Israelische Armee in der Nähe des Gazastreifens

Israelische Armee in der Nähe des Gazastreifens

© EPA / HANNIBAL HANSCHKE

Digital Life

Google Maps liefert Hinweis, dass israelischer Einmarsch kurz bevorsteht

Google Maps und Apple Maps zeigen keine Echtzeit-Informationen zum Verkehr im Gazastreifen und Israel mehr an. Auch der Navigationsdienst Waze ist betroffen. Nur Microsofts Kartendienst Bing Maps zeigt noch Daten zum Echtzeit-Verkehrsaufkommen.

Laut Bloomberg hat das israelische Militär darum gebeten, diese Daten zu verbergen – aus Sicherheitsgründen. Dass das nicht gleich nach dem Hamas-Angriff am 7. Oktober passiert ist, sondern erst jetzt, deutet darauf hin, dass Israel kurz davorsteht, in den Gazastreifen einzumarschieren.

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Bewegungen von Smartphones werden ausgewertet

Für die Echtzeit-Verkehrsdaten nutzen Google und Apple die Standortdaten von Smartphones. Bewegen sich viele Smartphones nur langsam hintereinander auf Straßen oder stehen gar, wird das als Zeichen für dichten Verkehr bzw. Stau gewertet.

Setzt sich ein Konvoi der israelischen Armee in Bewegung, bewegen sich auch die Smartphones der Soldat*innen mit. Ein Merkava-Kampfpanzer hat z. B. eine Besatzung von 4, ein Eitan Radschützenpanzer 3 plus bis zu 12 Infanteristen.

Sollte sich ein Verband aus 2 Merkava und 3 vollbesetzten Eitan auf der Straße Richtung Gazastreifen bewegen, könnte das für die Kartendienste wie ein Kolonnenverkehr mit 53 Autos aussehen – und Israel wird wohl mit weit mehr anrücken, als 5 Panzer.

Soldat*innen halten sich oft nicht an Handy-Regeln

Durch so eine automatische Stauwarnung könnte die Hamas Rückschlüsse darauf ziehen, wann und von welchen Seiten der Einmarsch Israels beginnt und entsprechend dort Kräfte bündeln oder die Straße mit ballistischen Raketen beschießen. Zwar gibt es Regeln, die Soldat*innen einhalten sollten, um genau so etwas zu verhindern. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass sich viele nicht daranhalten.

Auch ein totales Smartphone-Verbot hat bei westlichen Armeen nicht funktioniert. Stattdessen wird versucht, mit speziellen Apps die Geräte abzusichern, bzw. zumindest die Kommunikation zu verschlüsseln, damit Soldat*innen nicht ausspioniert werden und nicht unabsichtlich ihre Position verraten.

Fotos können verräterisch sein

Zusätzlich braucht es Aufklärungen über die Risiken. Selbst ein Foto ohne Geodaten kann dem Gegner Hinweise auf den Standort liefern. So wurden etwa in der Ukraine russische Artilleriegeschütze gefunden und zerstört, weil russische Soldaten damit Selfies gemacht und auf Telegram geteilt haben. Anhand der Landschaft im Hintergrund konnte herausgefunden werden, wo das Foto gemacht wurde.

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Die Verkehrsdaten auf den Kartendiensten können aber auch verräterisch sein, selbst wenn sich die Soldat*innen an alle Regeln halten. Beim Einmarsch in die Ukraine waren in der Nacht davor Staus an den ukrainischen Grenzen auf Google Maps sichtbar.

Späteren Analysen zufolge kamen die Daten nicht von den Smartphones russischer Soldat*innen, sondern weil der Grenzübergang beim Einmarsch für Zivilisten gesperrt wurde. Im Falle von Israel könnte das vermutlich nicht passieren, da die Grenzen zum Gazastreifen ohnehin nach dem Hamas-Angriff am 7. Oktober geschlossen wurden.

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