Symbolbild.

Symbolbild.

© Getty Images/iStockphoto / ismagilov/iStockphoto

B2B

Innovation: "Es geht um Vertrauen, Mut und Risikobereitschaft"

Am 17. und 18. Oktober findet im Wiener Erste Campus das Austrian Innovation Forum (AIF) statt. Die futurezone hat mit Veranstalter Helmut Blocher über den Innovationsdruck auf heimische Unternehmen und Voraussetzungen für erfolgreiche Innovation gesprochen.

futurezone: Das Austrian Innovation Forum steht heuer unter dem Motto "Unlearn". Was müssen wir verlernen, damit Innovation gelingen kann?
Helmut Blocher: Unsere Erfahrungen und Annahmen über die Wirklichkeit sind gleichzeitig kognitive Begrenzungen. Es fällt uns schwer, etwas in Frage zu stellen, das wir bereits gewohnt sind, oder das sich über längere Zeit bewährt hat. Und wir können in den Unternehmen, Produkten, Prozessen nicht immer oben etwas Neues draufsetzen, ohne auch etwas wegzunehmen. Nichts anderes hat schon Joseph Schumpeter mit dem „Kreativen Zerstören“ gemeint. Beim 9. AIF werden auch viele Erfahrungsberichte aus der Praxis zu hören sein.

Womit haben Unternehmen zu kämpfen, die innovieren wollen?
Es dreht sich dabei viel um die „Beidhändigkeit“, die Unternehmen brauchen, um dem „Innovator’s Dilemma“ zu entkommen. Etablierte Unternehmen sind zwar sehr gut darin, bestehende Strukturen, Produkte und Prozesse zu optimieren, aber weniger, wenn es darum geht, sich für die Zukunft neu zu erfinden. Wenn ein Unternehmen sich nicht selbst mit neuen Wegen in Frage stellt, wird es früher oder später jemand anderer tun. Dazu gibt es interessante Beiträge von Unternehmen, wie Swisscom, Umdasch Group, Palfinger SI, Wiener Hafen, TTTech oder Robert Bosch.

Was haben gelungene Innovationsprozesse gemeinsam? Gibt es überhaupt einen gemeinsamen Nenner?
Leider nein. Nur das Ergebnis zählt. Es gibt keinen optimalen Prozess. Klar ist, dass Innovation nicht gesteuert werden kann, wie andere Unternehmensbereiche vielleicht durchaus immer noch. Entscheidend ist der Rahmen, den ein Unternehmen anbietet, um Innovation zu fördern. Da geht es um Themen wie Vertrauen, Mut, Risikobereitschaft, aber auch Durchlässigkeit innerhalb des Unternehmens und über die Unternehmensgrenzen hinaus. Erfolgsentscheidend ist es oft, die eigenen Annahmen sehr früh zu hinterfragen. Durch Kunden, Kritiker im Unternehmen, Lieferanten, Mitbewerber, auch durch Partner in anderen Branchen, Experten, Künstler usw.

Woran scheitern Innovationsprozesse häufig?
Etwa daran, dass es die Führungskräfte oft nicht schaffen, ihr Mindset zu verändern. Sie wollen nach wie vor alles kontrollieren und steuern und bewegen sich in der komfortablen Zone der eigenen Überzeugungen. Oder es wird zwar scheinbar vieles getan, um Innovation zu ermöglichen, es wird viel kommuniziert, aber nichts marktrelevantes umgesetzt. Warum Unternehmen Innovationstheater spielen, darüber spricht Daniel Tyoschitz beim AIF.

Wie wichtig ist Zusammenarbeit- auch mit anderen Firmen oder Start-ups?
In der Zusammenarbeit mit branchenfremden Unternehmen liegt nach wie vor enorm viel Potenzial brach. Darüber wird Ellen Enkel, Professorin an der Zeppelin Universität, beim 9. Austrian Innovation Forum auch sprechen. Die Zeppelin Universität ist eine der führenden Einrichtungen, wenn es darum geht, „Innovation“ zu studieren. Die Zusammenarbeit mit Start-ups kann hilfreich sein, aber auch leicht schief gehen. Leider gibt es auch hier keinen Königsweg zum Erfolg, bestenfalls kann man aus Fehlern anderer lernen.

