Autonome Drohne flog von Wien ins Burgenland
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Stromausfälle werden zunehmend kritischer, sowohl für Privatpersonen wie für Unternehmen, denn alles ist vernetzt. Um schneller auf Probleme bei Hochleistungsnetzen reagieren zu können und Trassen langfristig instand zu halten, nutzt der Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) bereits seit 2019 kleine Flugdrohnen, die vom Boden aus gesteuert werden. Im August wurde aber eine ganz neue Methode erprobt: Eine zivile Drohne absolvierte den ersten autonomen Langstreckenflug in Österreich.
In 1:20 Stunden legte die SkyLark 250 von SmartDigital 104,8 Kilometer entlang der Stromtrasse zurück. Gestartet wurde im Umspannwerk Wien-Süd, von wo aus die Trasse ins Burgenland führt. Die Drohne landete dann im Umspannwerk Rotenturm. Sie flog dabei mit Geschwindigkeiten zwischen 60 und 90 km/h und lieferte ein Live-4K-Video der Teststrecke.
Nacht, Nebel und Naturkatastrophen
Die elektrische Drohne hat eine Reichweite von 115 Kilometern und kann eine Nutzlast von 1,5 Kilogramm tragen. Daher sind die Anwendungsgebiete vielzählig: „Wir wollten ein durchgängiges Video haben, um Defekte zu erkennen. Dafür hat erstmal eine Kamera gereicht. In weiterer Folge werden wir mit allem fliegen, was uns die Technik zur Verfügung stellt, wie Laserscanner oder Thermovisionskameras“, erklärt Drohnen-Projektleiter bei APG, Paul Zachoval, der futurezone.
Zukünftig wolle man so überprüfen, ob eine besonders ausgelastete Stromleitung sich stark erhitzt, ob ein Baum auf die Leitung gefallen ist, oder ob alle Seile am richtigen Ort sind. Aber auch im Notfallbetrieb, etwa bei Einsätzen in der Nacht, bei Nebel oder nach Naturkatastrophen wie einer Lawine sollen solche Drohnen zukünftig im regelmäßigen Betrieb sein. „Auf Hoch- und Höchstspannungsleitungen kommt es immer wieder zu Ausfällen, die wir nicht eindeutig zuordnen können. Eine kurzfristige Überprüfung mittels Drohnenflug würde uns hier sehr helfen“, führt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand von APG, aus.
Im Gegensatz zu den kleinen Drohnen, die bereits im Einsatz sind, braucht es dafür keinen Piloten in Sichtweite, der aktiv das Steuer übernimmt. „Wir haben die Drohne vollautonom senkrecht starten lassen. Das bedeutet, der Operator drückt auf den Knopf und das Programm läuft ab. Wie beim autonomen Fahren ist auch hier die Anwesenheit eines Pilotes vorgeschrieben, um hin und wieder einzugreifen. In diesem Fall hat er aber nicht eingreifen müssen und war nur zum Überwachen da“, berichtet Zachoval vom ersten Testflug. Damit die Drohne weiß, wo sie hinmuss, wurde sie zuvor entsprechend programmiert. Sämtliche Strommasten besitzen exakte GPS-Koordinaten. So konnte die Strecke exakt geplant werden.
Lieferungen und Flugtaxis
Der Testflug soll langfristig auch den Weg für andere Anwendungsgebiete ebnen, die über das Prüfen von Stromtrassen hinausgehen. „Gerade für ein Land wie Österreich, das stark durch eine mittelständige Luftzulieferindustrie geprägt ist, birgt dieses Potenzial eine große Chance“, sagte Magnus Brunner, Staatssekretär des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).
Drohnen würden einen großen Aufschwung erleben, mit 3.000 offiziellen Neuzulassungen im Jahr 2019. Hier sieht Brunner besonders Möglichkeiten beim Einsatz in Krisensituationen, beim Transport und bei Flugtaxis. Der erste Langstreckenflug sei dabei ein „Meilenstein“ und „historischer Moment“ gewesen.
Sicherheit im Fokus
Solche Testflüge sollen zudem die Flugsicherheit solcher Drohnen steigern. Daher war beim Flug auch die Luftfahrtbehörde Austro Control beteiligt, die ihn "nach einer intensiven Vorbereitungsphase und einer umfassenden Risikobewertung" genehmigte. Da der Testflug nahe der Flugsicherheitszone des Flughafens Wien Schwechat stattfand, stand unter anderem im Fokus, wie zukünftig unbemannte und bemannte Drohnen arrangiert werden können.
Wann die Drohnen tatsächlich regelmäßig zum Einsatz kommen werden, ist noch unklar. Dafür seien weitere Testflüge notwendig, mit denen die Algorithmen insbesondere zur Flugsicherheit weiter ausgebaut werden. Zudem betonte Karall, dass der Einsatz von Drohnen immer mit geschulten Mitarbeitern durchgeführt wird, die gesammelte Daten bewerten und Schlussfolgerungen für weitere Maßnahmen ziehen können.
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