Alte Gasinfrastruktur könnten mit dem Synthesegas übernommen werden.

Alte Gasinfrastruktur könnten mit dem Synthesegas übernommen werden.

© APA/AFP/JOE KLAMAR / JOE KLAMAR

B2B

Lösung für schwierigen Wasserstoff-Transport in Sicht

Grüner Wasserstoff wird von vielen als Energiequelle der Zukunft gesehen, hat jedoch einen großen Haken. Wegen seiner geringen Größe können Wasserstoffmoleküle eine Vielzahl von Materialien einfach durchdringen. Das macht Lagerung und Transport von Wasserstoff äußerst schwierig. 

TES verwandelt Wasserstoff in Methan

Das Unternehmen Tree Energy Solutions (TES) arbeitet jedoch an einer Lösung für dieses Problem. Anstatt reinen Wasserstoff zu transportieren, will das Unternehmen den Wasserstoff zuerst "methanisieren". Dabei reagiert der Wasserstoff mit CO2, etwa aus der Abluft von Kraftwerken, und bildet Methan - den Hauptbestandteil von Erdgas - sowie Wasser. 

Das Methan kann man dann wie normales Erdgas transportieren, lagern oder verflüssigt in LNG-Tankern über die Meere verfrachten. Gegenüber dem deutschen Handelsblatt sagt Marco Alvera, CEO von TES: "Unser Konzept hat den unschätzbaren Vorteil, dass wir vorhandene Transportinfrastruktur nutzen können. Das reduziert Kosten der gesamten Prozesskette und spart Zeit."

Alles, was man für die Methanisierung brauche, sind Energiedrehscheiben, in denen das grüne Gas wieder in grünen Wasserstoff zurückverwandelt werden. Es kann jedoch auch als direkt als Erdgasersatz verwendet werden.

CO2 der Industrie einfangen

Der Traum von Alvera ist ein Kreislauf, bei dem CO2 aus den Schornsteinen der Industrie abgeschieden und an Orte transportiert wird, wo grüner Wasserstoff günstig durch Sonnenenergie produziert werden kann. Dafür kommen etwa Wüstenregionen oder auch Regionen in Südeuropa infrage. Dort reagieren die beiden Gase zu grünem Synthesegas und werden wieder zurück nach Europa geleitet. 

Besonders für die Zement- und Düngemittelindustrie sei diese Methode interessant. Bei der Herstellung ihrer Produkte fallen nämlich enorme Mengen an CO2 an. Durch immer höher werdende CO2-Steuern spüren die Unternehmen den Druck, weniger CO2 auszustoßen. Bei der Methode von TES könnte dieses Kohlendioxid zur Produktion von Synthesegas genutzt werden. Gleichzeitig müssten sie ihre bereits existierenden Prozesse nur wenig verändern.

Teilweise grünes Gas frühestens 2025

Laut New York Times will TES 2025 erstmals Methan produzieren, das zumindest teilweise mit grünem Wasserstoff produziert ist. Im Interview mit dem Handelsblatt gibt Alvera an, ab 2027 grünes Methan oder grünen Wasserstoff nach Deutschland liefern zu können.

Als Kostenpunkt nennt Alvera 100 Euro pro Megawattstunde. Das ist zwar teurer als die momentanen Großhandelsgaspreise (etwa 60 Euro/Megawattstunde), aber deutlich günstiger als Preise im Mitte Dezember (rund 140 Euro) oder Ende August 2022 (rund 300 Euro).

Einige Fragen offen

Die Methode von TES ist jedoch kein Allheilmittel für die Energiekrise. Zunächst benötigt es genügend grünen Strom, um den grünen Wasserstoff überhaupt herzustellen. Dabei geht bereits einiges an Energie verloren. Wer den Wasserstoff noch einmal in Methan umwandelt (und vielleicht wieder zurück in Wasserstoff), muss noch mehr Energie investieren.

Außerdem ist Methan an sich ein starkes Treibhausgas - egal ob grün oder nicht. Man sollte daher auf jeden Fall verhindern, dass es durch Lecks in die Atmosphäre gelangt. Unser gesamtes Erdgas in Zukunft durch grünes Gas zu ersetzen, ist ebenso unrealistisch. Als Teil der Energieversorgung der Zukunft könnten solche Ansätze dennoch nützlich sein.

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