Lange Strecken mit dem Zug zu fahren, ist oft mühsam. EU-weite Harmonisierung dauert

Lange Strecken mit dem Zug zu fahren, ist oft mühsam. EU-weite Harmonisierung dauert

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Frust für Kunden: EU muss Schienenverkehr auf eine Linie bringen

Die Eisenbahn ist ziemlich gut darin, Menschen und Fracht mit relativ wenig Energieeinsatz und einem geringen CO2-Fußabdruck zu transportieren. Um die Klimaziele zu erreichen, wäre es sinnvoll, den Anteil von Zügen am Gesamtverkehr zu steigern und jenen des Straßenverkehrs zu reduzieren. Die Bahn wird auch immer öfter genutzt. Bei Reisen im Inland ist das meist kein Problem. Wer zu einem Ziel im Ausland mit dem Zug fahren will, steht dagegen häufig vor großen Herausforderungen. Man muss für eine Fahrt oft mehrere Tickets auf unterschiedlichen Plattformen kaufen, Fahrpläne sind nicht aufeinander abgestimmt und an der Grenze muss man lange warten.

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Mehr Druck der EU notwendig

Das Problem ist, dass nationale Zugsysteme eigenständig gewachsen und in vielen Punkten nicht miteinander kompatibel sind. Am deutlichsten zeigt sich das an unterschiedlichen Spurbreiten der Gleise. Früher wurden sie teilweise aus strategischen Gründen gewählt – um Invasionen schwieriger zu gestalten. Heute behindern sie den grenzüberschreitenden Verkehr. Es gibt aber auch eine Reihe weiterer Unterschiede, etwa Stromspannungen, Bahnsteighöhen oder verschiedene Zugbeeinflussungssysteme.

Die EU versucht, die nationalen Zugsysteme zu harmonisieren. Die Bemühungen könnten aber weiter gehen, lautet der Tenor von Experten, die an einer Fachveranstaltung des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) teilnahmen. Konkrete Pläne, aufeinander abgestimmte Abläufe und vor allem viel Hilfe bei der Finanzierung seien notwendig. Die EU könnte auch mehr Druck auf Mitgliedsstaaten machen und die Umsetzung von Bahnprojekten einfordern.

Im Projekt CrossBorderRail werden seit 2022 grenzüberschreitende Zugverbindungen in ganz Europa getestet

Im Projekt CrossBorderRail werden seit 2022 grenzüberschreitende Zugverbindungen in ganz Europa getestet

Stromleitung endet an der Grenze

Die aktuelle Situation sei jedenfalls verbesserungsbedürftig, sagt Jon Worth, der im Projekt CrossBorderRail grenzüberschreitende Zugverbindungen in ganz Europa analysiert. Er bringt das Beispiel eines Bahnviadukts an der Grenze zwischen Polen und Deutschland, auf dem eine Stromleitung plötzlich endet. Die Strecke hätte komplett elektrifiziert werden sollen. Polen hat das fristgerecht geschafft, Deutschland nicht. An anderen Grenzen in Europa gebe es das Problem, dass Zugverbindungen existieren, man finde sie auf Buchungsplattformen aber nicht, weil es am Datenaustausch mangelt.

Züge sollen schneller fahren

Im Güterverkehr werden Grenzen oft überschritten, man müsse dabei aber oft stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen, damit Lokomotiven gewechselt, Lokführer aufgrund von Sprachbarrieren ausgetauscht und Züge auf Einhaltung nationaler Bestimmungen überprüft werden müssen. Auf diese Weise reduziere sich die Durchschnittsgeschwindigkeit auf manchen Strecken auf unter 20 km/h, erklärt Sebastian Sperker von der Rail Cargo Group. Das sei fatal, wenn es darum gehe, Lkws Konkurrenz zu machen.

Im Personenverkehr werde dagegen versucht, Strecken so auszubauen, dass Züge mit 160 km/h durch Europa fahren können. Das sei aber möglicherweise immer noch zu wenig, um Menschen in den Zug statt auf einen Kurzstreckenflug zu locken, sagt Thomas Preslmayr von der FH St. Pölten. Laut Katharina Jaschinsky vom VCÖ können Ziele oft sehr gut mit der Bahn erreicht werden, Reisende erfahren aber nichts davon. Hier sei auch die Tourismusbranche gefragt, um Alternativen zu Auto und Flugzeug aufzuzeigen und Dinge wie das Abholen vom Bahnhof anzubieten.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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