Für Bitcoin-Mining werden riesige Rechner-Farmen betrieben. Finanziell zahlt sich das aus, allerdings weniger für das Klima

Für Bitcoin-Mining werden riesige Rechner-Farmen betrieben. Finanziell zahlt sich das aus, allerdings weniger für das Klima

© afp

Digital Life

Wie man Kryptowährungen klimafreundlicher macht

Als Elektroautopionier kann man sich schlecht den Vorwurf gefallen lassen, eine Kryptowährung zu unterstützen, die sehr viel Strom verbraucht und einen CO2-Fußabdruck in der Größe Portugals verursacht. Tesla hat umgerechnet 1,2 Milliarden Euro in Bitcoin investiert. CEO Elon Musk überlegt nun aber, sich nachhaltigeren Alternativen zuzuwenden. So wie ihm geht es auch anderen.

Rechnen mit Kohlestrom

Warum verbraucht Bitcoin so viel Strom? Weil rund um die Welt nach neuen Bitcoins geschürft wird. Dieses "Mining" nutzt allen Bitcoin-Nutzer*innen, weil dadurch Transaktionen verifiziert werden. Durch den im Verlauf der Jahre stark steigenden Kurs von Bitcoin ist das Mining so attraktiv, dass es mittlerweile ganze Hallen voller Rechner gibt, die nur auf das Bitcoin-Schürfen spezialisiert sind (ASICs). Die verbrauchen viel Strom, der je nach Standort des Miners aus mehr oder weniger erneuerbaren Quellen stammt.

Viele Bitcoin-Mining-Anlagen stehen etwa in China, dessen nationaler Strommix immer noch einen großen Anteil an Kohle, Öl und Erdgas hat – daher der große CO2-Fußabdruck. In Statistiken, die den Stromverbrauch verschiedenster Kryptowährungen pro getätigter Transaktion angeben, hat Bitcoin die Nase weit vorne. Laut Johannes Grill, dem Präsident des Vereins Bitcoin Austria, seien solche Statistiken aber mit Vorsicht zu genießen.

Schwieriger Vergleich

Die Vergleichbarkeit zwischen Kryptowährungen und ihren teilweise sehr unterschiedlichen technischen Voraussetzungen sei schwierig. Es sei außerdem möglich, ganze Zahlungsnetzwerke zu betreiben, die, auf der Blockchain-Technologie von Bitcoin aufbauend, ein größeres Transaktionsvolumen erlauben. Damit sinke der Stromverbrauch pro Transaktion. Ein Beispiel dafür sei das "Lightning"-Netzwerk.

Als bester Indikator für den Stromverbrauch von Kryptowährungen wird oft der verwendete Konsensmechanismus (siehe Infokasten unten) genannt. Das als energieaufwendig geltende Proof-of-Work-Verfahren wird bei vielen neuen Kryptowährungen durch Proof of Stake ersetzt. Als Musterbeispiel wird hier oft Ethereum 2.0 genannt, die neue Version der nach Bitcoin zweitgrößten Kryptowährung, die innerhalb der nächsten Monate gestartet werden soll.

Konsensverfahren

Proof of Work
Um Transaktionen zu verifizieren, wird ein komplexes mathematisches Problem gestellt, dass nur mit viel Rechenleistung gelöst werden kann. Welcher "Miner" (Nutzer, der Rechner dafür zur Verfügung stellt) das Problem als erster löst, erhält eine Belohnung in Form der Kryptowährung. Dadurch herrscht ein Wettkampf und alle verbrauchen viel Strom.

Proof of Stake
Für die Verifizierung wird ein "Node" (quasi ein "Miner") ausgewählt, der den Rechenaufwand allein schultert. Um Korrektheit zu gewährleisten, muss ein Einsatz geleistet werden, der höher als die Belohnung für die Verifizierung ist. Wer ein höheres Vermögen besitzt, wird eher zur Verifizierung herangezogen.

Undenkbarer "Hard Fork"

Laut Grill wird mit dem Umstieg auf das Proof-of-Stake-Verfahren bei Ethereum eine grundlegende Änderung vorgenommen (ein so genannter "Hard Fork"), die so bei Bitcoin nicht denkbar ist. Die Währung sei sehr dezentral gesteuert und  beruhe auf freiwilligem Konsens.

Bitcoin-Besitzer*innen würden diese Unveränderbarkeit durchaus schätzen. Schließlich hat der Branchenprimus den Anspruch, ein globales Zahlungsmittel zu sein: "Bitcoin hat in gewisser Weise einen Gold-Charakter, aber mit Innovationspotenzial." Den Stromverbrauch sehen einige Bitcoin-Fans als notwendiges Übel an, denn auch Proof of Stake sei problembehaftet (z.B. Gefahr einer Machtkonzentration).

Kompensieren

Andere versuchen, ein stärkeres Umweltbewusstsein zu schaffen. Die Initiative netpositive.money setzt sich etwa für die Verwendung von Bitcoin für klimafreundliche Projekte ein, um den Mining-Einfluss auf das Klima zu kompensieren.

"Grünere" Projekte

Alternativ zu Bitcoin gibt es aber eine ganze Reihe von Kryptowährungen und anderen Blockchain-Projekten, bei denen der Klimaschutzgedanke ganz oben steht. Die Währung BitGreen etwa belohnt Miner nur dann, wenn sie umweltfreundliche Aktivitäten setzen. Andere "Alt-Coins" – Alternativen zu Bitcoin – wie Cardano, Stellar, Ripple, Cosmos oder Nano betonen ihre äußerst stromsparende Arbeitsweise. Sie setzen großteils auf das Proof-of-Stake-Verfahren.

Ins Gespräch gebracht hat sich zuletzt das Projekt Chia. Dabei wird ein ganz neuer Konsensmechanismus verwendet, der auf dem Bereitstellen von Speicherplatz auf Festplatten basiert. Der Stromverbrauch ist dabei im Betrieb nicht besonders hoch, allerdings gibt es eine andere Befürchtung: Während für das Minen von Bitcoin und Co. starke Prozessoren oder Grafikkarten vorteilhaft sind, sind es bei Chia viele, große Festplatten. Die werden nun vermehrt produziert, wodurch erst recht viel Strom und andere Ressourcen benötigt werden.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

mehr lesen
David Kotrba

Kommentare