Wie der Twitter-Deal mit Elon Musk zustande kam
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Twitter dürfte bald einer einzigen Person gehören: Tech-Milliardär Elon Musk, dem reichsten Menschen der Welt. Der Tesla-CEO und Twitter gaben am Montagabend bekannt, dass Musk das Unternehmen übernehmen wird. Doch wie kam es in so kurzer Zeit überhaupt zu einem Deal?
Die Kurzantwort ist ganz einfach: Twitter konnte sich die Gelegenheit aus finanzieller Sicht nicht entgehen lassen. Der Verwaltungsrat glaubt nicht, dass er je ein besseres Kaufangebot als 54,20 Dollar pro Aktie erhalten wird. Und das ist Musk bereit zu zahlen. Damit hat Twitter einen Gesamtwert von 44 Milliarden US-Dollar.
Verwaltungsrat wehrte sich anfangs
Die längere Antwort ist freilich ein wenig komplizierter. Der Verwaltungsrat von Twitter hatte sich zuerst einmal massiv gegen eine Übernahme von Elon Musk geweigert, als dieser vor knapp 2 Wochen damit begonnen hatte, vermehrt Twitter-Aktien zu kaufen und öffentlich darüber zu twittern, dass er den Kurznachrichtendienst „gerne“ übernehmen würde und was er damit alles anders machen würde als bisher.
Es folgte eine sogenannte „Poison Bill“, die der Verwaltungsrat verabschiedet hatte. Diese Maßnahme bedeutet, dass Aktionär*innen die Möglichkeit erhalten, zusätzliche Aktien mit Abschlag zu erwerben, um einer Person, die eine feindliche Übernahme im Auge hat, diese zu erschweren. Diese Maßnahme gilt üblicherweise 1 Jahr.
Finanziell das Bestmögliche rausgeholt
Doch binnen 11 Tagen wechselte der Verwaltungsrat - völlig überraschend - seine Meinung und stimmte der Übernahme zu. Nach den letzten Verhandlungen wurde der Deal dann auch sogleich öffentlich bekannt gemacht. Laut einem Bericht der „New York Times“ hat der Verwaltungsrat am Ende „keinen Ausweg“ mehr gesehen. Musk hatte es geschafft, binnen 10 Tagen eine Finanzierung seines 44 Milliarden schweren Deals aufzustellen und kam bereits mit den Zusagen der Bankinstitutionen für notwendige Kredite in der Tasche zu den Verhandlungen.
Der Verwaltungsrat kam am Ende daher zu der Entscheidung, dass der Deal mit Musk „nach einer grundlegenden Analyse der Risiken, Sicherheiten und des Wertes für die Aktionär*innen den bestmöglichen Wert darstellt“, wie es Bret Taylor, Twitters Verwaltungsratsvorsitzender, in einem Call ausdrückte, der für die rund 7000 Twitter-Mitarbeiter*innen bestimmt war. Das bedeutet: Es wird auf absehbare Zeit kein besseres Angebot als das des Tesla-CEOs geben und dieser ist finanzkräftig genug, um es auch zu stemmen. So war der Deal nach nur 11 Tagen besiegelt.
Wer am meisten profitiert
Wer von dem Deal nun am meisten profitiert, erfahrt ihr hier in einem eigenen Artikel. Der Twitter-Gründer Jack Dorsey hält derzeit etwa 18 Millionen Aktien an Twitter. Er bekommt von Musk im Zuge des Deals 978 Millionen US-Dollar.
Die Mitarbeiter*innen von Twitter müssen sich hingegen vor - noch nicht bekannten - Änderungen fürchten, denn eines ist fix: Musk hat Twitter nicht gekauft, um alles zu lassen, wie es ist. Das hat der Millionär bereits mehrfach angekündigt.
Was das nun für die User*innen bedeutet
Was das konkret für die User*innen bedeutet, ist noch nicht abschätzbar, aber auch hier haben wir basierend auf Musks bisherigen Äußerungen bereits einen Blick hinter die Glaskugel gewagt. Auswirkungen wird es möglicherweise etwa bei der Moderation der Inhalte geben. Musk spricht sich für die "freie Meinungsäußerung" aus - und will daher vermutlich wieder mehr Inhalte zulassen, die von Twitter derzeit gesperrt oder stark eingeschränkt werden. Das sind allerdings derzeit vor allem Falschmeldungen und Hassnachrichten.
In den USA freuten sich besonders die Republikaner*innen sowie Corona-Leugner*innen, weil sie damit rechnen, dass wieder mehr von "ihren Inhalten" stehen bleiben könnte. Viele Bürgerrechtler*innen und Demokrat*innen zeigten sich ob der Ankündigung Musks auch besorgt und zwar auch deshalb, weil Musk angekündigt hatte, die Identität aller Nutzer*innen überprüfen zu wollen, um Spam-Bots zu bekämpfen. Eine Abschaffung anonymer Twitteraccounts würde vor allem Whistleblower*innen sowie Minderheiten und Opfer von "Hass im Netz" jedoch zum Schweigen bringen.
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