Google: "Effektiven Klimaschutz schafft man nur gemeinsam"
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Warum beteiligt sich Google eigentlich so stark an Umweltpolitik, auch in Europa?
Christine Antlanger-Winter: Was gut für den Planeten ist, ist auch gut für uns. Google engagiert sich schon seit über 20 Jahren für Umwelt und Klimaschutz. Wir freuen uns, dass immer mehr Unternehmen begreifen, dass das auch gut für ihr Geschäft ist. Kund*innen wollen es, Angestellte verlangen es und auch Aktionär*innen und Kapitalgeber*innen fordern es zunehmend. Darum drängen wir die USA und die EU gemeinsam mit anderen Unternehmen dazu, ihre Emissionsziele zu verschärfen. Wir sind stolz darauf, den EU Green Deal zu unterstützen. Wir selbst verfolgen ambitionierte Ziele, etwa rund um die Uhr mit Ökostrom zu arbeiten. Derzeit sind wir bei 66 Prozent. Auf 100 Prozent kommen wir nur, wenn uns mehr Akteure auf unserem Weg zur Dekarbonisierung begleiten. Effektiven Klimaschutz schafft man nur gemeinsam.
Google versucht schon seit Langem, sein Geschäft nachhaltiger zu gestalten. In welchem Bereich ist es am schwierigsten, CO2-neutral zu werden?
90 Prozent der Emissionen großer Unternehmen gehen zurück auf kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU), die eine Schlüsselrolle beim Entwerfen von Produkten und Dienstleistungen spielen. Und KMU haben oft nicht die Ressourcen, ihre Emissionen zu messen und zu steuern. In einer aktuellen Umfrage sagen 63 Prozent, dass sie nicht glauben, die richtigen Fähigkeiten zu besitzen, um Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen. Genau da wollen wir ansetzen. Darum haben wir zum Beispiel eine Partnerschaft mit Normativ, einem schwedischen Unternehmen, das einen kostenlosen CO2-Rechner für Firmen, speziell im KMU-Bereich, anbietet.
Neben Online-Diensten und Software ist Google ja auch im Hardware-Geschäft vertreten. Wie sorgt Google dort für ethisch und umweltverträgliche Ressourcengewinnung und eine nachhaltige Verwertung am Ende der Einsatzzeit?
Das ist wirklich ein sehr wichtiges Gebiet. Wir setzen daher auf hohe Standards beim Schutz von Arbeitnehmer*innen und Umwelt bei jedem Zulieferer. Bei Hardware achten wir auf Nachhaltigkeit im gesamten Lebenszyklus von Produkten, vom Design, der Produktion, dem Transport, dem Gebrauch bis hin zur Endverwertung. Wir haben das Ziel, die Zirkularität unserer Produkte, Prozesse und Gemeinschaften zu verbessern. Alle unsere Produkte, die wir seit 2022 herausbringen, enthalten recycelte Materialien. 2025 wollen wir mindestens 50 Prozent erneuertes Plastik in unseren Produkten verwenden. Verpackungen wollen wir bis dahin komplett plastikfrei machen.
Mit welchen seiner Dienstleistungen will Google den anderen Unternehmen dabei helfen, ihr Geschäft nachhaltiger zu machen?
Wir bieten unseren Partner*innen beispielsweise unsere KI-Werkzeuge an, um Emissionen zu überwachen, etwa über die Google Cloud, den Environmental Insights Explorer, der Emissionen von über 40.000 Städten weltweit enthält, oder die Google Earth Engine, die mehr als 50.000 Forscher*innen auf der Welt dabei hilft, den aktuellen Zustand des Planeten zu messen. Außerdem setzen wir uns für Naturschutz, Klimawandelanpassung und Technologien ein, die ein nachhaltigere, resilientere und produktivere Nahrungsmittelproduktion ermöglichen.
Im Energiebereich wirbt Google für das 24/7 Carbon Free Prinzip, durch das Unternehmen ihren Stromverbrauch genau an die aktuelle Ökostromproduktion anpassen sollen. Was erwartet sich Google davon?
Forschungen der TU Berlin haben gezeigt, dass dieses Konzept eine große Klimaschutzwirkung haben könnte. Wenn in Irland zum Beispiel bei nur 25 Prozent der Unternehmen der Strombedarf bis 2025 zu 100 Prozent 24/7 CO2-frei wäre, würde man 600.000 Tonnen CO2 pro Jahr sparen gegenüber einer jährlichen CO2-Bilanzierung. Das entspräche 15 Prozent der Emissionen von Irlands Kraftwerken. Unabhängig von diesem Konzept: Die internationale Energieagentur sagt, dass der Digitalbereich maßgeblich ist, um die Dekarbonisierung voranzutreiben. Man könnte mit digitalen Lösungen 20 bis 25 Prozent CO2-Einsparungen in Europa erzielen - das ist so viel wie die Emissionen von Frankreich und Deutschland zusammen.
Um das Energiesystem zu dekarbonisieren, sind neue Technologien und Infrastruktur notwendig, etwa für den Transport von Wasserstoff, für die Entwicklung neuer Batterieformen oder neue Energiequellen wie Kernfusion. Wie beteiligt sich Google daran?
Wir investieren in unterschiedliche Ansätze, die es uns erlauben, verlässliche CO2-freie Energie überall und den ganzen Tag lang zu erhalten. Das inkludiert etwa die Kombination von Wind- und Solarenergie oder das Weiterentwickeln von KI. Mit Engie arbeiten wir zum Beispiel zusammen, um KI dafür zu nutzen, bessere Vorhersagen zu treffen, auf welchem Energiemarkt und zu welchem Preis man Windenergie anbieten sollte. Das ist komplex wegen der unvorhersehbaren Natur von Windenergie. Wir investieren auch in Batteriespeicher. In Belgien etwa läuft unser Rechenzentrum zu 82 Prozent der Zeit mit Ökostrom, weil wir lokal Solarenergie gewinnen und in Batterien speichern.
Google hat durch seine Suchmaschine tiefe Einblicke in die Gedanken von Menschen. Wieviel Besorgnis herrscht auf der Welt angesichts von Klimakrise, Energieknappheit oder dem Artensterben?
Die Bedenken der Menschen sind deutlich in den Informationen, nach denen sie suchen. Im Juli 2022 hatte der Suchbegriff "Klimaangst" ein Allzeithoch. Unter den beliebtesten Suchbegriffen finden sich "Dachsolaranlage", "Solarenergie", "E-Bikes", "E-Autos" genauso wie "Gas sparen", "Heizkosten sparen" oder "Energie sparen". In den vergangenen 5 Jahren haben wir auch eine Verfünffachung der Suchen nach nachhaltigen Produkten gesehen. Rund um die Welt gehen Menschen auf die Straße, weil sie nachhaltige Lösungen fordern. Wir haben uns ganz der Aufgabe verschrieben, ein Teil dieser Lösung zu sein.
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