FILES-US-POLITICS-RACE-RELIGION-FACEBOOK-BRITAIN
© APA/AFP/VALERIE MACON / VALERIE MACON

Digital Life

Ali-G-Darsteller kritisiert verantwortungslose Social Networks

Den Schauspieler und Kabarettist Sacha Baron Cohen kennt man kaum in einer ernsten Rolle. Umso bemerkenswerter ist, dass der 48-jährige Brite nun eine brennende Rede gegen die Verantwortungslosigkeit großer sozialer Netzwerke hielt. Wie ZDNet berichtet, erhielt Cohen den International Leadership Award der Anti-Defamation League, einer Organisation, die sich dem Kampf gegen Antisemitismus verschreibt. In einer fast 25-minütigen Rede bezeichnet Cohen Facebook und andere Social Networks als "größte Propaganda-Maschine der Geschichte". Diese gelte es künftig zur Verantwortung zu ziehen.

Fake News

Laut Cohen haben sich in den vergangenen Jahren international bedenkliche Tendenzen gezeigt, die durch die Reichweite von Social Networks verstärkt worden seien, u.a. der Aufstieg autoritärer Regime, Fake News, die Einmischung von Geheimdiensten in demokratische Wahlen oder die zunehmende Polarisierung politischer Einstellungen. Auch der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen sei der Verbreitung von Fake News über Facebook und Co. zu verdanken, ist Cohen überzeugt.

Nazi im Restaurant

Das Plädoyer von Facebook-CEO Mark Zuckerberg bei diversen Anhörungen vor dem US-Parlament gegen eine weitere Regulierung von Social Networks nennt Cohen "Bullshit". Wie Zuckerberg und andere immer wieder behaupten, gehe es dabei nicht um eine Einschränkung der freien Meinungsäußerung, sondern um Verantwortung. Cohen bringt dazu folgenden Vergleich:

"Wenn ein Nazi in ein Restaurant kommt und herumbrüllt, er werde alle Juden töten, müsste man ihm ein leckeres achtgängiges Menü servieren? Selbstverständlich nicht. Der Restaurantbesitzer hätte jedes Recht und die moralische Verantwortung, den Nazi hinauszuschmeißen."

Silicon Six

Cohen geht aber nicht nur mit Zuckerberg hart ins Gericht, sondern mit der Gesamtheit der "Silicon Six". Damit meint Cohen die Lenker der großen US-Internetkonzerne, neben Zuckerberg Sundar Pichai (Google), Larry Page und Sergej Brin (Alphabet), Susan Wojcicki (YouTube) und Jack Dorsey (Twitter). Sie ließen es zu, "dass autoritäre Regime absurde Botschaften an Milliarden von Leuten verbreiten".

Das sei klarerweise schlecht, was Cohen mit einem Zitat untermauert, das dem französischen Philosophen Voltaire zugerechnet wird: "Wer dich veranlassen kann, Absurditäten zu glauben, kann dich auch veranlassen, Gräueltaten zu begehen." Bei online verbreiteten Botschaften von Holocaust-Leugnern könne es etwa keine Argumente für "zwei Seiten einer Medaille" geben. "Fakten existieren", meint Cohen.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare