Betriebsrat digital: Mit App schneller als die Geschäftsleitung
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"Wir erreichen Tausende Kolleg*innen blitzschnell mit einem Klick. Das kann schon was", sagt Wolfgang Hirscher, Betriebsrat im BMW-Werk in Steyr, über die Betriebsrats-App MeinBR. Daher sei die App als zentraler, ortsunabhängiger und digitaler Dreh- und Angelpunkt der Betriebsratsarbeit ein wichtiges Instrument gegenüber der Geschäftsleitung.
Die Smartphone-Anwendung MeinBR ist ein recht einfaches Kommunikationstool des ÖGB, gefördert durch die Digitalisierungsoffensive der Arbeiterkammer. Betriebsrät*innen können die App für ihre Bedürfnisse adaptieren und mit Inhalten bestücken, um möglichst einfach und unkompliziert mit der Belegschaft in Kontakt zu treten.
Schnell und unkompliziert Informationen bereitstellen
Der größte Vorteil der Smartphone-Anwendung sei das Versenden von Push-Benachrichtigungen, heißt es von Betriebsrät*innen, die die App bereits nutzen. Dadurch erhalten all jene, die die App installiert haben und entsprechende Notificiations zulassen, die Informationen des Betriebsrats direkt am Smartphone-Display angezeigt. Vor allem im Hinblick auf betriebliche Mitbestimmung und das Einbinden von Mitarbeiter*innen könne die App ihre Stärkten ausspielen.
"Gerade während des Lockdowns war es wichtig, schnell zu informieren und möglichst viele Kolleg*innen zu erreichen. Wichtige Infos wie Corona-Vorschriften, neue Schichtpläne oder Lohnerhöhungen gehen als Push-Nachrichten raus. Die Nachrichten erscheinen auf dem Handy der Nutzer*innen, ohne dass diese extra in den Infobereich der App gehen müssen", erklärt Dominik Wührer, Betriebsrat beim Kugellagerherstellers SKF.
"Mittlerweile setzen rund 120 Betriebe die App ein beziehungsweise sind in der Vorbereitung, die Anwendung in ihre Betriebsratsarbeit zu integrieren. Die Nachfrage ist erfreulicherweise hoch", erklärt Richard Ondraschek vom ÖGB gegenüber der futurezone. Das Feedback sei über alle Maßen positiv.
Der digitale Betriebsrat
Je nach Bedarf der einzelnen Betriebe können die Betriebsräte die MeinBR-App entsprechend anpassen. Neben den Push-Nachrichten für aktuelle Infos, lassen sich auch News, FAQs und die Kontaktinfos zum Betriebsrats-Team abbilden. Außerdem können Umfragen durchgeführt, Veranstaltungen angekündigt und rechtliche Informationen bereitgestellt werden.
"Wir bieten den Betriebsrät*innen natürlich einen permanenten Support und entwickeln die App mit ihren Inhalten und Funktionen weiter", so Ondraschek. So sei erst kürzlich auf Basis der vielen Feedbacks ein Formulargenerator hinzugefügt worden, der die App-Admins dazu befähigt, Formulare selber zu bauen und in der MeinBR-App zur Verfügung zu stellen. An einem Umfragegenerator, der die Anwendung demnächst ergänzen soll, werde gerade gearbeitet.
"Das persönliche Gespräch bleibt natürlich nach wie vor wichtig in der Betriebsrats-Arbeit. Aber gerade in den Lockdown- und Kurzarbeitsphasen hat sich gezeigt, dass wir hier ein extrem effektives Tool geschaffen haben," heißt es vonseiten der Gewerkschaft. Die App zeigt besonders bei dezentralen Organisationsstrukturen, wie etwa viele Standorte oder Filialen oder auch bei steigendem Homeoffice-Anteil ihre Stärken.
Konzipiert ist die MeinBR-App als Ergänzung zu klassischen Medien und zum Intranet. "Im Zeitalter von Social Media und Informationspolitik ist es unumgänglich, dass auch wir Arbeitnehmervertreter unsere Informationen schnellstmöglich an unsere Kolleg*innen weitergeben können", sagt Sandra Seewald. Sie verwendet die App für die Betriebsratsarbeit bei H&M.
Zeitgemäße Betriebsratsarbeit
Je geringer die Anwesenheiten im Betrieb und je verstreuter die Beschäftigten, umso schwieriger gestaltet sich die Kommunikation für Betriebsrät*innen. Insofern richtet sich die MeinBR-App insbesondere an Betriebe, die mehrere Standorte haben und deren Mitarbeiter vielfach im Homeoffice oder unterwegs sind oder etwa durch verzerrte Arbeitszeiten nur schwer erreichbar sind.
Das Schwarze Brett oder die Aushänge im Betriebsratsbüro reichen schon lange nicht mehr aus, um die Mitarbeiter*innen zu erreichen. Außerdem nehme sich kaum jemand einen Flyer mit und im Intranet würden auch nur wenige nach Betriebsratsinformationen, erklärt Betriebsrat Wührer.
Kosten
Die einmaligen Einrichtungskosten der App werden im Rahmen der Digitalisierungsoffensive der Arbeiterkammer übernommen. Der jährliche Kostenbeitrag für Betrieb, Support und technische Aktualisierungen betragen 850 Euro.
Unterstützung bei der Inbetriebnahme sowie Schulungen und Webinare für die Verwaltung der App werden ebenso angeboten. Detaillierte Informationen zur MeinBR-App sind auf der entsprechenden Website zu finden.
Disclaimer: Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen der AK Wien und der futurezone.
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