Wie hoch ist der Innovationsdruck auf österreichische Unternehmen?
Der Innovationsdruck ist überall hoch. Natürlich spürt etwa eine regionale Sparkasse den Druck nicht so, wie große, internationale Bankinstitute. In einer vernetzten Gesellschaft und Wirtschaft können Veränderungen rasch für ein Unternehmen existenzbedrohend werden. Meist nicht von heute auf morgen, aber doch innerhalb weniger Jahre. Ich bin aber auch gegen schrille Panikmache. Manchmal braucht es auch die Kraft der Ruhe und der Stille oder einfach einige Umwege, bevor Co-Creation, Intuition und Kreativität erfolgreich wirksam werden.

Helmut Blocher ist Initiator des Austrian Innovation Forum sowie Gründer und Geschäftsführer von SUCCUS | Wirtschaftsforen. Das Unternehmen entwickelt und organisiert führende Konferenzformate rund um Innovation in Deutschland, Österreich
und der Schweiz.

Welche Branchen sind besonders innovativ?
Bei uns? Die produzierende Industrie gehört sicher in weiten Teilen dazu, besonders die Autozulieferindustrie, etwa wenn es um Mechatronik oder Kunststoffe geht. Ebenso die Life Sciences, Biotechnologie und die forschende Pharmaindustrie. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, Weltmarktführer, meist mittelständische Unternehmen, in Österreich zu haben. Sie sind das Rückgrat unserer Wirtschaft, ja unseres Wohlstands. Leider gibt es auch eine Reihe von Branchen, die sich nicht ändern wollen oder können.

Welche Rolle spielen technologische Entwicklungen und Neuerungen bei unternehmerischen Innovationen?
Sicher ist Technologie oft der Treiber der Innovation. Es sind aber nicht immer nur die allerneuesten Technologien, die erfolgreiche Innovationen begünstigen. Geschäftsmodellinnovationen etwa entstehen in rund 90 Prozent der Fälle in einer reinen Rekombination von bereits vorhandenen Geschäftslogiken. In der Transformation geht es im Kern mehr um die Menschen, die Mitarbeiter in einem Unternehmen, als um die Technologien an sich. Sehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Sinn in dem was sie tun? Gelingt es, sie für die Suche nach dem Neuen zu motivieren, vielleicht sogar zu begeistern?

Geht es auch ohne Technik?
Natürlich, zum Beispiel dann, wenn es um die Entwicklung der Innovationskultur geht. Da geht es vor allem um direkte Gespräche, wenn wir Freiheit und Vertrauen in den Unternehmen stärken wollen. Oder, ein anderes Beispiel, wenn sich eine bunte Gruppe mit gelben Zetteln und Stiften etwas Neues ausdenkt.

Welche Trends siehst du bei der Innovation und der Gestaltung innovativer Prozesse?
Ein Trend wäre, Diversität, dort wo es um Innovation geht, ernster zu nehmen, ein anderer, sich als Unternehmen die Frage zu stellen, was der eigene Beitrag zur Gesellschaft ist. Ein dritter, mögliche Kunden, aber auch unternehmensfremde Experten, sehr früh einzubinden.

Was sind Highlights des 9. AIF?
Ich glaub wir haben ein hochkarätiges Programm, das das Thema auch spannend entlang einer Storyline aufbereitet. Tarek Leitner wird in gewohnter Weise durch das Programm am ersten Tag führen und am zweiten Tag geht es dann interaktiv und sehr praxisnah zur Sache. Natürlich gibt es auch wieder die Verleihung des ICEBERG innovation leadership award und ein Buch mit 45 VordenkerInnen, die alle schon mal bei uns gesprochen haben, bringen wir auch raus, genau zum AIF. Es wird viele Gelegenheiten für einen Austausch auf Augenhöhe geben.

Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und dem Austrian Innovation Forum entstanden.

 

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare