Das Gesamtergebnis des futurezone Netztests 2014. Maximal erreichbare Punkteanzahl: 10.000
Das Gesamtergebnis des futurezone Netztests 2014. Maximal erreichbare Punkteanzahl: 10.000
© Kurier/ Christa Breineder, Fotolia

futurezone Netztest

A1 hat das beste Mobilfunknetz des Jahres

Nach 2013 führte die futurezone heuer zum zweiten Mal einen österreichweiten Netztest durch, bei dem die Leistung der Mobilfunker bei Sprach- und Datenübertragung geprüft wurde. Es galt nicht nur herauszufinden, wie gut die Netze in den Landeshauptstädten und am Land funktionieren, sondern auch auf Autobahnen, Landstraßen, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Gebäuden.

2014 zeigt sich am Ende ein deutliches Bild: Der größte heimische Mobilfunkanbieter bietet das beste Netz. Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen im Vorjahr konnte sich A1 mit 8.202 von 10.000 möglichen Punkten in diesem Jahr von T-Mobile (7.580 Punkte) absetzen. Drei bleibt mit 6.119 Punkten abgeschlagen zurück.

Sprache

Bei der Sprachtelefonie können alle drei der heimischen Mobilfunkbetreiber ein gutes Ergebnis aufweisen. Die Gesprächsqualität ist bei allen Betreibern vergleichbar. Aufgebaut werden Gespräche bei A1 und T-Mobile ein wenig schneller als bei Drei. A1 und T-Mobile zeigen auch eine gute Leistung, was das Umschalten vom neuen Mobilfunkstandard LTE (4G) auf UMTS (3G) betrifft. Dieser "Circuit Switched Fallback" genannte Prozess ist derzeit notwendig für Sprachtelefonie. Die künftige Alternative "Voice over LTE", also das Sprachtelefonieren direkt über LTE, befindet sich noch im Teststadium.

Drei liegt zurück

Bei Drei sind derzeit keine Telefonate über das LTE-Netz möglich. Das Umschalten auf UMTS fällt dadurch weg, dennoch dauert der Gesprächsaufbau etwas länger. Die zeitliche Verzögerung erklärt sich einerseites durch die immer noch teilweise parallel laufenden Netze von Drei und Orange. Andererseits hat Drei laut Insiderberichten Probleme mit seinem Technologie-Lieferanten, dem chinesischen Unternehmen ZTE.

Daten

Bei der Übertragung von Daten gibt es deutlichere Unterschiede zwischen den heimischen Mobilfunkern. A1 und T-Mobile profitieren bei den Messungen von ihrem jeweiligen Ausbaustand bei LTE. Während man die Übertragungsraten bei A1 und T-Mobile mit jenen einer DSL-Internetverbindung vergleichen kann, liegt Drei zurück. Der drittgrößte heimische Mobilfunker bietet LTE für Datensticks, aber nicht für Smartphones.

T-Mobile schnell beim Browsen

Beim Aufrufen einer Testwebseite mit dem Mobilbrowser zeigt sich ein leicht verschobenes Bild an der Spitze. T-Mobile profitiert in diesem Bereich von besserer Datenkomprimierung und einem besseren Datenmanagement und kann sich deshalb gegenüber A1 durchsetzen. Auch bei der Zuverlässigkeit der Datenübertragung punktet T-Mobile. Auch wenn sich dieser Wert nicht entscheidend auf das Nutzererlebnis auswirkt - weil Verbindungen automatisch wieder hergestellt werden - zeigt sich eine einheitlichere Netzstruktur als A1 und gute Netzoptimierung bei T-Mobile.

Beim Streamen von Videos zeigen alle drei Mobilfunkanbieter eine erstaunlich stabile Übertragung. Nur in den wenigsten Fällen kommt es zu Übertragungsabbrüchen. Pausen durch eine Verzögerung beim Puffern gibt es allerdings schon. A1 weist hier dank der höchsten Übertragungsgeschwindigkeit die beste Leistung auf.

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Schwachpunkt Bahn

Ein generell enttäuschendes Bild zeigt sich beim Telefonieren auf Bahnstrecken. Gegenüber allen anderen Testgebieten schneiden alle Mobilfunker im Zug wesentlich schlechter ab. Am besten lässt sich in der Bahn noch mit A1 telefonieren. Hier kommt es in zehn Prozent aller Gespräche zu Fehlern beim Gesprächsaufbau oder Abbrüchen. T-Mobile weist 17 Prozent Fehlerrate auf, Drei gleich 30 Prozent.

Bahnstrecken sind ein bekannter Problembereich für alle Mobilfunker. Ein durchgehender Ausbau der Sender-Infrastruktur entlang der Bahnstrecken erscheint für keinen Betreiber rentabel. Entlang einiger Streckenabschnitte gibt es kaum besiedelte Gebiete. Die Isolierung moderner Züge schwächt die Signale. Bei voll besetzten Zügen ist zudem die Kapazitätsgrenze schnell erreicht.

Die Mobilfunker erhoffen sich ein Entgegenkommen des Staates. Im Rahmen von Förderprogrammen, allen voran der Internetoffensive Österreich, soll die ansonsten gegebene Mobilfunk-Qualität auch auf Bahnstrecken erreicht werden. Dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) ist das Problem bewusst. Gemeinsam mit den Österreichischen Bundesbahnen wird nach einer Lösung gesucht. Ein guter Mobilfunkempfang scheint somit allen Beteiligten ein ernsthaftes Anliegen zu sein.

futurezone Netztest 2014

Nachmessungen

Alle österreichischen Mobilfunkbetreiber sollten demnächst von mehr möglicher Bandbreite profitieren. Die Telekom-Control-Kommission - also der für die Telekommunikation zuständige Teil der Rundfunk & Telekom Regulierungs GmbH, hat Ende Juli die Umwidmung der Frequenzbänder um 900 und 1.800 MHz beschlossen. Diese wurden bis dahin für den Mobilfunkstandard GSM (2G) verwendet und dürfen nun für LTE (4G) verwendet werden. Damit steigt das verfügbare Frequenzspektrum für mobiles Breitband-Internet erheblich.

Die Mobilfunkbetreiber arbeiten derzeit an der Verwendung der neuen Frequenzbänder. Die Netzqualität könnte sich deshalb in Kürze stark verbessern, weshalb es Nachmessungen für den futurezone Netztest geben wird. Die Nachmessungen werden auch aufgrund der kommenden Einführung von Voice over LTE (kurz: VoLTE) durchgeführt. Das direkte Sprachtelefonieren über LTE wird die Gesprächsaufbauzeiten enorm verkürzen.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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