffentliche Verkehrsanbieter zählt das Start-up auch Unternehmen und Organisationen aus Handel und Tourismus zu seinen Kunden.

Finanziert wurde das Unternehmen neben Geldern von den Anteilseignern TU Graz und A1 auch mit Förderungen der Förderbank austria wirtschaftsservice. Mittlerweile könne man gut aus dem Cash Flow leben, sagt Cik. Derzeit beschäftigt das Grazer Start-up zehn Mitarbeiter. Nach weiteren Datenanalysten wird gesucht. "Händeringend", wie der Gründer sagt.  

Internationale Expansion

Gemeinsam mit dem Miteigentümer A1 wird die internationale Expansion in Angriff genommen. Dabei arbeitet man eng mit den Töchtern des Mobilfunkers, etwa in Bulgarien, Serbien und Slowenien, zusammen. Auch nach Westeuropa will das Start-up seine Fühler künftig ausstrecken. Cik: "Das Interesse ist da."

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und aws (austria wirtschaftsservice).

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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