Prototypen für fliegende Autos wie das Aeromobil gibt es seit Jahren. Im Alltag sind sie aber noch lange nicht angekommen.

Prototypen für fliegende Autos wie das Aeromobil gibt es seit Jahren. Im Alltag sind sie aber noch lange nicht angekommen. 

© AeroMobil

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Innovation: „Wir sind der Vergangenheit näher als der Zukunft“

„Die Realität ist klebrig“, sagt Hanno , Managing Partner von Unlearn Consulting & Development, während seiner Keynote beim 8. Austrian Innovation Forum in Wien: Es braucht viel Zeit, bis sich Visionen von der Zukunft im tatsächlichen Leben verankern. Seine These untermauert er mit einem historischen Beispiel: Vor rund hundert Jahren war die Welt geprägt von politischem Wandel und technologischen Neuerungen, die wiederum Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend änderten. Das Jahr 2000 stellten sich die Menschen damals so vor, dass Orchester in der Oper nur noch von Robotern gespielt werden und sich die Menschen nur noch in fliegenden Autos fortbewegen. Nun, hundert Jahre später, sind Musiker noch immer menschlich und Autos verstopfen unsere Städte – wir haben aber nach wie vor die gleichen Träume. „Wir sind der Vergangenheit somit näher als der Zukunft“, sagt Burmester.

Daher mache es Sinn, nicht jedem Buzzword hinterher zu jagen und sich bewusst zu machen, dass Menschen diesen Wandel gestalten. Dementsprechend müsse der Wandel auch den Menschen helfen, anstatt sie zu verunsichern.

Umbrüche in der Arbeitswelt

Manchmal ist Aufregung dem Experten zufolge aber berechtigt, vor allem in Bezug auf die Arbeitswelt. Denn die Digitalisierung findet auf mehreren Ebenen statt: Am einen Ende steht die Veränderung der Gesellschaft als Ganzes, am anderen Ende das Individuum – und dazwischen die Organisationsebene, also die Arbeitgeber. Unternehmen versuchen daher, die Änderungen in der Gesellschaft und beim einzelnen Menschen auch in ihrer Organisationskultur zu verpflanzen und ändern diese dementsprechend.

Moderne Unternehmen haben laut Burmester flachere Hierarchien und sind dezentral organisiert: Die Verantwortung liegt nicht mehr beim Chef allein, sondern verteilt sich auf mehrere Schultern. Alte Silos zwischen Abteilungen werden aufgebrochen, schnelles Ausprobieren neuer Ideen gehört zum Alltag. Und zunehmend steht nicht mehr der Profit im Vordergrund, sondern die gemeinsame Ausrichtung auf Sinn und Werte. „All das bricht mit dem alten fordistischen Ansatz, der zentralistische Führung und Profit- statt Sinnmaximierung in den Vordergrund stellt“, sagt Burmester. Wer auf die neuen Organisationsstrukturen setzt, der profitiert langfristig. Zugleich erinnert der Experte aber auch an das eingangs erwähnte Faktum, dass Veränderungen Zeit brauchen: Vor allem kann niemand erwarten, dass Mitarbeiter von einem Moment auf den anderen zu einem völlig gegensätzlichen Mindset switchen.

In diesem Kontext erwähnt auch Jens Bode, Trend-Explorer bei Henkel, dass viele Einreicher für den heurigen Iceberg Award, der im Rahmen des Austrian Innovation Forum verliehen wird, Sinn und Spaß in den Vordergrund stellen: Ein Mindset, von dem sich dem Experten zufolge auch große Unternehmen etwas abschneiden können.

Henkel selbst zieht diverse Hebel, um Innovation im Konzern vorabzutreiben. So nutzt der Konzern zum Beispiel die Plattform jovoto, um sich auch Ideen von externen Designern zu holen. „Wenn ich immer die gleichen Leute frage, kriege ich immer die gleichen Antworten“, sagt Bode: Die „Open Innovation Rate“ – also der Anteil der Innovationen, die durch externe Einflüsse zustande kommen – liegt im Konzern bei 80 Prozent.

Ein Beispiel für das Aufbrechen der Silos ist wiederum die Stadt Wien, wie Sandra Lohitzer und Gernot Sauer vom Innovationsmanagement der Wiener Stadtwerke erläutern. Hier wurden Innovationsmanagement, Nachhaltigkeitsmanagement und die Smart City-Agenden in einem Bereich integriert. „Dabei geht es darum, Energien zu bündeln“, sagt Sauer. In jedem Teilunternehmen des Konzerns gibt es Ansprechpartner für das Thema Innovation, die als verlängerte Arme des Innovationsmanagements agieren.

Eine der Früchte dieser ressortübergreifenden Kooperation ist die Wien Mobil Station bei der U3-Station Simmering, die multimodale Transportmöglichkeiten für die Bürger bietet. „Das Projekt ist über den Innovationsprozess im Konzern initiiert worden und zeigt, wie ein strategischer Austausch funktionieren kann“, sagt Sauer: Ziel sei, dass immer mehr Bürger auf einen privaten PKW verzichten.

Disclaimer: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und dem Austrian Innovation Forum entstanden.

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Stefan Mey

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