Walter Genger
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Digital Life

Was man bei einem Blackout bedenken sollte

Und plötzlich ist der Strom weg: Für einen Blackout haben viele Organisationen wie Polizei, Energieversorger oder Städte mittlerweile Krisenpläne und regelmäßige Übungen. Für private Haushalte wird von Expert*innen regelmäßig empfohlen, Lebensmittel und Trinkwasser für 14 Tage zu Hause zu haben. Doch viele Menschen werden nicht zu Hause sein, wenn der Strom ausfällt. Es wird welche geben, die in einem Lift stecken bleiben, oder welche, die gerade in einer Straßenbahn oder im Auto sitzen.

Aufzüge als Problem

„Allein in Wien gibt es 52.000 Aufzüge“, sagt Wolfgang Müller, Krisenkoordinator der Stadt Wien, bei der Veranstaltung „30 Minuten nach dem Blackout“ von Austrian Digital Value (ADV) und A1. „Die Feuerwehr hat zwar Pläne, aber für uns als Stadt wäre es wichtig, wenn Sie zwei Dinge machen: Feststellen, ob jemand im Lift sitzt und mit den Personen Kontakt aufnehmen“, so Müller. Gleichzeitig wäre es wichtig, wenn möglichst viele Unternehmen bereits im Vorfeld Aufzugswarte ausbilden, um die Einsatzkräfte zu entlasten.

Unklare Verkehrssituation

Wer in der Wiener U-Bahn sitzt, wenn der Strom ausfällt, hat da mehr Glück: „Es gibt in den Stationen Notstromversorgung. Das heißt, man kommt noch in die nächste Station“, sagt Müller. Bei den Straßenbahnen sieht es anders aus: „Die bleiben exakt dort stehen, wo sie gerade sind. Damit werden wir leben müssen“, erklärt Müller.

Wenn das etwa mitten auf einer Kreuzung am Gürtel der Fall sein sollte, würde das zu einem enormen Verkehrschaos führen. „Kein Mensch weiß, wie sich der Verkehr auf den Straßen entwickelt, wenn alle Ampeln gleichzeitig ausfallen und alle heimfahren wollen“, so Müller. Die Wiener Verkehrsbetriebe werden im Fall eines Blackouts einen Schienenersatzverkehr mit Bussen einrichten, sagt der Krisenexperte.

Nachbarfürsorge erbeten

An die in Wien lebenden Menschen appelliert er: „Kümmern Sie sich um Ihre Nachbar*innen. Der Flurfunk ist das Mittel der Wahl.“ Die Krisenhelfer*innen werden sich nämlich vorrangig um jene kümmern, die dringend akute Hilfe benötigen. Vonseiten der Stadt seien einmal tägliche Krisentreffen im Rathaus fixiert, heißt es. Außerdem gebe es Krisendienstpläne für alle Fälle. „Die Mitarbeiter*innen müssen wissen, wer im Ernstfall kommen muss“, sagt Müller.

Trivial erscheinende Dinge

Auch Roland Ledinger, ADV-Präsident und Geschäftsführer des Bundesrechenzentrums (BRZ), sagt: „Jedes Unternehmen muss sich die Frage stellen, ob es für die Leute, die reingeholt werden, auch die Versorgung hat. Können die dort übernachten, oder liegen sie am Ende unter dem Schreibtisch? Wie sieht es aus mit Hygieneartikeln und Nahrung?“ Man dürfe bei einem Blackout nicht immer nur an die Technik denken, sondern müsse auch „kleine, triviale“ Dinge im Auge behalten.  Ein so ein „triviales Ding“ könnte etwa sein, dass man ein Krisentelefonbuch nicht digital, sondern analog anlegt, wie Thomas Zapf vom Verbund betont.

Generell wird von allen Expert*innen empfohlen, dass sich jedes Unternehmen und jede Privatperson bereits im Vorfeld Gedanken darüber machen sollte,  was im Ernstfall zu beachten wäre.  

Blackout-Übungen

Für jene Menschen, die mithelfen, die Krise zu bewältigen, sei es wichtig, viel und regelmäßig zu üben und den Ernstfall zu trainieren, sagt Zapf. Bei den Energieversorgern muss etwa jeder Handgriff sitzen, wenn es darum geht, das Stromnetz langsam wieder hochzufahren.

Auch Lambert Scharwitzl, Leiter des militärischen Cyber-Zentrums im Verteidigungsministerium, sagt: „Keiner wird im Krisenfall das Papier mit den Krisenplänen suchen. Das muss alles im Kopf sein und das erreicht man nur durch regelmäßiges Üben des Ernstfalls.“

Die Landesverteidigung werde 12 „Sicherheitsinseln“ aufbauen, die autark funktionieren und wo die gesamte Versorgung gewährleistet sein wird. Darin enthalten sind auch verlegbare Rechenzentren in Kisten, um möglichst autarke Zentralsysteme zu betreiben. „Wir werden primär Blaulichtorganisationen und Bundesheer unterstützen müssen“, erklärt Scharwitzl.

Kommunikation über Digitalfunk

Kommuniziert wird dabei von den Behörden und Einsatzorganisationen über Digitalfunk, wie (ein weiterer) Wolfgang Müller vom Innenministerium erklärt. Doch bereits nach 24 Stunden seien bei einem Großteil der Standorte die Batterien leer, erzählt Müller. Das ist jedoch noch immer wesentlich länger als die Mobilfunknetze der Telekombetreiber aktiv sein werden: Hier heißt es bereits nach spätestens 30 Minuten "Ende".

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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