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170 Millionen

SoundCloud durch Finanzspritze gerettet

Dieser Freitag war für SoundCloud ein wichtiger Tag: Die Investoren des Berliner Musikstreamingdienstes haben entschieden, noch einmal Kapital nachzulegen. Wäre diese Entscheidung nicht gefallen, hätte es das Aus für das Start-up bedeutet.

In einer Pressemitteilung gab SoundCloud am Freitagabend bekannt, dass es mit den zwei wichtigsten Investoren, der Venture Capital-Gesellschaft Raine Group und Singapurs staatlicher Investment-Gesellschaft Tesamek, eine Einigung über seine Zukunft erzielen konnte. Es handle sich dabei um ein "bedeutendes Investment" beider Geldgeber in den Streamingdienst. Laut Branchenberichten soll das Investment 169,5 Millionen US-Dollar ausmachen.

Gründer tritt als CEO zurück

Wie bereits angenommen worden war, wird SoundCloud-Gründer Alexander Ljung seine Position als CEO abgeben. Neuer Chief Executive Officer wird der frühere Vimeo-Chef Kerry Trainor, Chief Operation Officer Michael Weissman. Beide sind in der Digitalszene nicht unbekannt. Trainor war von 2012 bis 2016 bereits CEO der Videoplattform Vimeo sowie davor lange Jahre für Yahoo!Music tätig. Er wird außerdem in den Vorstand des Unternehmens aufgenommen. Weissman wiederum hat bei Vimeo bereits eng mit Trainor zusammengearbeitet.

Ljung und sein Co-Gründer Eric Wahlforss sollen aber weiterhin mit dem Unternehmen verbunden bleiben: Ljung als Vorstandsvorsitzender und Wahlforss als Chief Product Officer (CPO). "Nach zehn Jahren bin ich stolz sagen zu können, dass SoundCloud für einen unerlässlichen Teil der globalen Musikkultur verantwortlich ist", teilte Ljung in der Pressemitteilung mit. "Mit Kerrys Liebe zur Musik und unternehmerischem Scharfsinn ist SoundCloud für einen anhaltenden Erfolg in den kommenden Jahren gerüstet." Kerry wiederum versprach, seine Pläne für den Musikstreamingdienst in den nächsten Monaten vorzustellen.

SoundCloud soll künstlerfreundlich bleiben

Fred David, Partner bei Raine verargumentierte die Investitionsentscheidung mit der Einzigartigkeit von SoundCloud. "Wir sind zuversichtlich, dass unsere Beteiligung sicherstellt, dass SoundCloud die künstlerfreundlichste Musikplattform der Welt bleiben kann."

Einem Bericht vom frühen Freitagmorgen (MEZ) hätten die Investoren SoundCloud nicht mehr als 24 Stunden gegeben, um das Überleben des Unternehmens zu sichern. Das Start-up kämpft mit einem Schwund an Nutzerzahlen, starker Konkurrenz seitens Spotify und einem sehr spät gestarteten und erfolglosen Bezahl-Abo namens Soundcloud Go.

Nur mehr 127 statt 600 Millionen Euro wert

Anfang Juli hatte Soundcloud bereits eine erheblichen Personalabbau beschlossen. Es sollen 173 Mitarbeiter gehen, rund 40 Prozent der Belegschaft. Die Konzentration auf die Standorte Berlin und New York bedeutet, dass Büros in San Francisco und London dichtgemacht werden. Die Einschnitte seien nötig für einen nachhaltigen Erfolg, erklärte Ljung. Er betonte mehrfach, dass Soundcloud unabhängig bleiben wolle. Es war immer wieder über einen möglichen Verkauf von Soundcloud spekuliert worden - erst an Twitter oder den Streaming-Marktführer Spotify, zuletzt an den Konkurrenten Deezer.

Soundcloud hebt sich von anderen Streaming-Diensten dadurch ab, dass auf der Plattform auch viele Remixes und Titel noch unbekannter Künstler ohne Vertrag zu finden sind. Außerdem bietet die Firma einen Abo-Service mit einer traditionellen Musikauswahl wie auch Spotify oder Apple Music. Mit der neuen Finanzierungsrunde wird Soundcloud dem Vernehmen nach nur noch mit rund 127 Millionen Euro bewertet. Bei der Finanzierungsrunde davor lag noch eine Bewertung von rund 600 Millionen Euro auf dem Tisch.

Dieser Artikel ist ursprünglich auf futurezone.de erschienen.

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