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Digital Life

39 Prozent der Österreicher halten Bill-Gates-Verschwörung für möglich

Verschwörungstheorien erleben während der Corona-Pandemie einen Aufschwung, unter anderem befeuert durch wilde Statements von prominenten Menschen wie Attila Hildmann. Sie glauben, Bill Gates will die Menschheit mit einem Impfstoff auslöschen oder 5G-Strahlung verbreitet das Virus. Das führte unter anderem bereits dazu, dass dutzende 5G-Masten in Europa angezündet wurden.

Das Austrian Corona Panel Project der Uni Wien führt repräsentative Befragungen zu solchen Mythen durch. So sind sich 72,8 Prozent der Befragten sicher, dass die Bundesregierung keinen Impfstoff zurückhält. Schlechter sieht es bei der Frage aus, ob es sich beim Virus um eine Biowaffe handelt: Nur 57,5 Prozent der Teilnehmer konnte die Aussage als inkorrekt identifizieren, der Rest ist sich unsicher oder sogar sicher, dass es sich um eine Biowaffe handelt.

Das Statement "Bill Gates will die Menschheit zwangsimpfen, um damit viel Geld zu machen" wurde von 39 Prozent nicht als falsch identifiziert. Das heißt, dass 24 Prozent der Befragten sich unsicher waren, ob die Aussage korrekt ist. 15 Prozent waren sich "eher" oder "sehr" sicher, dass die Aussage stimmt.

Zusammenhang zwischen Corona und 5G

Die Aussage „Die neuen 5G-Sendemasten sind für die Verbreitung des Coronavirus verantwortlich“ halten 65 Prozent der Befragten für definitiv falsch. 14 Prozent sind sich "eher sicher, dass es falsch ist“. 18 Prozent sind unsicher, 3 Prozent meinen, dass die Aussage eher oder sehr richtig ist.

"Wenn man sich unsicher ist, hat die Desinformation eigentlich schon gewonnen", sagt Jakob Moritz Eberl vom Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Uni Wien, der an der Studie mitarbeitet. So sei es erfreulich, dass man sich über die 5G-Verschwörungsthematik zumindest in Österreich keine Sorgen machen müsste. "Das ist die absurdeste Verschwörungstheorie, denn diese beiden Dinge haben rein gar nichts miteinander zu tun", so Eberl.

Rechte Ideologie

Menschen, die eher zu Verschwörungstheorien neigen, greifen der Befragung zufolge stark auf YouTube, WhatsApp und Instagram zurück, wenn sie sich Informationen beschaffen wollen. Besonders WhatsApp etablierte sich laut Experten zu einer Fake-News-Schleuder. Die Österreicher, die sich eher über traditionelle Medien informieren, konnten Desinformationen sicherer identifizieren, ergab die Befragung. Die wichtigste Rolle kam während der Pandemie den Faktencheckern zu: "Die Österreicher hatten die größten Erwartungen an Journalisten. Sie waren sich der Gefahr von Falschinformationen bewusst", erklärt Eberl.

Einen deutlichen Zusammenhang gebe es bei allen Verschwörungstheorien mit rechter Ideologie, da sich diese Menschen häufig abseits traditioneller Medien informieren. Im Falle der "Zwangsimpfung durch Bill Gates" konnte zudem ermittelt werden, dass 29 Prozent der FPÖ-Wähler die Aussage als richtig oder eher richtig sahen und weitere 28 Prozent unsicher waren, ob die Aussage falsch ist. Insgesamt halten sie also 57 Prozent für möglich, ein höherer Wert als bei der Gesamtbevölkerung.

Die Befragungen werden im Abstand von 2 Wochen mit denselben 1.502 Personen durchgeführt. Dabei soll zukünftig auch untersucht werden, ob die Fähigkeit, Desinformationen zu erkennen, gestiegen ist. Zudem will man untersuchen, ob es einen Zusammenhang zwischen besonders großer Angst oder Sorge während der Pandemie und dem Glauben an Verschwörungen gibt.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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