Nordkoreas Spionage-Satellit ist zu schlecht zum Spionieren
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Ende Mai hätte Nordkoreas erster militärischer Spionagesatellit in den Orbit gebracht werden sollen. Der Raketenstart schlug aber fehlt und der Satellit stürzte ins Meer (die futurezone berichtete). Das südkoreanische Militär konnte die Trümmer bergen und stellte fest, dass der "Spionagesatellit für militärische Zwecke", wie ihn Nordkorea medienwirksam bezeichnete, gar nicht als solcher eingesetzt werden konnte.
"Nach einer detaillierten Analyse wichtiger Teile der geborgenen nordkoreanischen Trägerrakete und des Satelliten haben südkoreanische und US-amerikanische Expert*innen festgestellt, dass sie keinen militärischen Nutzen als Aufklärungssatellit haben", teilte das Militär in einer Erklärung mit. Es war der erste Satellit Nordkoreas, der in die Hände des südkoreanischen Militärs fiel.
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Satellit mit geringer Auflösung
Laut dem Bericht waren die Aufklärungsfähigkeiten des Satelliten unzureichend. Die Auflösung der optischen Systeme sei nicht für militärische Zwecke geeignet, stellten die Expert*innen fest.
Das südkoreanische Militär verfolgte den Start des Raumfahrzeugs und entdeckte nur wenige Stunden nach dem Start ein großes, zylindrisches Trümmerstück im Gelben Meer, das auf den Meeresgrund sank. Es konnte 2 Wochen später geborgen werden.
Erster offizieller Spionagesatellit
Der Satellit namens "Military Reconnaissance Satellite No. 1" wäre der erste gewesen, den Nordkorea offiziell für militärische Zwecke genutzt hätte. Nach dem missglückten Start sprach die nordkoreanische Regierung von einem "schwerwiegenden Fehlschlag" - eine Seltenheit, denn Nordkorea gibt fehlgeschlagene Projekte öffentlich äußerst ungern zu. Man versprach aber, bald einen neuen Satelliten in den Orbit zu schicken.
Nordkorea versucht seit den 1990er-Jahren ein Satellitenprogramm auf die Beine zu stellen, um die militärischen Aktivitäten der USA besser überwachen zu können. In den Jahren 2012 und 2016 schickte der Staat 2 Objekte in den Orbit, die als Beobachtungssatelliten bezeichnet wurden. Bislang gibt es allerdings keine Bestätigung, dass sie funktionieren und Signale zur Erde senden.
Der Military Reconnaissance Satellite No. 1 war außerdem der erste orbitale Startversuch der Trägerrakete Chollima-1, die bis zu 300 Kilogramm Ladung in die niedrige Erdumlaufbahn befördern soll. Nordkorea trieb zuletzt auch den Bau einer neuen Raketen-Startrampe voran.
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Der Einsatz von Spionagesatelliten sei "ein wichtiger Faktor im Falle eines nuklearen Präventivschlags", erklärte Yang Moo-jin, Präsident der Universität für Nordkoreastudien in Seoul, im April der AFP.
Ballistisches Raketenprogramm verboten
Der Raketenstart am 31. Mai wurde von Südkorea, Japan und den USA aufs Schärfste kritisiert. "Bei diesem angeblichen Weltraumstart wurden Technologien eingesetzt, die in direktem Zusammenhang mit dem nordkoreanischen Programm für ballistische Interkontinentalraketen stehen", teilte der nationale Sicherheitsrat der USA dazu mit. Dieses Programm ist durch Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats verboten.
Das laut eigenen Angaben atomar bewaffnete Nordkorea feuerte im vergangenen Jahr mehrere Raketen ab, darunter auch Interkontinentalraketen, die die USA erreichen können. Daneben nahm das Land seine ersten Atomtests seit 2017 wieder auf.
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