Wiener Start-up revolutioniert Eingriff bei Herzfehler
Je höher das Alter, umso höher auch das Risiko eines Herzproblems. Das weltweit am weitesten verbreitete ist der Mitralklappenprolaps. Das Wiener Start-up Angelvalve will mit "Mitral Butterfly" den dafür nötigen operativen Eingriff erleichtern.
Die Mitralklappe ist eine der vier Herzklappen und bei manchen Menschen undicht. Herzchirurg Werner Mohl, ehemaliger Oberarzt an der Herz-Thorax-Chirurgie des AKH Wien, behandelt diese Störung seit Jahren. „Sie kann beispielsweise aufgrund einer Bindegewebsschwäche oder einer Entzündung entstehen, sodass die Sehnenfäden abreißen“, sagt er der futurezone. Dadurch verliere ein Teil der Klappe seine „Aufhängung“ und es beginne ähnlich wie bei einem losen Segel im Wind zu flattern. „Dadurch strömt das Blut in die Lunge zurück, es kommt zu Kurzatmigkeit und durch Belastung von Lunge und Herz führt dies unbehandelt zu Herzinsuffizienz und letztlich zum Tod“, warnt der Experte.
Minimalinvasiver Eingriff
Wurde die Störung der Ventilfunktion der Klappe diagnostiziert, muss in der Regel eine massive Operation am offenen Herzen durchgeführt werden. Bei betagteren Patienten oder bei Begleiterkrankungen ist das Risiko jedoch zu hoch. Aus diesem Grund hat Mohl das Start-up Angelvalve gegründet – ein Spin-off der MedUni Wien.
Mit dem modular aufgebauten Implantat „Mitral Butterfly" zur Korrektur einer undichten Mitralklappe soll ein minimalinvasiver Eingriff mittels Katheterverfahren ermöglicht werden. „Das Implantat wird direkt über den linken Vorhof in die Mitralklappe eingebracht und über einen Segelanteil, dessen Haltefäden gerissen sind, appliziert“, erklärt Mohl. Das Implantat würde dann direkt am Klappenring mit einer kleinen Nadel fixiert. Die künstlichen Sehnenfäden legen sich über den Klappenanteil, welcher die Undichtigkeit der Klappe bewirkt und „repariert“ so die Klappeninsuffizienz.
Individuell angepasst
Diese Lösung soll für alle Patienten anwendbar sein und wird nach Ausmaß und Struktur der erkrankten Klappe individuell angepasst. Derzeit befindet sich das Produkt in der präklinischen Phase. Getestet wird zum einen die Haltbarkeit des Implantats und zum anderen, wie es sich im Langzeiteinsatz im Herzen verhält. „Wir haben daher das Implantat kürzlich in Amerika bei sieben Tieren für 90 Tage eingesetzt", sagt Mohl.
Erste Ergebnisse stehen Anfang Jänner zur Verfügung. 2021 soll das Implantat dem Menschen eingesetzt werden, muss davor aber in einem Dauerbelastungstest mindestens bei 400 Millionen Herzzyklen getestet werden. Damit könne man die Lebensdauer des Implantates gut abschätzen und einen sicheren klinischen Einsatz gewährleisten.
Auszeichnungen
Das von der Austria Wirtschaftsservice (aws) geförderte Start-up wurde bereits mit mehreren Auszeichnungen, unter anderem dem Rudolf-Sallinger-, dem PHÖNIX- oder dem Best-of-Biotech-Preis, prämiert. Als besondere Ehrung gilt das Goldene Wiener Herz der „Lisa Vienna“ als bestes medizintechnisches Start Up 2019.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer redaktionellen Kooperation zwischen futurezone und aws.