Für viele ist der Urlaub die beste Zeit zum Lesen (Symbolbild).

Für viele ist der Urlaub die beste Zeit zum Lesen (Symbolbild)

© Getty Images/iStockphoto/Beli_photos/iStockphoto

Digital Life

Goodreads und Storygraph: Das können die Apps für Lese-Fans

Egal ob im Freibad oder im Flugzeug: Im Urlaub lässt es sich besonders gut in Büchern versinken. Doch manchmal hat man gar keine Idee vom nächsten Buch oder hat so viele Titel auf der noch-zu-Lesen-Liste, dass man völlig den Überblick verliert. In beiden Fällen sind die Online-Services Goodreads und The StoryGraph hilfreiche digitale Begleiter. 

Denn sie bieten algorithmische Empfehlungen passend zum eigenen Geschmack und die Möglichkeit, die eigene Bibliothek inklusive geplanter Lektüre digital abzubilden. Außerdem machen sie das Lesen zu einem sozialen Hobby: Nutzerinnen und Nutzer können Bücher bewerten und rezensieren, woraus sich aggregierte Bestenlisten ergeben. Freundinnen und Freunden kann man dank der Apps quasi live ins Bücherregal schauen und findet beim nächsten Treffen so vielleicht ein besonders ergiebiges Gesprächsthema.

Kostenlose Apps

Beide Services sind als App (Android und iOS) oder Webseite kostenlos nutzbar. GoodReads hat mehr als 150 Millionen registrierte Nutzerinnen und Nutzer, gehört zu Amazon und enthält Werbung.

StoryGraph hat 3,8 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer, ist werbefrei und wird von einem kleinen Team betrieben. Für 3,99 Euro im Monat kann man dort zusätzliche Funktionen freischalten. Standardmäßig ist die Benutzeroberfläche bei beiden auf Englisch, Goodreads lässt sich in der App auf Deutsch umstellen.

Goodreads vs. StoryGraph

Goodreads

Die Plattform ist mit 150 Millionen Nutzerinnen und Nutzer die größte ihrer Art, seit 2013 gehört sie zu Amazon.

  • + ermöglicht viel öffentliche Interaktion bei Rezensionen
  • + direkte Integration mit Amazon: Buchvorschau lesen oder direkt bestellen
  • + praktische Listenübersicht aller Bücher zum Bearbeiten großer Mengen von Einträgen
  • - enthält Werbung

The StoryGraph

Die Plattform wird seit 2019 von einem unabhängigen 3-köpfigen Team betrieben und hat derzeit 3,8 Millionen Nutzerinnen und Nutzer.

  • + detaillierte Statistiken und Grafiken zum Teilen auf Social Media
  • + werbefrei
  • + Bücher mit einem Klick als "im eigenen Besitz" markierbar
  • + ermöglicht Bewertungen in Viertel-Stern-Schritten
  • - Titelsuche funktioniert bei nicht-englischsprachigen Büchern eher schlecht

Eigene Bibliothek

Sowohl bei Goodreads als auch bei StoryGraph kann man Bücher über die Suchleiste per Titel, Autor bzw. Autorin oder ISBN finden. Die Titelsuche auf StoryGraph funktioniert bei nicht-englischsprachigen Büchern jedoch nicht immer. Nutzt man die jeweilige App am Smartphone, kann man auch das Cover oder den Barcode scannen

Anschließend kommt man bei beiden Services auf die Übersichtsseite des jeweiligen Buchs, wo man den Lesestatus eintragen kann. Bei Goodreads funktioniert das über „Regale“: Vorgegeben sind „Lesewunschliste“, „Aktuelle Lektüre“, sowie „Gelesen“, zusätzlich kann man eigene Kategorien erstellen. Es gibt eine praktische Übersichtsseite, wo man schnell größere Mengen an Einträgen der eigenen Bibliothek ändern kann.

Ein Screenshot der Goodreads- oder The Storygraph-App mit Buchregalen und Empfehlungen.

Die Übersichtsseiten gespeicherter Bücher bei Goodreads (links) und The Storygraph (rechts).

Bei StoryGraph gibt es noch mehr Optionen, nämlich „read“ („gelesen“), „paused“ („pausiert“), „did not finish“ („nicht fertiggelesen“), „to read“ („noch zu lesen“). Außerdem kann man ein Buch mit einem Klick als „owned“ („im eigenen Besitz“) markieren, um ein digitales Abbild der eigenen Bibliothek zu schaffen. Diese Funktion verhindert, dass man ein Buch zweimal kauft – etwa weil man das entsprechende E-Book nicht so präsent im Gedächtnis hat wie die Hardcover im Regal.

Lesefortschritt und Bewertung

Bei beiden Services kann man auf der Buch-Übersichtsseite Start- und Enddatum der Lektüre, sowie Notizen zum Lesefortschritt eintragen. Zentral ist die Bewertung des Gelesenen. Man kann neben einer schriftlichen Rezension bis zu 5 Sterne vergeben, bei StoryGraph auch in Viertel-Sterne-Schritten. 

Vor Spoilern braucht man sich beim Lesen der Bewertungen übrigens kaum fürchten. Denn diese kann man in den Textfeldern bei Goodreads und StoryGraph als solche markieren, was die meisten Nutzerinnen und Nutzer konsequent tun. Dadurch werden sie zunächst ausgeblendet und erscheinen erst nach einem Klick. 

Abgesehen davon gibt es große Unterschiede im Bewertungssystem: Während Goodreads stark auf den öffentlichen Austausch zwischen Nutzerinnen und Nutzern setzt, gibt es bei StoryGraph einen Fokus auf statistische Auswertung.

Soziales Netzwerk Goodreads

Wenn man bei Goodreads eine Rezension über ein Buch schreibt, können andere Nutzerinnen und Nutzer diese kommentieren und liken. Vor allem bei beliebten Titeln sind die Rezensionen häufig lang und ausführlich und es kommt zu längeren Diskussionen

Viele Buch-Influencer, sowie Autorinnen und Autoren sind auf GoodReads aktiv und geben dort Einblick in ihre Bücherregale. Allerdings gibt es auf der Plattform immer wieder Probleme mit Spam oder Hassrede. 

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Auch orchestrierte Kampagnen mit schlechten Bewertungen gegenüber einzelnen Autorinnen und Autoren sind dokumentiert, z.B. bei „The Snow Forest“ von Elizabeth Gilbert. Die Autorin von „Eat, Pray, Love“ ist 2023 von der Veröffentlichung dieses Romans abgerückt, nachdem dieser auf Goodreads bereits vor Erscheinungstermin schlecht bewertet worden war, wie Slate berichtet hat.

Fragebögen und Grafiken bei StoryGraph

Bei StoryGraph gibt es bei Text-Rezensionen keine Interaktionsmöglichkeiten für Nutzerinnen und Nutzer. Stattdessen kann man unter „Add Review“ Fragen – z.B. zu Stimmung, Tempo und Charakterentwicklung – beantworten.

Dieser Teil voller Multiple-Choice-Kästchen fühlt sich zuweilen nach Schulquiz an, ist allerdings die Basis für die persönlichen „Stats“ für die StoryGraph bekannt ist. Unter dem gleichnamigen Reiter bekommt man eine statistische Auswertung der als „gelesen“ markierten Bücher: Seitenzahl, durchschnittliche Lesedauer, Genre, durchschnittliche Wertung und so weiter.

Tippt man auf „Wrap-Up Graphics“ kann man verschiedene Grafiken zum Teilen auf Social Media herunterladen – wahlweise im Hochformat oder quadratisch. Möglich ist eine Gesamtübersicht mit gelesenen Titeln, Seiten, Bewertungen und anderen Informationen, oder eine Collage von Buchtiteln. Weiters kann man eine Kalender-Ansicht herunterladen, was allerdings nur sinnvoll ist, wenn man seinen Lesefortschritt tageweise trackt.

Eine Zusammenfassung der Leseaktivitäten von @zuckerbaeckerei im Mai 2025, dargestellt als Grafik von Storygraph.

So sieht eine "Monthly Wrap-Up Graphic" bei StoryGraph aus.

Empfehlungen

Zum Entdecken neuer Bücher gibt es bei beiden Services mehrere Empfehlungsmechanismen. So kann man sich durch die aktuell meistgelesenen bzw. bestbewerteten Bücher der jeweiligen Plattform klicken, die jedoch in der Regel englischsprachig sind. Außerdem kann man sich von den Bücherregalen anderer Nutzerinnen und Nutzer inspirieren lassen.

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Bei Goodreads bekommt man basierend auf anfangs ausgewählten Lieblingsgenres und allen Titeln, die man gespeichert hat, persönliche Empfehlungen angezeigt. Im „Explore“-Bereich von StoryGraph gibt es zusätzlich zu personalisierten Empfehlungen eine große Anzahl an Filtern – Seitenzahl, Stimmung oder Tempo – zum Finden neuer Lektüre.

Passt ein Vorschlag nicht zum eigenen Geschmack, kann man das entsprechende Buch mit „Don’t show me this book again“ („Zeig mir das Buch nicht nochmal“) auf StoryGraph bzw. „Not interested“ („nicht interessiert“) in der Goodreads-Desktop-Version markieren.

Buchclubs

Mit den Funktionen „Buddyreads“ und „Readalongs“ kann man bei StoryGraph Leserunden einzelner Bücher mit anderen Nutzerinnen und Nutzern organisieren. Zeitliche Meilensteine sollen dafür sorgen, dass man dran bleibt, Bewertungen der anderen werden erst sichtbar, wenn man das Buch selbst fertiggelesen hat.

Bei Goodreads kann man Buchclub-Gruppen beitreten oder selbst welche erstellen. Die beliebtesten davon sind häufig von Stars der Szene gehostet, etwa Oprah Winfrey oder Reese Witherspoon, und haben Zehntausende Nutzerinnen und Nutzer.

Gamification und Challenges

Wer sich von einer App zum Lesen anspornen lassen will, kann das sowohl mit Goodreads als auch mit StoryGraph. Beide bieten „Challenges“ an, z.B. innerhalb eines Kalenderjahres eine bestimmte Anzahl von Seiten zu schaffen, etwas Fremdsprachiges oder ein bestimmtes Genre zu lesen.

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StoryGraph bietet die Möglichkeit, öffentliche Challenges zu erstellen. An diesen können dann auch andere Nutzerinnen und Nutzer teilnehmen, was im besten Fall die eigene Lese-Motivation steigert. 

Fazit

GoodReads und Storygraph haben weitestgehend ähnlichen Funktionsumfang. Ob man sich für das Eine oder das Andere entscheidet, ist oft eine ideologische Frage – viele in der Szene stehen Amazon kritisch gegenüber. 

Auch klassische Netzwerk-Effekte spielen eine Rolle: Will man bei Oprah Winfrey's Buchclub mitdiskutieren, ist man an Goodreads gebunden, ist der eigene Freundeskreis auf Storygraph unterwegs, wird man sich eher dort anmelden. 

Mir persönlich ist Storygraph mit seinen detaillierten Statistiken und durch den Verzicht auf Werbung sympathisch. Vielleicht werde ich meinen Sommerurlaub daheim verwenden, meine ganze Bibliothek darin zu speichern.

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Jana Wiese

interessiert sich besonders für die gesellschaftlichen Auswirkungen von Technologie und Wissenschaft. Mag das offene Web, Podcasts und Kuchen, (food-)bloggt seit 2009.

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Jana Wiese

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