Paketdrohne
Paketdrohne
© APA/EPA/AMAZON / HANDOUT

Digital Life

Paketliefernde Drohnen: Amazon hat sein Versprechen gebrochen

Vor fünf Jahren verkündete Amazon-CEO Jeff Bezos in der CBS-Sendung „60 Minutes“, dass „in vier bis fünf Jahren“ Drohnen die Pakete in den Garten der Kunden fliegen würden. Diese Prognose hat sich noch nicht bewahrheitet: Zwar ist Bezos mittlerweile der reichste Mensch der Welt, und durch die Eröffnung eines Lagers in Niederösterreich wurde zumindest für hiesige Kunden die Lieferung effizienter gestaltet – aber das Paket wird noch immer von einem Menschen geliefert, nicht von einem Roboter.

Derzeit werden alleine in den USA 110.000 Drohnen für kommerzielle Zwecke eingesetzt, im Jahr 2022 sollen es 450.000 Drohnen sein. Doch die Anwendung bezieht sich eher zum Beispiel auf den industriellen Sektor oder auf Image-Fotografie, im Retail-Sektor hat die Technologie noch nicht wirklich Fuß gefasst. Dennoch sind die Pläne noch nicht abgeschrieben, wie es seitens Amazon in einem Artikel von AP heißt: „Wir planen, Pakete mit Drohnen in 20 Minuten oder weniger zu liefern“, heißt es seitens Amazon-Sprecherin Kristen Kish. Anders als ihr Chef nennt sie diesmal jedoch keinen expliziten Zeitpunkt für die Umsetzung.

Zur Erforschung der Möglichkeiten wurden von Amazon entsprechende „Drone Development Centers“ geschaffen. Neben den USA, Frankreich, Israel und Großbritannien steht eines dieser Forschungszentren auch in Österreich. Der Standort in Graz wurde 2016 eröffnet und wird vom TU-Graz-Absolventen Konrad Karner geleitet. Hier wird unter anderem am „Sense and avoid“-System geforscht, mit dem die Drohnen diversen Hindernissen ausweichen sollen.

Viele Herausforderungen

Neben Amazon wälzen auch andere Anbieter derartige Pläne: UPS hat mit einer Kombination aus Lkw und Drohnen ländliche Gebiete in Florida beliefert, DHL Express hat Medizin von Tansania auf eine Insel im Victroriasee geflogen. Das Start-up Matternet testet derzeit Lösungen in der Schweiz, könnte aber vor allem in Entwicklungsländern mit schlechten Straßenverhältnissen aktiv werden.

Doch so groß die Ambitionen auch sind, so vielfältig sind zugleich die Herausforderungen: Nicht nur technische Probleme müssen gelöst, sondern auch regulatorische Anforderungen erfüllt werden. Und dann wäre noch das Thema Datenschutz, mit dem es schwer wird, die Kamera der Drohne in Wohngebieten einzusetzen.

Auch Frank Appel, CEO der Deutsche Post AG, zeigt sich skeptisch. Allein wegen der kurzen Akkulaufzeit dürften Drohnen in den kommenden Jahren nur in geringem Ausmaß genutzt werden. „Wenn man sie jede Stunde laden muss und zahlreiche Drohnen hat, dann muss man das koordinieren. Viel Glück dabei“, sagt er gegenüber AP. Zudem haben menschliche Lieferanten gegenüber den Drohnen einen großen Vorteil: Sie wissen, wo der Kunde wohnt und an welcher Klingel sie läuten müssen. „Es ist weder einfach noch billig, so etwas zu programmieren“, sagt Appel.

Analysten zufolge wird es außerdem noch Jahre dauern, bis alle notwendigen Regeln für Drohnen-Lieferungen im großen Stil festgelegt sind. So gibt es zum Beispiel Beschränkungen bei Nachtflügen und in Sachen Flughöhe – und die Gesetze variieren in den einzelnen Staaten. Dass Sicherheit wichtig ist, wusste auch Bezos schon vor fünf Jahren: „Das Ding darf nicht auf dem Kopf von jemandem landen, während er durch seine Wohngegend spaziert“, sagt er damals im TV-Interview.

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