FILE PHOTO: Tesla's gigafactory in Gruenheide
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Digital Life

5 Dinge, die Elon Musk bei Twitter ändern will

Jetzt ist es fix: Elon Musk und Twitter sind sich einig geworden, dass der Milliardär das Unternehmen übernehmen wird. Musk wird 54,20 Dollar pro Aktie bzw. insgesamt um die 46,5 Milliarden Dollar bezahlen. Derzeit hält er bereits 9 Prozent der Anteile, er muss über 50 Prozent kommen, damit die Übernahme in trockenen Tüchern ist. Das Ziel: Bis zum Jahresende soll es soweit sein.

Doch was hat der reichste Mann der Welt mit Twitter eigentlich vor? Ein Blick auf vergangene Aussagen und Tweets deuten an, was der Tesla-CEO bei Twitter alles ändern könnte.

1. Eingeschränkte Moderation

Musk sieht Twitter als das digitale Äquivalent eines öffentlichen Forums, „auf dem wichtige Themen für die Zukunft der Menschheit debattiert werden.“ Er möchte „freie Meinungsäußerung“, wie er mehrfach betonte. Die sei jetzt nicht gegeben, so Musk. Doch was für Themen und Stimmen sind es, die Twitter derzeit aus seiner Sicht zensiert? Es sind vor allem Falschmeldungen von Corona-Leugner*innen rund um die Pandemie.

Auch die Twitter-Sperre von Donald Trump, der nach dem Aufstand im US-Kapitol dauerhaft von dem Kurznachrichten-Dienst ausgeschlossen wurde, ist zahlreichen Republikaner*innen ein Dorn im Auge. Dieser hatte in einer ersten Reaktion allerdings angekündigt, nicht auf Twitter zurückkehren zu wollen.

Musk weigerte sich auch, Nachrichtensendungen aus Russland bei seinem Satelliteninternet Starlink zu blockieren. Ergo: Es ist zu befürchten, dass Musk die Inhalte-Moderation weitgehend zurückfahren wird und sich deshalb Desinformation und Falschmeldungen wieder leichter über Twitter verbreiten lassen.

Die Richtlinien einer Social-Media-Plattform seien dann gut, „wenn die extremsten 10 Prozent auf der linken und rechten Seite gleichermaßen unzufrieden sind“, schreibt Musk etwa in einem Tweet. Er will also alle - auch extreme - Positionen zulassen. Es ist zu befürchten, dass das auch dann gilt, wenn jemandes "Meinung"  auf falschen Fakten basiert.

2. Entfernung von Spam-Bots - Klarnamenpflicht?

Ein weiteres Vorhaben von Musk ist das Entfernen von Spam-Bots, die er selbst aus dem Krypto-Bereich kennt. Musk forderte in der Vergangenheit Twitter öffentlich auf, etwas gegen das „nervigste Problem“ bei der Nutzung des Dienstes zu unternehmen: Spam-Bots. Doch wie will Musk diesem Problem Herr werden? Er selbst sprach mehrfach von "der Authentifizierung der Nutzer*innen als Menschen". Das deutet auf eine mögliche Klarnamenpflicht hin. Klarnamenpflicht kann aber nicht die Lösung gegen Fake News und Spam-Bots sein, weil es immer Wege gibt, Fake-Accounts anzulegen. Außerdem ist Anonymität im Netz ein hohes Gut, auf das sich viele Menschen verlassen können müssen, um ihre Meinung wirklich frei äußern zu können. Trotz Klarnamenpflicht werden auf anderen Plattformen wie Facebook immer wieder falsche Accounts angelegt. Diese schützt also nicht vor Spam-Bots.

3. Neuer Edit-Button

Ein weitere Neuerung, die Musk einführen könnte, ist ein Edit-Button sein, zudem der Unternehmer bereits eine Umfrage gestartet hat. Mehr als 73,6 Prozent stimmten damals in seiner privaten Umfrage dafür.

Mit dieser Funktion könnten Nutzer*innen auch nach der Veröffentlichung von Posts, Korrekturen vornehmen. Somit wären Rechtschreibfehler oder falsche Links schnell entfernbar, ohne den gesamten Post zu löschen. Es ist allerdings auch riskant, weil dadurch auch die Bedeutung von Tweets verändert werden könnten. Twitter arbeite eigenen Angaben zufolge aber bereits daran. 

4. Abo-Modell

Elon Musk könnte auch das werbefinanzierte Modell von Twitter beenden und stattdessen auf ein Abo-Modell setzen.  Twitter machte im gesamten vergangenen Jahr gut 5 Milliarden Dollar Umsatz - und schrieb unterm Strich einen Verlust von 221,4 Millionen Dollar. Zu Musks Ideen für Twitter gehört, dass ein Abo-Modell die Unabhängigkeit von großen Konzernen besser absichere als das heutige Werbegeschäft. Aber ob genug Nutzer*innen bereit sind, für Twitter-Nutzung Geld zu bezahlen, ist zweifelhaft.

5. Algorithmen

Bei Twitter ging man weg von einem chronologischen News-Feed, hin zur Bestimmung durch Algorithmen, welche Inhalte den Nutzer*innen angezeigt werden. Musk hat in seinem Statement, das nach der Übernahme veröffentlicht wurde, bekannt gegeben, den Twitter-Algorithmus als Open Source zur Verfügung zu stellen.

Musk sei laut einer Antwort auf Twitter besorgt darüber, dass der Algorithmus „einen großen Einfluss auf den öffentlichen Diskurs hat. „Woher sollen wir wissen, was wirklich passiert?“

Die Offenlegung des Algorithmus klingt erst einmal gut und ist eine langjährige Forderung von Social-Media-Expert*innen, birgt aber auch Gefahren in sich. Wird der Algorithmus für alle einsehbar, wird er auch leichter manipulierbar. Das könnte dazu führen, dass gewisse Personengruppen die Stimmgewichtung in ihre Richtung drehen, weil sie den Algorithmus bewusst austricksen.

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Armin Nadjafkhani

1705Armin

Redakteur bei der futurezone seit Oktober 2021 Interessiere mich für Wissenschaft, Technologie und Medien, aber auch für Hiphop und Filmwerke.

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Armin Nadjafkhani

Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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Barbara Wimmer

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