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Apps

SOS: Welche Notfall-Apps im Ernstfall helfen

Durch den Erfolg des Handys und in weiterer Folge des Smartphones sind heutzutage die meisten Menschen vernetzt. Ob nun jung oder alt, der mobile Begleiter wird für belanglose Anrufe, Spielereien aber eben auch für den Notfall genutzt. Eine Notfallsituation tritt schnell ein und erfordert in den meisten Fällen noch schnelleres Handeln.

Einige Apps versprechen hier, ihren Nutzern im Fall der Fälle zur Seite zu stehen. Die Funktionsweisen sind dabei unterschiedlich. Während manche Apps die tatsächliche Reaktionszeit und Informationslage verbessern, dienen andere lediglich als eine Art Kontaktbuch und Ratgeber für Erste-Hilfe Maßnahmen.

Die Notruf-App

Die App des Forum Mobilkommunikation gehört zu den simpleren Ablegern ihrer Zunft. Frisch erschienen für iOS und Android, soll die Anwendung in Notsituationen wertvolle Zeit liefern. Das Konzept ist dabei denkbar einfach. Die native App bietet eine vordefinierte Liste der wichtigsten Rufnummern an, die direkt aus der App kontaktiert werden können. Dazu zählen unter anderem der Euro-Notruf, der Ärzte-Notruf und der Gas-Notruf sowie Polizei, Feuerwehr und Rettung.

Wählt man eine der Nummern in der App aus, wir diese direkt angewählt. Die vorgefertigte Liste soll dann im entscheidenden Moment wertvolle Sekunden sparen. Zusätzlich kann noch ein I.C.E.-Kontakt (In Case of Emergency) angelegt werden, der mittels Sperrbildschirm den Ersthelfern Informationen zu einer eigens gewählten Kontaktperson gibt, die im Notfall weitere Infos zur betroffenen Person liefern kann.

Ebenfalls integriert ist noch eine kleine Sektion, die eine richtige Notruf-Abwicklung beschreibt. Die gesamte App setzt aber weder auf GPS-Ortung, noch greift sich auf das Kontaktbuch des Smartphones zu.

FMK Notruf ist kostenlos für iOS und Android erhältlich.

Rettung

Um einiges umfangreicher ist die App „Rettung“ des niederösterreichischen Notrufs. Erst im April 2018 gestartet, ist auch diese App erst relativ kurz in Österreich auf dem Markt. Bereits seit zwei Jahren in Tschechien erfolgreich im Einsatz, wurde die Anwendung heuer für Österreich freigegeben und Nutzern zur Verfügung gestellt (mehr dazu hier). Anders als bei FMK handelt es sich hierbei jedoch nicht nur um eine einfache Ansammlung an wichtigen Telefonnummern. „Rettung“ ist direkt mit dem Leitstellensystem verbunden und stellt im Notfall eine Instant-Verbindung her.

Zentrales Element der App ist der rote „144“-Knopf, der im Notfall die Leitstelle sofort mit den wichtigsten Informationen versorgt. Besteht eine Datenverbindung, übermittelt das Smartphone beim Drücken des Knopfes die aktuellen GPS-Koordinaten, den Namen sowie einige vorher hinterlegte Infos. Die App baut dann eine Sprachverbindung zu einer speziellen Rufnummer auf, die eigens für App-Notrufe zur Verfügung steht. Kommt kein Sprachanruf zu Stande und die von der App versandten Daten gehen bei der Leitstelle ein, wird der Einsatz als Notfall behandelt. Sollte keine Datenverbindung bestehen, übermittelt die Anwendung die wichtigsten Infos via SMS.

Neben der eigentlichen Notruffunktion gibt es unter anderem auch Such- und Infofunktionen zu verschiedenen Abläufen und Ärzten in der eigenen Umgebung. Die Anwendung und deren Notrufe werden vom Notruf Niederösterreich entgegengenommen, werden von dort aus aber überregional an die zuständige Leitstelle weitergeleitet. Neben Österreich funktioniert die App dank der vorhandenen Infrastruktur auch in Tschechien.

Rettung ist kostenlos für iOS und Android erhältlich.

Notfall-Hilfe

Die für Nutzer in Deutschland konzipierte App Notfall-Hilfe ist vor allem für Reisen im Ausland als Notfall-App interessant. Während die App innerhalb Deutschlands eine direkte Verständigung der Leitstelle inklusive Versorgung mit GPS-Daten und Co. gewährleistet, ist ihre Auslandsfunktion auch außerhalb Deutschlands hilfreich. Befindet man sich in einem anderen Land, erkennt die Anwendung automatisch, um welches Gebiet es sich handelt und wechselt ohne Zutun auf die passende Notrufnummer im jeweiligen Land.

Ebenfalls interessant ist die I.C.E-Funktion. Ein regelrechtes Arsenal an Informationen kann hier in der App hinterlegt werden. Dazu zählen neben Daten wie Gewicht oder Größe auch Daten zu Blutgruppe, Allergien, Medikamenten, Einnahmeplan, Führerschein- und Ausweisdaten. Praktischerweise werden diese Daten von der App auch in Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch zur Verfügung gestellt, was Helfern im Ausland die Arbeit erheblich erleichtern kann.

Notfall-Hilfe ist kostenlos für iOS und Android erhältlich.

Native Integration und AML

Neben einigen hilfreichen Apps, die es für Smartphones gibt, wurden und werden Notruf- bzw. I.C.E.-Funktionen auch in die Betriebssysteme selbst integriert. Bei Android seit Version 5.0 an Bord, kann mittels dreimaligem Drücken des Power-Buttons die Notruf-Funktion aktiviert werden, sofern das Feature vorher eingerichtet wurde. Hier kann eine Nachricht an mindestens vier vorher definierte Kontakte versendet werden, die auf Wunsch auch Bilder der Kameras, eine Audioaufnahme und GPS-Daten enthalten.

Auch Apple hat in seinen iOS-Geräten eine eigene Notruf-Funktion integriert. Bei Geräten ab der Generation 8 und X wird diese durch das gleichzeitige Drücken von Power- und einem der Lautstärke-Knöpfe aktiviert. Hierbei werden, sofern in der Health-App angelegt, die eigenen Notfall-Kontakte informiert und mit GPS-Daten versorgt. Sofern Ortungsdienste deaktiviert sind, werden diese von iOS kurzfristig freigeschaltet. Auf Geräten der Generation 7 oder älter wird die gleiche Funktion durch fünfmaliges Drücken des Power-Buttons getriggert.

In Zukunft soll durch die Nutzung des Standards AML (Advanced Mobile Location) auch länderübergreifend eine GPS-Versorgung von Leitstellen möglich werden. Während laut Google die meisten Geräte AML unterstützen, arbeitet Apple seit iOS 11.3 an einer nativen Integration des Standards. AML selbst wird unter anderem bereits in Österreich, Belgien, Neuseeland und Großbritannien unterstützt, wurde von Apple aber bisher nur in den USA als Feature aktiviert.

Fazit

Wer heute in eine Notsituation gerät, kann mit der richtigen App entscheidende Zeit gewinnen. Durch direkte GPS-Übermittlung und Nummer-Anpassung an die jeweilige Region wird dem Nutzer soweit wie möglich geholfen. Dank dem Standard AML könnte es zukünftig sogar ohne Apps möglich sein, Leitstellen direkt mit den wichtigsten Infos zu versorgen.

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Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

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