ISRAEL-PALESTINIAN-GAZA-CONFLICT
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Militärtechnik

So will Israel seine Merkava-Panzer vor Drohnen der Hamas schützen

Beim Überraschungsangriff auf Israel hat die Hamas Taktiken eingesetzt, die die Ukraine gegen Russland nutzt. So konnte mit relativ simplen Mitteln mindestens ein israelischer Merkava IV zerstört werden. Der Merkava IV gilt als einer der modernsten Kampfpanzer der Welt.

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Dabei wurde mit einer kommerziellen Drohne, die es für ein paar Hundert Euro zu kaufen gibt, ein Sprengsatz bzw. eine Granate abgeworfen. Die Hamas hat ein Video davon veröffentlicht:

Gitter gegen Granaten

Israel reagiert jetzt auf diese neue Bedrohung durch Drohnen. Dazu wurden sogenannte „Cope Cages“ installiert. Dabei handelt es sich um Gitter, die wie ein zusätzliches Dach an den Türmen der Merkava IV angebracht werden.

Diese Abwehrmaße ist auch in der Ukraine zu sehen. Sowohl russische als auch ukrainische Streitkräfte haben schon früh im Konflikt begonnen, Panzer mit Cope Cages nachzurüsten. Mittlerweile sind viele Varianten davon im Ukrainekrieg zu sehen. Einige sind improvisiert, andere wirken professionell installiert.

Die Idee dahinter ist, dass die abgeworfenen Granaten idealerweise vom Gitter abprallen oder herunterrollen. Neben dem Panzer ist die Panzerung stärker, die Granate würde also weniger bis keinen Schaden verursachen, je nachdem wo sie am Boden oder auf der Wanne des Panzers landet.

Hat die Granate einen Aufschlagzünder, würde sie am Gitter explodieren. Die Cope Cages sind, je nach Ausführung, zwischen 1,5 Meter und 2 Meter über dem Turm. Das schwächt die Explosion, die den Turm erreicht, ab. Auch Airburst-Munition, die absichtlich ein paar Meter über dem Ziel explodiert, würde zu hoch explodieren, da das Gitter vom Suchkopf als Turm erkannt wird. Dadurch wird nicht die volle Wirkung am Ziel erreicht.

Außerdem hilft das Gitter gegen Überraschungsangriffe, weil die Granaten nicht direkt in offene Luken geworfen werden können. Wie aber in Videos aus der Ukraine zu sehen ist, können gute Drohnenpiloten unter den Cope Cage fliegen, um ihre Sprengladungen am Turm zu platzieren.

Oberseite des Turms ist eine bekannte Schwachstelle

Die Oberseite des Turms ist eine Schwachstelle bei vielen Panzerfahrzeugen. Die Panzerung ist hier technisch bedingt dünner, bzw. sind die Luken dünner gepanzert. Sonst wären sie zu schwer, um sie von der Besatzung von innen öffnen zu können, wenn sie aussteigen muss.

Diese Schwachstelle nutzen moderne Antipanzerwaffen aus. Die Lenkwaffe Javelin etwa steigt nach dem Abschuss auf, um ihr Ziel von oben zu treffen.

Aktives Abwehrsystem Trophy

Dass die Merkava mit Cope Cages gesichtet wurden, sehen Militärexpert*innen als Zeichen, dass ein Einmarsch in den Gazastreifen kurz bevorsteht. Die israelische Armee muss sich dabei auf einen Häuserkampf auf engen Raum einstellen. Das liefert der Hamas viele Möglichkeiten, um Panzer überraschend mit Drohnen und Antipanzerwaffen anzugreifen.

Zumindest gegen Letzteres ist der Merkava IV geschützt. Mit dem in Israel entwickelten Trophy hat er ein aktives Abwehrsystem. Dieses erkennt heranfliegende Raketen und Granaten und fängt diese automatisch ab. Außerdem wird der Abschusspunkt der Rakete erfasst, wodurch die Besatzung das Feuer schnell und gezielt erwidern kann. Gegen Drohnen von oben scheint das System aber nicht gut genug zu funktionieren, weshalb jetzt auf Cope Cages gesetzt wird.

Auch aufgrund dieses Abwehrsystems, das Israels Armee seit 2009 einsetzt, gilt der Merkava IV als einer der modernsten Kampfpanzer der Welt. 2018 kauften die USA ca. 400 Systeme für 4 Panzerbataillone. 2021 hat Deutschland einen Kaufvertrag unterzeichnet, um Trophy bei seinen Leopard-2-Panzern zu nutzen. Großbritannien erprobt das System derzeit und will es möglicherweise beim kommenden Kampfpanzer Challenger 3 einsetzen.

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