HMS Queen Elizabeth on Exercise Faraday Field in the Irish sea near Anglesey

HMS Queen Elizabeth

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Royal Navy will seine Flugzeugträger mit Katapultsystem nachrüsten

Die Queen-Elizabeth-Klasse gehört zu den größten Flugzeugträgern der Welt. Diese Schiffe der britischen Marine haben aber eine große Einschränkung: die Startrampe.

Anstatt eines Katapultsystems, wie es die meisten Flugzeugträger nutzen, haben diese Schiffe nur einen „Ski Jump“. Diese Rampe am Ende der Startbahn dient als passive Starthilfe für Flugzeuge mit Senkrechtstart-Fähigkeiten – in diesem Fall die F-35B.

Daher können auf der Queen-Elizabeth-Klasse nur Senkrechtstarter und Hubschrauber starten und landen. Das schränkt die taktischen Fähigkeiten stark ein, auch bezüglich aktueller Entwicklungen im Luftkampf, wie etwa KI-gesteuerte Flugzeuge und Loyal-Wingman-Drohnen.

Das soll sich jetzt ändern. Wie The Drive berichtet, sollen beide Flugzeugträger der Queen-Elizabeth-Klasse, die namensgebende HMS Queen Elizabeth und die HMS Prince of Wales, ein Katapult- und Fangsystem erhalten. Das hat Phil Kelly, Leiter der Flugzeugträger und maritimen Luftfahrt bei der britischen Armee, bei einer Rüstungskonferenz bekannt gegeben.

Schrittweise Annäherung zum Katapult

In einem ersten Schritt wird man von STOVL (short takeoff and vertical landing: Abheben per Schanze, senkrecht landen) zu STOL (short takeoff and landing: Abheben per Schanze, horizontale Landung) wechseln. Dazu wird man ab November Testflüge mit der General Atomics Mojave durchführen. Diese Drohne ist speziell für STOL geeignet.

Danach werde man laut Kelly mit STOBAR weitermachen – Starten per Rampe und horizontale Landung mit Fangsystem. Schließlich sollen die Flugzeugträger auch CATOBAR bekommen, also das Starten per Rampe und Landen mit Fangsystem, so wie es bei modernen Flugzeugträgern üblich ist.

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Von Drohnen bis zu Tankflugzeugen

Die Mojave braucht zum Starten lediglich 90 Meter, was schon jetzt auf der Queen-Elizabeth-Klasse möglich ist. Laut Kelly sei bereits das Design für die Umbauarbeiten fertig, dass die Landebahn der Träger auf 210 Meter ausbaut, damit auch größere Drohnen starten und landen können. Nachdem das erledigt ist, kommt das Fangsystem hinzu (STOBAR). Die britische Armee schmiedet mit Project Vixen bereits Pläne, um STOBAR-fähige Kampf-Drohnen auf den Flugzeugträgern einzusetzen.

Kommt dann auch noch das Katapult hinzu (CATOBAR), könnten Bomber-Drohnen von den Flugzeugträgern aus starten, sowie größere, bemannte Flugzeuge und mehr Arten von Flugzeugen. Die Queen-Elizabeth-Klasse ist dann nicht mehr von der F-35B abhängig und gerüstet für die Zukunft, etwa den NGAD-Stealth-Fighter, den die USA derzeit entwickeln. Außerdem können von den Trägern dann auch maritime AWACS- und Tankflugzeuge starten.

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Welches Katapultsystem gewählt wird, steht noch nicht fest. Die britische Marine ist laut Berichten am elektromagnetischen Katapult EMALS interessiert, das u.a. auf dem US-Superflugzeugträger Gerald R. Ford zum Einsatz kommt. Mit der „Electro Magnetic Kinetic Induction“-Technologie gäbe es auch eine Variante, die derzeit in Großbritannien entwickelt wird.

Ein hin und her mit den Katapulten

Als die Queen-Elizabeth-Klasse konzipiert wurde, wurde 2002 beschlossen, sie vollkommen auf die F-35B auszulegen. Damit stand fest, dass sie kein Katapult bekommen wird – was auch Geld beim Bau sparte. Dem gegenüber steht die Anforderung, dass die Träger 50 Jahre im Dienst bleiben sollen. Damit war klar, dass irgendwann ein Katapultsystem nachgerüstet werden muss, weil man nicht absehen kann, ob es nach der F-35B wieder senkrechtstartende Kampfjets gibt, die den Anforderungen der britischen Marine entsprechen.

2009 wurde mit dem Bau der Queen Elizabeth begonnen. 2010 wurde nochmal diskutiert, ob die Träger nicht doch ein Katapult bekommen sollen. Nach einigem hin und her wurde der Plan 2012 wieder verworfen. 2017 wurde die Queen Elizabeth in Dienst gestellt. Die HMS Queen Elizabeth und die HMS Prince of Wales (Indienststellung: 2019) sind derzeit die einzigen aktiven Flugzeugträger in der Flotte der britischen Marine.

Große Umbauarbeiten

Durch die Ankündigung der schrittweisen Umrüstung der Flugzeugträger sollen die Kosten über einen längeren Zeitraum aufgeteilt werden. Schließlich waren es auch damals die Mehrkosten, die als ständiges Argument gegen ein Katapultsystem genannt wurden. Wie teuer die Arbeiten an den Flugzeugträgern werden und wie lange es dauert, bis CATOBAR erreicht wird, ist noch unklar.

Die F-35B hat eigentlich eine Lebensdauer von 8.000 Flugstunden. Je nachdem, wie wenig sie geflogen werden, könnte man sie mehrere Jahrzehnte nutzen. Bei den frühen F-35B der US Marines sind jedoch bereits starke Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Deshalb geht man davon aus, dass die Ausmusterung, bzw. das Austauschen gegen neue F-35B schon nach 2.100 bis 2.500 Flugstunden nötig sein könnte.

Angesicht dessen könnte die britische Marine anpeilen, die vollständige Umrüstung der 2 Flugzeugträger in 10 bis 15 Jahren abgeschlossen zu haben – je nachdem, wie umfangreich die Umbauten werden. Allerdings könnte das auch deutlich länger dauern. Denn die Queen-Elizabeth-Träger haben kein versetztes Flugdeck, um gleichzeitig Starts und Landungen vorzunehmen, weil das für die Senkrechtstarter nicht nötig ist. Bei CATOBAR ist das aber sinnvoll, um im Einsatz effizient agieren zu können. Ein solcher Umbau würde viel Zeit in Anspruch nehmen.

Außerdem müssen Kontrollstationen für die Katapulte und Fangsysteme errichtet werden, sowie Datenverbindungen und weitere Infrastruktur. Zudem muss überlegt werden, ob die Generatoren mit dem erhöhten Energiebedarf zurechtkommen, bzw. wie hoch die Reichweite dadurch eingeschränkt wird. Denn bei der Queen-Elizabeth-Klasse handelt es sich um nicht-nukleare Flugzeugträger. Angetrieben werden sie mit 2 Gasturbinen mit je 36 Megawatt Leistung.

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