Post, Nuki und A1 testen die Paketzustellung ins Vorzimmer
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Wenn der Postbote mit einem Paket in der Hand klingelt und man ist nicht daheim, erhält man normalerweise den berüchtigten gelben Zettel. Genau diesem sagen die Post, Nuki Home Solutions und A1 mit einem neuen Projekt den Kampf an. Sie haben ein System entwickelt, mit dem der Postbote die Wohnungstüre öffnen und das Paket im Vorzimmer abstellen kann.
Ablauf
Voraussetzung ist ein smartes Türschloss. Das Grazer Unternehmen Nuki ist der Weltmarktführer in diesem Bereich. Sein Nuki Smart Lock kann auf herkömmlichen Doppelzylinder-Türschlössern montiert werden und erlaubt deren Steuerung per Smartphone-App. Damit kann man etwa dem Postboten die Berechtigung erteilen, das Schloss mit Hilfe seines Handheld-Gerätes zu öffnen.
Im Vorzimmer zeigt man ihm mittels einer Fußmatte in Post-Gelb genau an, wo die Lieferung abgestellt werden soll. Besitzt man eine Smart-Home-Ausstattung von A1, kann man dem Postboten per Überwachungskamera aus der Ferne zusehen, wie er seinen Auftrag ordentlich ausführt. Wer den Dienst "AllesPost" nutzt, erhält solcherart auch Sendungen anderer Transportdienstleister.
Erstzustellquote erhöhen
Die Möglichkeit der Vorzimmerzustellung soll dazu führen, dass die ohnehin bereits hohe Erstzustellquote noch weiter steigt, erklärt Peter Umundum, Vorstand für Paket und Logistik der Österreichischen Post AG. In 95 Prozent aller Fälle landet ein Paket genau dort, wo es hin sollte: Entweder direkt in den Armen des Empfängers, vor der Haustüre (mit Abstellgenehmigung), in einer Empfangsbox im Hausfoyer oder in einer Abholstation der Post.
Test ab Juli
Die Vorzimmerzustellung wird ab Juli in der Praxis getestet. 100 Freiwillige können sich ab sofort für diesen Test bewerben, wenn sie in Wien, Niederösterreich oder Graz wohnen. Die notwendige Hardware wird ihnen bis zum Testende im Dezember kostenlos zur Verfügung gestellt. Um Vertrauen zu schaffen, wird für den Test ein persönliches Kennenlernen mit der Zustellerin oder dem Zusteller der Post stattfinden.
Sicherheit
Wie aus den Aussagen der Projektpartner hervorgeht, sollte das System aber selbst misstrauische Anwender beruhigen können. Das smarte Türschloss etwa sei absolut sicher, meint Martin Pansy, Gründer und CEO von Nuki Home Solutions. "Wir haben ein eigenes Verschlüsselungskonzept entworfen, bei dem der Besitzer jederzeit die Hoheit über seine Daten behält. Über 175.000 Nuki-Schlösser sind bereits in Betrieb und es gab noch keinen einzigen sicherheitsrelevanten Zwischenfall."
Vergisst der Postbote beim Hinausgehen die Eingangstüre der Wohnung ordentlich zu schließen, erhält man sofort Warnmeldungen auf das eigene Smartphone, erklärt A1 CEO Marcus Grausam - und zwar sowohl vom optional vorhandenen Smart-Home-Gateway als auch von Nuki.
Die A1 Smart-Home-Produkte können für die Vorzimmerzustellung künftig optional neben dem Nuki-Schloss genutzt werden. Größter Vorteil ist die Überwachungskamera. Deren Aufnahmen vom Zustellvorgang kann man sich entweder live oder bis zu 72 Stunden später ansehen.
Mehrwert
Die Vorzimmerzustellung sei für A1 eine Gelegenheit zu zeigen, dass Smart-Home-Lösungen das Leben einfacher machen. Laut Martin Pansy gebe es zwar eine gewisse psychologische Hürde bei manchen Personen, die sich für ein smartes Türschloss entscheiden. "Je länger sie aber mit einem smarten Türschloss leben, desto flexibler wird das Thema Zutritt und die Vorteile werden genutzt." Wer sich einmal eine schwere Lieferung in die Wohnung zustellen lässt, anstatt sie selbst die Stiegen hinauf zu schleppen, erkenne den Mehrwert schnell.
Was aus dem Kofferraum wurde
Vor der Vorzimmerzustellung war jahrelang die Lieferung in den Autokofferraum bei Transportdienstleistern in aller Munde. Der Bote erhält dabei Zutritt zum Fahrzeug des Empfängers und hinterlässt die Lieferung in diesem. Mehrere Autohersteller und Handelsunternehmen haben das Konzept bereits getestet, darunter u.a. VW, General Motors, Volvo und Amazon.
In den USA bietet Amazon seinen Kunden in über 30 Städten seinen Dienst Amazon Key an, der mit vernetzten Neufahrzeugen oder mit Pkw funktioniert, die mit spezieller Hardware nachgerüstet wurden.
Lage unklar
Als größtes Problem des Konzepts wird vielerorts gesehen, dass das Fahrzeug des Adressaten zunächst per GPS geortet werden muss und sich in unterschiedlichen Situationen befinden kann. Ein enger Parkplatz oder ein Standort in einem Parkhaus macht dem Boten die Lieferung schwer.
Die Österreichische Post hat die Kofferraumzustellung bereits 2016 getestet. Eine breit ausgerollte Zustelloption wurde daraus bisher nicht. Die Post bietet die Option aber im B2B-Bereich für Baustellen an. Dringend benötigte Bauteile können damit etwa direkt in ein Firmenfahrzeug vor Ort zugestellt werden.
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