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Peaq-App: Private E-Auto-Ladestellen und Parkplätze vermieten

E-Auto-Besitzer*innen kennen das Problem: Wenn sie ihr Fahrzeug öffentlich laden wollen und im ganzen Land unterwegs sind, müssen sie sich gleich bei mehreren Online-Portalen anmelden, und verschiedene Tankkarten zum Laden besorgen, um wirklich gut versorgt zu sein. Die Angst, einmal keine Ladestation zu finden und zu riskieren, dass das Auto auf der Strecke stehen bleibt, ist daher durchaus berechtigt. Die Maximalreichweite, die Hersteller*innen angeben, wird in der Praxis nämlich nur selten erreicht.

„Personen müssen sich bei 10 bis 15 Portalen anmelden, Apps runterladen, Ladekarten beantragen, um flächendeckend laden zu können“, erklärt Leonard Dorlöchter, Mitgründer von peaq, im Gespräch mit der futurezone. „Dazu kommen geschlossene Systeme, die nicht miteinander kommunizieren können", so Dorlöchter. Die EU schreibt Betreiber*innen von öffentlichen Ladepunkten zwar vor, dass E-Autofahrer*innen auch ohne Registrierung ihr Fahrzeug aufladen können müssen. Das funktioniert über "Roaming". Doch hier sind die Preise in der Regel empfindlich teurer als jene, die auf Abomodellen basieren.

"Außerdem wird bisher auf das Potential der privaten Ladepunkte, die gar nicht der Öffentlichkeit angeboten werden, verzichtet“, so Dorlöchter. Denn auch Privatpersonen könnten ihre E-Ladestationen anbieten, wenn sie diese selbst nicht gerade benötigen.

Dezentrales Netzwerk als Basis für Apps

Einzelpersonen sollen über eine App künftig bei jeder Ladestation, die als verfügbar angezeigt wird, laden können, ganz unabhängig davon, welche Betreiber*innen dahinterstecken. Besitzer*innen von Ladestationen, egal ob öffentlich oder privat, sollen ihre Infrastruktur über diese App anbieten können. Peaq selbst ist die Plattform, über die die App angeboten werden soll. Dahinter steckt ein dezentrales Netzwerk. Dieses geht im Juli 2022 offiziell an den Start. Seit 2020 wird im Hintergrund von aktuell 23 Personen alles vorbereitet, wie Dorlöchter im Gespräch erzählt.

Doch wie groß ist der Anklang einer solchen App bei den Anbietern von E-Tankstellen? Laut Dorlöchter gebe es „großes Interesse“, weil es sich bei der Entwicklung von peaq um keine Konkurrenz handle, sondern eine sinnvolle Ergänzung. „Die Anbieter können den Zugang zu ihren Ladepunkten über diesen Weg erweitern, und somit ist es eine Vervielfältigung ihrer Möglichkeiten.“

Technisch für Firmen relativ unkompliziert, für Private leider nicht

Große Ladeinfrastruktur-Anbieter*innen könnten ihre Infrastruktur auf „relativ einfachem Weg“ technisch in das peaq-Netzwerk integrieren. „Dazu muss man das Backend mit dem Blockchain-Netzwerk kommunizieren lassen.“ Man könne aber auch das Netzwerk direkt mit den Ladestationen kommunizieren lassen, dazu wäre allerdings eine spezielle Hardware notwendig, beschreibt der Produktexperte (CPO) von peaq. Bei Privatpersonen wäre es notwendig, dass Hersteller*innen von Wallboxen die peaq-Software bereits fertig mitausliefern und Privatkunden zur Verfügung stellen.

Derzeit sei man in Deutschland mit „zwei großen Ladestation-Herstellern“ in Kontakt, die mit peaq kooperieren. Außerdem zählen Unternehmen wie Audi und NTT zu den Partnern von peaq. „Die Anwendung der App wurde aus einer Problemstellung heraus entwickelt“, erzählt Dorlöchter. Peaq soll aber nicht nur auf Deutschland begrenzt bleiben, sondern international funktionieren. Außerdem sind weitere Anwendungsszenarien für Apps angedacht. So soll es etwa auch möglich werden, seinen privaten Parkplatz über eine peaq-App kurzfristig zu vermieten. „Das darf man sich vorstellen, wie eine dezentrale Vermittlung. Anders als bei bisherigen Plattformen schneidet aber niemand dazwischen mit und zwackt sich etwas von der Wertschöpfung ab“, sagt Dorlöchter.

Leonard Dorlöchter, Mitgründer von peaq

Web3, die Blockchain und Krypto

Das sind Vorteile des „web3“. Peaq basiert, technologisch gesehen, auf dieser neuartigen dezentralen Blockchain-Infrastruktur, die das Internet revolutionieren möchte. Bei der Idee hinter peaq geht es vor allem um die dezentrale Vernetzung von Fahrzeugen, Maschinen, Geräten und Robotern, damit Einzelpersonen sowie Organisationen ohne Zwischenhändler*innen damit Profit erzielen können. Die Plattform dahinter soll „transparent und fair“ sein, heißt es. Peaq möchte also nicht bei der Vernetzung der E-Ladeinfrastruktur oder Parkplätzen aufhören, sondern diese sollen nur der Beginn, sozusagen die ersten Use Cases, sein.

Doch wie sieht es eigentlich mit der Haftung aus, wenn sich das alles selbst organisiert? „Wir werden da sicherlich auch mit Versicherungen kooperieren, wenn es um das Abdecken von Schäden geht. Natürlich müssen bei Ladestationen etwa auch Unternehmen für die Wartung zuständig sein“, sagt Dorlöchter.

Während E-Auto-Besitzer*innen beim Tanken natürlich in ihrer Landeswährung, dem Euro zahlen, steckt hinter der peaq-Infrastruktur ein Token in Kryptowährung. Dieser Token wird dazu verwendet, um das Ökosystem zu nutzen, weiterzuentwickeln und in Stand zu halten. „Dieser ist der Hauptmonetarisierung des Netzwerks“, erklärt Dorlöchter. Peaq selbst wird allerdings als Stiftung angelegt, die nicht gewinnorientiert arbeitet. Investor*innen sowie die Gründer bekommen Tokenanteile von peaq. „Je mehr das Netzwerk genutzt wird, desto mehr werden diese Anteile wert sein. Das ist wie mit herkömmlichen Firmenanteilen“, sagt Dorlöchter.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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