Schadet die Sommerhitze dem E-Auto-Akku?
Hohe Temperaturen setzen nicht nur uns Menschen zu, auch die Technik kommt oft nur schwer mit extremer Hitze klar. Alle Geräte, die einen Akku nutzen – sei es das Handy oder das Auto – sind dabei mehr oder weniger beeinträchtigt.
Grund dafür ist das Material in Batterien. Ist die Temperatur zu hoch, kommt es zu Zersetzungsreaktionen. Der Elektrolyt im Akku verdampft und wird dadurch nach und nach beschädigt, was nicht rückgängig gemacht werden kann. Dadurch nimmt die Leistung des Akkus ab.
Das ist aber nichts Neues und glücklicherweise gut erforscht. Deswegen haben sämtliche E-Autos eine entsprechende Batteriekühlung, erklärt Christian Klejna vom ÖAMTC der futurezone. Bei moderneren Fahrzeugen, die ab 2018 gebaut wurden, sei diese Kühlung so effizient, dass nur sehr geringe Mengen an Energie dafür in Anspruch genommen werden. So kommen hier etwa Wärmepumpen zum Einsatz, die den Akku auf einer idealen Temperatur halten.
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Über 25 Grad wird die Ladeleistung beeinträchtigt
Diese ideale Temperatur liegt laut Klejna zwischen 15 und 25 Grad. Die meisten Hersteller geben an, dass ab 25 Grad eine Beeinträchtigung der Ladeleistung und damit eine längere Ladezeit zu erwarten ist (hier bei VW). Klejna erklärt aber, dass die Akku-Kühlung mittlerweile so gut funktioniert, dass sich die Außentemperatur nicht wirklich bemerkbar macht.
Integrierte Technik reguliert Temperatur
Online kursieren aktuell einige Tipps, wie bei bestimmten Ladesäulen trotz hoher Temperaturen die Ladeleistung angekurbelt werden kann. Einige Fahrerinnen zeigen etwa, wie sie nasse Fetzen oder Handtücher um den Stecker des Ladekabels wickeln und so vermeintlich die Ladegeschwindigkeit erhöhen.
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„Bei einer hohen Ladeleistung, bei der viel Energie fließt, erwärmt sich auch das Kabel. Deswegen haben Ladestecker integrierte Temperatursensoren und nehmen die Leistung zurück, wenn sie zu hohe Temperaturen erreichen. Bei einer Leistung über 150 kW ist eine Wasserkühlung direkt im Stecker verbaut“, erklärt Klejna. Wirkt man zusätzlich durch feuchte Handtücher oder Ähnliches auf die Stecker ein, arbeitet man eher gegen diese Technik und verhindert möglicherweise die korrekte Temperaturregulierung.
Obwohl die Stecker natürlich spritzwassergeschützt sind, damit man auch bei Regen laden kann, sollte man davon absehen, aktiv Wasser über den Ladestecker zu kippen, wie es derzeit von einigen Personen praktiziert wird. Dabei können laut Klejna Schäden entstehen.
Allgemeine Fahr-Tipps gelten auch bei Hitze
Auch den Tipp der Hersteller, bei extremer Hitze das Fahrzeug nicht vollständig zu laden, sieht Klejna eher als generelle Richtlinie. „Die Batterien sollten immer zwischen 20 und 80 Prozent geladen sein. Eine 100-Prozent-Ladung sollte man nur dann vornehmen, wenn man danach sofort mit dem Auto fährt“, erklärt er. Das Auto immer vollzuladen, dann aber stehenzulassen, schade dem Akku bei jeder Temperatur.
Dass es hilfreich ist, den Tipps der Hersteller zu folgen und nach Möglichkeit im Schatten zu parken, um die Batterie zu schonen, liegt auf der Hand. Die Vorstellung, der Akku würde sich in der Sonne aber stark erhitzen, entspricht laut Klejna nicht der Realität. „Die Batterie befindet sich am Unterboden und ist dort auch vor der Sonne gut geschützt“.
Überlegter Umgang mit der Klimaanlage
Eine gute Planung ist insbesondere bei längeren Fahrten wichtig – egal, mit welchem Auto man unterwegs ist. Anders als bei Verbrennern haben E-Autos aber einen großen Vorteil. Solange sie am Strom hängen, muss keine Energie von der Batterie angezapft werden, wenn man die Klimaanlage anschaltet.
Bevor man losfährt, kann man das angesteckte Auto daher auf eine angenehme Temperatur bringen, ohne an Reichweite einzubüßen. Fährt man dann bei einer angenehmen Innentemperatur los, kann man die Klimaanlage gezielter einsetzen und so Strom sparen. Macht man zudem häufiger kurze Ladestopps, kann man das Auto während des Stopps wieder herunterkühlen, ohne an Reichweite einzubüßen.
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