Elektro-Luxus-SUV Faraday Future FF91
Elektro-Luxus-SUV Faraday Future FF91
© Faraday Future

B2B

Wie Tesla-Konkurrent Faraday Future seinen Tod nur noch hinauszögert

Das Elektroauto-Start-up Faraday Future hat bereits im Oktober hunderte Mitarbeiter in unbezahlten Urlaub geschickt und die Zahl der aktiven Angestellten in den USA somit von 1000 auf etwa 600 reduziert. Heute sollen laut einem Bericht von The Verge mindestens 250 weitere Mitarbeiter das Unternehmen zumindest temporär verlassen. Der Grund dafür ist der fortlaufende Streit mit dem Hauptinvestor, wie das Unternehmen via Twitter verkündete. Es wird erwartet, dass die Mitarbeiter nicht vor Februar oder März kommenden Jahres in das Unternehmen zurückkehren werden.

Bereits zuvor hatte Faraday Future Mitarbeiter gekündigt und Gehälter gekürzt, um die Kosten zu reduzieren. Die Mitarbeiter in Kalifornien verdienen auf Stundenbasis derzeit gerade mal den kalifornischen Mindestlohn. Im Oktober hatten außerdem Schlüsselfiguren das Unternehmen verlassen, darunter einer von drei Co-Gründern, sowie ehemalige Manager von Tesla und GM.

Streit mit dem größten Investor

Im Jahr 2017 war Faraday Future dem Bankrott gerade entgangen, indem man ein zwei Milliarden schweres Investment des chinesischen Konterns Evergrade an Land zog. Evergrade bekam im Gegenzug einen Anteil von 45 Prozent am Unternehmen und Zugriff auf die Patente des Start-ups. Fabriken in China und Kalifornien wurden errichtet und es sah ganz so aus, als könnte das Unternehmen noch in diesem Jahr mit der Produktion seinen Luxus-SUV beginnen.

Der besagte Luxus-SUV wirkt den ersten Ankündigungen zufolge auch recht beeindruckend: Angeblich hat der Elektro-SUV FF 91 zuletzt bei einem Autobahn-Test Geschwindigkeiten von mehr als 250 km/h problemlos überstanden. Laut Faraday Future soll der FF 91 mit seinem 130-kWh-Akku mehr als 480 Kilometer (300 Meilen) mit einer Ladung zurücklegen können. Eine Schnellladung von 30 Minuten soll mehr als 320 Kilometer (200 Meilen) Reichweite liefern. Wenn er mal produziert wird, so lautet das Versprechen, soll der FF 91 weniger als 300.000 US-Dollar kosten. 

Doch dann kamen die nächsten Probleme ans Licht. Evergrade hatte dem Start-up vorab 800 Millionen Dollar gegeben, die übrigen 1,2 Milliarden Dollar sollten schrittweise in den Jahren 2019 und 2020 folgen. Jedoch hatte Faraday im Juli bereits das vorgeschossene Geld ausgegeben und teilte mit, dass man noch mindestens 663 Millionen Dollar brauche, um in diesem Jahr mit der Produktion zu beginnen.

Evergrade stimmte zu, 700 Millionen Dollar vom ausstehenden Restbetrag bereits jetzt auszuzahlen – allerdings stellte der Konzern Bedingungen: Der CEO und Co-Gründer, Jia Yueting, soll seinen Anteil an einen neutralen Dritten abgeben und von jeglichen Führungspositionen in anderen Unternehmen zurücktreten. Denn Jia ist für Kreditgeber in China auf einer schwarzen Liste, da er bereits bei seinem vorherigen Unternehmen – der 2004 gegründeten Streaming-Plattform LeTV – Rechnungen nicht bezahlt hatte.

Die beiden Unternehmen stritten seit Monaten über diese Bedingungen, seitdem kann Faraday bereits manche Lieferanten nicht mehr bezahlen. Faraday zog mit der Angelegenheit vor Gericht. Dort wurde entschieden, dass Faraday sich zwar auch über andere Quellen finanzieren kann, Evergrade jedoch weiterhin Zugriff auf die Patente hat. In Bezug auf die besagten 700 Millionen Dollar ist ein Urteil noch ausstehend.

Ein Rennen gegen die Zeit

Für Faraday tickt nun die Uhr. Im September hatte das Start-up nur noch 18 Millionen Dollar zur Verfügung. Mit den bestehenden personellen Maßnahmen wird versucht, die Pleite so lange wie möglich hinauszuzögern – in der Hoffnung, dass der Investor durch ein Urteil zur Zahlung verpflichtet wird.

Im Tweet heißt es jedoch auch, dass die Entscheidung des Gerichts noch zwei bis drei Monate dauern dürfte. Damit ist die Hoffnung, dass noch in diesem Jahr mit der Produktion begonnen wird, endgültig verflogen.

Und selbst wenn das Gericht zugunsten des Start-ups entscheiden sollte, ist Faraday noch längst nicht über den Berg: Dann fallen weitere Investitionen in die laufende Produktion, sowie in Marketing und Vertrieb an, während der Ruf des Unternehmens und seines CEOs bei Investoren bereits nachhaltig beschädigt ist.

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Stefan Mey

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