Wer in Frankreich seinen Gartenpool nicht deklariert hat, könnte bald zur Kasse gebeten werden.

Wer in Frankreich seinen Gartenpool nicht deklariert hat, könnte bald zur Kasse gebeten werden.

© Getty Images/agrobacter/IStockphoto.com

Digital Life

Google-KI hilft Steuerfahndern illegale Pools zu finden

In Frankreich gibt es tausende illegale Swimmingpools. Das konnte die französische Steuerbehörde mithilfe einer von Google und dem Beratungsunternehmen Capgemini entwickelten KI-Software herausfinden. Sie identifiziert Pools auf Luftbildern und gleicht diese mit der Grundbuchdatenbank ab. Ob die Luftbilder von Google Maps bzw. Google Earth stammen, wurde nicht gesagt, es ist aber davon auszugehen.

Ist ein Schwimmbecken nicht deklariert, stellen Steuerfahnder*innen das Versäumnis in Rechnung. Das Projekt startete im Oktober vergangenen Jahres. Seither machte die Behörde mithilfe der Software 20.356 unentdeckte Pools in 9 Regionen Frankreichs ausfindig. Rund 10 Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen spülten die Entdeckungen in die Steuerkasse, wie französische Medien berichten. Pools steigern den Wert einer Immobilie, was wiederum die Grundsteuer erhöhen kann. Wird ein Schwimmbecken nicht deklariert, entgehen dem Staat daher Steuereinnahmen.  

Terrassen, Pavillons und Anbauten

Aufgrund des Erfolgs der KI-Anwendung soll sie nun im ganzen Land zum Einsatz kommen. Im Jahr 2023 könnte es laut Angaben der Finanzbehörde zu Extraeinnahmen von 40 Millionen Euro kommen.

Die KI-Software kann jedoch nicht nur Pools identifizieren, sondern auch andere nicht deklarierte Bauten, wie Terrassen, Pavillons oder Hauserweiterungen. Diese spielen bei der Grundsteuer ebenfalls eine Rolle.

„Wir haben es vor allem auf Anbauten wie Veranden abgesehen", sagt Antoine Magnant, der stellvertretende Generaldirektor für öffentliche Finanzen, gegenüber der Zeitung Le Parisien (Paywall). Die KI-Anwendung sei im Moment aber noch nicht ausgereift. „Wir müssen sicher sein, dass die Software Gebäude mit einer großen Grundfläche findet und nicht nur die Hundehütte oder das Kinderspielhaus", so Magnant.

Während der Corona-Pandemie gab es in Frankreich einen Pool-Boom.

Pool-Boom fördert Dürre

Die französischen Steuerbehörde möchte mit der KI-Software auch gegen die landesweite Dürre vorgehen, die Frankreich aktuell plagt. Über 100 Gemeinden geht das Trinkwasser aus, die Bewässerung von Gärten wurde in vielen Regionen verboten, um Wasser zu sparen.

Frankreich brauche „eine andere Beziehung zum Wasser“, hielt Julien Bayou von den französischen Grünen fest. Er schloss auch ein Verbot privater Schwimmbecken nicht aus, dies sei allerdings nur ein „letzter Ausweg“. „Die Herausforderung besteht nicht darin, Schwimmbäder zu verbieten, sondern unseren lebenswichtigen Wasserbedarf zu sichern", sagt Bayou.

In Frankreich gibt es schätzungsweise 3,2 Millionen private Pools, wie der Guardian berichtet. Während den Corona-bedingten Schließungen der öffentlichen Schwimmbäder habe es laut Le Parisien einen regelrechten Pool-Boom in den Jahren 2020 und 2021 gegeben.

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