Sukhoi Su-35 jet fighters of the "Sokoly Rossii" aerobatic team fly in formation during a rehearsal for the airshow in Krasnoyarsk
© REUTERS / ILYA NAYMUSHIN

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Russland provoziert NATO-Kampfjets zu Alarmstarts

Russland provoziert gezielt Luftstreitkräfte der NATO. Dies berichtet Ireneusz Nowak, Brigadier General der polnischen Luftwaffe, gegenüber Air Force Magazine.

Russische Su-35, Su-27 und MiG-29 würden laut Nowak von Belarus aus regelmäßig den polnischen Luftraum ansteuern. „Es passiert sehr häufig. Mittlerweile müssen Kampfjets 2 bis 3 mal innerhalb von 24 Stunden Alarmstarts machen“, sagt Nowak.

„Sie belästigen uns. Sie zwingen uns zu Alarmstarts und sie abzufangen“, berichtet Nowak: „Egal was sie im Himmel haben, sie fliegen es hierher.“ Abfangen heißt in diesem Fall, Sichtkontakt zu den russischen Maschinen herstellen und es in den belarussischen Luftraum zurückdrängen, bzw. Präsenz zeigen, damit die Maschinen abdrehen und gar nicht erst in den polnischen Luftraum eindringen.

Außerdem werden laut Nowak NATO-Maschinen von russischer Luftabwehr verfolgt. Im Grunde kommt das einem Anvisieren gleich. Zudem habe Russland permanent eine Beriev A-50 in der Luft. Das Flugzeug dient zur Luftraumaufklärung und als Luftfrühwarnsystem.

Austesten der Reaktionszeit der NATO

Russland scheint damit die Reaktionszeit der NATO zu testen. Die Beriev A-50 überwacht dabei, wie schnell und von wo die polnischen Kampfjets aufsteigen und trackt zusätzlich den weiteren NATO-Flugverkehr.

Dass russische Flieger „unabsichtlich“ den polnischen Luftraum nahekommen, sei sehr unwahrscheinlich. Polen hat keine Grenze zu Russland, lediglich zur russischen Exklave Kaliningrad. Und seit der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat, hat sich keine russische Maschine vom ukrainischen Luftraum Richtung Polen genähert.

Motivation Russlands ist unbekannt

Ob Russland einfach nur provozieren will oder etwas plant, ist nicht bekannt. Russland hat mehrfach angekündigt, Waffenlieferungen der westlichen Länder, die für die Ukraine bestimmt sind, abzufangen. Viele dieser Waffenlieferung, etwa der USA, landen per Flugzeug in Polen und werden dann von dort in die Ukraine weitertransportiert.

Möglicherweise will Russland austesten, wie schnell von Polen aus Kampfflieger aufsteigen könnten, um solche Waffenlieferungen zu beschützen, falls Russland sie von Belarus aus, auf ukrainischem Gebiet, abfangen will. Erst am Samstag hat Russland behauptet, ein ukrainisches Transportflugzeug mit einer Lieferung westlicher Waffen abgeschossen zu haben, allerdings im Süden des Landes, bei Odessa.

Polen hofft auf mehr Unterstützung

Polens Alarmrotte, um jederzeit schnell den Luftraum sichern zu können, besteht derzeit aus 2 MiG-29 und 2 F-16. „Wir betreiben viel Aufwand, um den NATO-Luftraum zu schützen. Aber wir haben nur kleine Flughäfen und eine kleine Kampfjet-Flotte“, sagt Nowak: „Es ist erschöpfend für uns, das System aufrecht zu erhalten.“

Polen erhofft sich mehr Unterstützung durch die USA, um angesichts der steigenden Provokationen den Luftraum zu sichern. Im Rahmen der „Enhanced Air Policing Missions“ der NATO, sind bereits einige Jets der US-Streitkräfte in Polen stationiert. Weiters finden Patrouillenflüge, von verschiedenen US-Stützpunkten in Europa aus, gemeinsam mit der polnischen Luftwaffe statt. Dabei kommen F-16, F-35 und F/A-18 zum Einsatz.

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