So werden aus Bahngleisen Solarkraftwerke
Das schweizerische Start-up "Sun-Ways" will aus Bahntrassen Solarkraftwerke machen. Die Idee: In den ungenützten Platz zwischen den Bahngleisen verlegt das Unternehmen Solarmodule - handelsübliche Modelle passen exakt dazwischen, wie der Mitgründer von Sun-Ways, Baptiste Danichert, gegenüber Swissinfo erklärt.
„Es gibt mehr als eine Million Kilometer Eisenbahnstrecken auf der Welt“, sagt Danichert: „Wir glauben, dass 50 Prozent der weltweiten Bahnstrecken mit unserem System ausgestattet werden könnten.“ Seine Idee sei platzsparend und effizient, ist der Gründer überzeugt.
Verlegen von "Teppich" per Zug
Die Paneele legt Sun-Ways dabei mit einem speziell von der Gleisbaufirma Scheuchzer entwickelten Zug zwischen die Schienen. Im Anschluss werden sie dort automatisch festgeklemmt. Das könne man sich „wie einen sich ausrollenden Teppich“ entlang der Bahnstrecke vorstellen, so Danichert.
Die Idee, Solarmodule in Eisenbahntrassen anzubringen, ist kein Novum. Auch in Italien und Großbritannien wurde eine solche Technologie bereits getestet. Das Besondere an Sun-Ways: Im Gegensatz zu anderen Vorhaben lassen sich die Solarmodule des Schweizer Start-ups auch leicht wieder von den Gleisen entfernen. Dies ist ein Knackpunkt für derartige Technologien, da die Eisenbahnschienen auch gewartet werden müssen - etwa durch Abschleifen, um die Fahrsicherheit für Züge zu gewährleisten.
Solarmodule ernten Kritik
Das Vorhaben sorgt allerdings bei dem Internationalen Eisenbahnverband für Unmut. Die Organisation befürchtet, dass die Module von Sun-Ways unter anderem reißen und damit Brände auslösen oder Lokführer*innen durch Lichtreflexionen blenden könnten.
Sun-Ways will bei der Konstruktion seiner Technologie auf die Kritikpunkte geachtet haben und ist von seiner Idee weiterhin überzeugt. Würde das Schweizer Schienennetz mit seiner Gesamtlänge von 5.317 Kilometern vollständig mit Solarzellen bedeckt werden, könnte das System jährlich eine Terawattstunde (TWh) Solarenergie erzeugen, so das Unternehmen gegenüber Swissinfo. Das entspräche etwa 2 Prozent des gesamten Strombedarfs der Schweiz.
Im Mai startet Sun-Ways ein Pilotprojekt in der Schweiz. Auf einem Gleisabschnitt von 10 Kilometern installiert das Start-up Solarmodule, insgesamt 5.000 Stück. Der daraus erzeugte Strom soll schließlich in das öffentliche Netz eingespeist werden. In den kommenden Jahren will Sun-Ways in andere Regionen Europas sowie in die USA expandieren.