Start-up hilft Waldbesitzern, mit CO2-Zertifikaten Geld zu verdienen
Der Wald bindet Schadstoffe aus der Atmosphäre und gilt als wichtiger Klimaschutzfaktor. 3,6 Milliarden Tonnen CO2 werden auf diese Art nach Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums von den 4 Millionen Hektar Wald in Österreich der Atmosphäre entzogen.
Das Vorarlberger Start-up Tree.ly will Waldbesitzer*innen, die Vorräte in ihren Wäldern aufbauen oder auf den Abbau von Waldvorräten verzichten, zu Einnahmen aus ihren Leistungen für das Ökosystem verhelfen.
"Wälder decken einen wichtigen Aspekt der Klimaneutralität ab", sagt Jodok Batlogg, der das Start-up im vergangenen Jahr gegründet hat. "Es geht darum, dass nachhaltige Maßnahmen getroffen werden, die zu einer besseren Waldstruktur führen und dem Klimawandel entgegenwirken."
Handel mit Zertifikaten
Das Start-up analysiert für Waldbesitzer*innen den Waldbestand und erstellt darauf aufbauend Maßnahmen, wie die CO2-Aufnahme des Waldes verbessert werden kann. Das CO2-Projekt wird dann bei Zertifizierern zur Validierung eingereicht. Die Zertifikate werden am CO2-Markt platziert und an Firmen verkauft, die ihre Emissionen kompensieren wollen. Für den Handel zugelassen sind sie am freiwilligen nationalen Markt. "Wir bringen lokale Zertifikatskäufer mit lokalen Waldbesitzer*innen zusammen", sagt der Gründer.
International können die Zertifikate für die österreichischen Wälder nur bedingt gehandelt werden, da die Reduktion der Treibhausgase durch den heimischen Wald in die österreichische Treibhausgasbilanz einfließt. Batlogg sieht dabei allerdings noch Klärungsbedarf. Es brauche neue Modelle, wie die Ökosystemleistungen in Wert gesetzt werden, sagt der Gründer.
Hunderttausende Euro für große Waldflächen
Im Schnitt können Waldbesitzer*innen durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten 60 bis 80 Euro pro Hektar Wald jährlich erlösen, sagt Batlogg. Für 5.200 Hektar Wald können sich so 384.000 Euro Mehreinnahmen ergeben, wie in einem Beispielprojekt aus Vorarlberg auf der Website des Start-ups vorgerechnet wird.
Die Waldbesitzer*innen müssen sich verpflichten, das eingenommene Geld wieder in den Wald zu investieren.
Pilotprojekte
4 Pilotprojekte mit Waldbesitzern in Vorarlberg werden derzeit durchgeführt. Die verwaltete Fläche beträgt 10.000 Hektar und entspricht ungefähr 10 Prozent der Waldfläche des Landes, erzählt Batlogg. Auch mit weiteren heimischen Waldbesitzer*innen sei man bereits im Gespräch.
Derzeit beschränkt sich die Zusammenarbeit auf Forstbetriebe, die über mindestens 500 Hektar Wald verfügen. Künftig will man auch mit kleineren Waldbesitzer*innen zusammenarbeiten.
Bei der Analyse der Waldbestände soll eine technische Lösung helfen, die das Start-up gerade entwickelt. Dabei soll mithilfe von maschinellem Lernen, Satellitenaufnahmen, Laser-Scans, Höhenstufen- und Bauverteilungskarten sowie terrestrischer Waldinventuren die für die Aufnahme von Kohlenstoff verfügbare Biomasse exakt erhoben werden, erzählt der Gründer.
Tech-Veteran
Batlogg ist in der Tech-Szene kein Unbekannter. Er zählt zu den Mitgründern des auf die Verarbeitung von Maschinendaten spezialisierten Start-ups Crate.io. Davor war er unter anderem Technikchef des vor kurzem eingestellten Online-Netzwerkes StudiVZ.
Als er vor 2 Jahren bei Crate.io ausstieg, suchte der Informatiker nach Möglichkeiten im Bereich der Klimatechnologie tätig zu werden. Tree.ly gründete Batlogg mit eigenem Kapital, auch ein Business Angel ist bereits an Bord. Daneben erhält das Start-up auch eine Preseed-Förderung der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws). Im nächsten Jahr sollen erste Einnahmen erzielt werden.
Beteiligung am Zertifikatsverkauf
Geld verdient das Start-up mit einer Beteiligung aus dem Verkauf der CO2-Zertifikate. In den ersten 5 Jahren beträgt sie 25 Prozent. Mit seinem Geschäftsmodell orientiert sich tree.ly an Pedants wie NCX, das in den USA Landbesitzer mit Zertifikationskäufern zusammenbringt, oder Pachama, das die CO2-Aufnahme im südamerikanischen Regenwald mit künstlicher Intelligenz analysiert und optimiert.
Schon bald will Tree.ly auch europaweit tätig werden. Kontakte mit Waldbesitzer*innen in Deutschland gebe es bereits, erzählt Batlogg. Auch aus Finnland habe das Start-up schon Anfragen bekommen.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).