Coal-fired power plant Datteln 4
© EPA / FRIEDEMANN VOGEL

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Bitcoin-Miner beleben Kohlekraftwerk wieder, CO2 steigt massiv an

Eigentlich sollte das Hardin-Kraftwerk im Süden des US-Bundesstaates Montana bereits 2018 geschlossen werden. 2020 war die 115-Megawatt-Anlage gerade einmal 46 Tage lang in Betrieb. Doch dann kam alles anders.

Das  Bitcoin-Mining-Unternehmen Marathon schloss einen Vertrag mit den Betreibern und errichtete neben der Anlage ein mit mehr als 30.000 Spezialcomputern bestücktes Rechenzentrum.

Mit der Stromerzeugung stiegen auch die CO2-Emissionen. Allein im zweiten Quartal 2021 wurden 187.000 Tonnen Kohlendioxid emittiert, 5.000 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Jahres davor. Mittlerweile läuft das Kraftwerk wieder auf nahezu voller Kapazität.

Welle an "Zombie"-Kraftwerken

Die Anlage in Hardin ist kein Einzelfall, sondern Teil einer Welle an "Zombie"-Kraftwerken", die von Kryptowährungsunternehmen wieder zum Leben erweckt werden, berichtet der britische Guardian.

Nachdem China Bitcoin-Miner verbannte und das Schürfen nach Kryptowährungen stark eindämmte, suchten Kryptounternehmen nach billigen Strom und stießen dabei auch auf abgehalfterte US-Kraftwerke.

In Pennsylvania und Kentucky erleben Kohlekraftwerke deshalb ebenfalls eine Renaissance. In Kentucky wurde für Bitcoin-Mining-Unternehmen sogar die Umsatzsteuer auf Strom gestrichen, um mehr Firmen anzulocken.

FILE PHOTO: A view shows the data centre of BitRiver company providing services for cryptocurrency mining in Bratsk

"Erhebliche Kosten für die Gesellschaft

Dadurch würden viele lokale Jobs geschaffen, argumentieren die Bitcoin-Miner. Umweltschützer schlagen Alarm und verweisen darauf, dass durch den enormen Stromverbrauch die Klimakrise angeheizt werde.

Für die Gesellschaft verursache das erhebliche Kosten, warnt der Umweltökonom Benjamin Jones von der Universität von New Mexico. Einschlägige Statistiken gehen davon aus, dass mittlerweile 0,5 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs auf das Schürfen von Kryptowährungen zurückgeht. Dass der ohnehin enorme Verbrauch weiter zunehme, sei "beunruhigend", sagt Jones.

Der Großteil des Energieverbrauchs durch das Schürfen von Kryptowährungen stamme heute - trotz der Bemühungen einiger Betreiber, erneuerbare Energiequellen einzusetzen - aus fossilen Brennstoffen. Es sei schwer abzuschätzen, wie sich die Emissionen aus Bitcoin-Mining in den nächsten 5 bis 10 Jahren entwickeln. Dass der Stromverbrauch hoch bleibe, sei jedenfalls sehr wahrscheinlich.

"Katastrophe für das Klima"

"Das Wiederbeleben alter Kohlekraftwerke helfe nicht, alte Damen vor dem Erfrieren zu retten, sondern bereichere lediglich ein paar Leute, während das Klima für alle zerstört werde", sagt die Klimaaktivistin Anna Hedges vom Montana Environmental Information Center. Wer sich Sorgen um den Klimawandel mache, sollte mit Kryptowährungen nichts zu tun haben: "Es ist eine Katastrophe für das Klima."

 

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