Strahlt da was?
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Abschlussbericht

Mobilfunkpreise nach 3-Orange-Deal massiv gestiegen

Die Mobilfunkpreise sind in Österreich nach dem Zusammenschluss von Orange und Drei zwischen neun und 30 Prozent gestiegen. Zu diesem Fazit kommt der Abschlussbericht der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), der am Montag in Wien präsentiert wurde. Eine Untersuchung der Rundfunkbehörde RTR kommt gar zum Schluss, dass gewisse Preise um bis zu 90 Prozent über jenem Niveau liegen, auf dem man sich ohne den Zusammenschluss der beiden Mobilfunker befinden würde. Dazu wurden internationale Preisentwicklungen beobachtet und mit den Daten aus Österreich verglichen.

Auflagen unwirksam

"Die Befürchtungen haben sich bewahrheitet. Die Auflagen waren im Jahr 2013 und 2014 unwirksam. Es hat sich gezeigt, dass effektiver Wettbewerb entscheidend für niedrige Preise ist", sagte Theodor Thanner, Generaldirektor für Wettbewerb BWB. Im vergangenen Jahr - wohl nicht zuletzt durch neue virtuelle Anbieter wie Hofers HoT - gab es erstmals wieder Preissenkungen. Der Marktstart solcher Betreiber, der als Auflage für die Orange-Übernahme von Drei galt, habe sich aber zwei Jahre verzögert, kritisierte RTR-Geschäftsführer Johannes Gungl.

Thanner und Gungl wiesen Kritik an den eigenen Behörden zurück. "Wir sind keine Preisbehörden. Wir haben unsere Bedenken vor dem Deal dem Kartellgericht mitgeteilt, dieses kam aber aufgrund eines Gutachtens zum Schluss, dass keine Preisanstiege zu befürchten sind", sagte Thanner. Auch auf EU-Seite seien Fehler gemacht worden. "Unsere Schlussfolgerung daraus ist: eine weitere Marktkonsolidierung von drei auf zwei Betreiber darf es im Sinne eines guten Wettbewerbs nicht geben", so Thanner.

Billigere Rufnummernmitnahme

RTR-Chef Gungl verwies darauf, dass man die virtuellen Betreiber technisch und bei der Nummernvergabe unterstützt habe. Für Kunden habe man die Preise für die Rufnummernmitnahme von 19 auf 10 Euro deutlich reduziert sowie die Kündigungsfrist von drei auf einen Monat verkürzt. Durch Betreiber wie HoT sei der Wettbewerb 2015 wieder angekurbelt worden. "Das Risiko, Preis bei bestehenden Verträgen zu erhöhen, geht ein etablierter Mobilfunkbetreiber natürlich nur ein, wenn niemand am Markt da ist, der die Preise senkt und zu dem ich als Kunde gegebenenfalls wechseln kann", so Gungl.

Der RTR-Verantwortliche sah aber nicht nur alles negativ. "Preise sind natürlich nicht der einzige Indikator für Wettbewerb, es geht auch um die Qualität der Netze. Beim LTE-Ausbau und den verfügbaren Bandbreiten sind wir gut vorangekommen. Im internationalen Vergleich haben alle österreichischen Netze eine hervorragende Qualität - selbst die schlechtesten Netze können mit den besten in Deutschland und der Schweiz mithalten", sagte Gungl auf Nachfrage der futurezone.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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