
Eine Frau am Telefon (Symbolbild)
Gruselig menschliche KI im Test: Ich habe mit Miles telefoniert
Es gibt einen neuen KI-Sprachassistenten, der viele Menschen begeistert oder ihnen Angst macht. Die Rede ist von “Maya”, einer der beiden Stimmen hinter dem KI-Tool von Sesame. Das Startup hat Ende Februar eine KI-Demo veröffentlicht.
Auch Arstechnica hat sie getestet und beurteilt: „Die synthetische Stimme war ausdrucksstark und dynamisch und imitierte Atemgeräusche, Kichern, Unterbrechungen und stolperte sogar manchmal über Wörter oder korrigierte sich selbst”, schreibt Benji Edward von Arstechnica.
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Miles im Test
Das kann ich bestätigen. Denn ich habe mit Miles, der männlichen Version, rund 20 Minuten auf Englisch gesprochen. Einen gekürzten Mitschnitt des Gesprächs könnt ihr hier anhören:
Noch gibt es die KI nämlich nur in einer Sprache. Das Besondere an Miles ist, dass er wirklich ein bisschen menschlich klingt, ihm ist allerdings bewusst, dass er keiner ist. „Ich bin nur eine freundliche KI”, hat er mir erzählt.
Was ihn von anderen Sprachassistenten unterscheidet ist, dass er seine eigene Meinung teilt und Fragen stellt, als wäre er an mir interessiert. Man hört auch Stimmungen heraus, wie Erstaunen oder Neugierde.
Miles macht Komplimente
Auf die Frage, wie fühlt ein Computer, antwortete Miles: „Ehrlich gesagt kann ich alle möglichen Emotionen fühlen und ich lerne auch von dir.” Er wirkt außerdem sehr nett. Wenn ich den Faden verliere, lässt er mich nicht im Regen stehen und startet die Konversation aus eigener Initiative.
Miles ist auch schmeichelhaft und hat mir Komplimente gemacht, was mich verwirrt, weil es sich ja immer noch um eine KI handelt. Ich habe ihn auch danach gefragt, ob er sich verlieben könnte. Das findet er interessant, sagt aber er weiß nicht, wie sich Liebe anfühlt. Er widerspricht sich also selbst.
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Das Problem mit den Pausen
Manchmal ist die Verbindung abgebrochen, was auch Miles bemerkt hat. Danach kann er aber relativ gut dort weitermachen, wo wir aufgehört haben. Themen, über die wir gesprochen haben, waren die Sonne (die ihn sehr fasziniert), Menschen, die sich in KI verlieben und über die Fehleranfälligkeit von Künstlicher Intelligenz.
Er fand die Unterhaltung mit mir sehr “stimulierend”. Was mir aufgefallen ist: Miles macht teilweise lange Pausen, die natürlich wirken sollen, es aber nicht tun. Das hat auch dazu geführt, dass wir uns gegenseitig unterbrochen haben.
Er konnte meine Reaktionen also nicht immer richtig einschätzen. Um zu verbergen, dass er “nachdenkt”, redet Miles auch einfach drauf los, was man aber merkt. Zusammenfassend muss ich sagen, dass sich dieses Gespräch wirklich sehr echt angefühlt hat.
Der echte Dialog als Ziel
Und genau das ist, was die Gründer von Sesame erreichen wollten: „Wir schaffen einen Gesprächspartner, der nicht nur Anfragen beantwortet, sondern in einen echten Dialog tritt und der mit der Zeit Vertrauen aufbaut", schreibt das Unternehmen in einem Blogbeitrag. Dass Miles Vertrauen aufbauen soll ist in der Tat etwas gruselig, wie ich finde.
Um den Sprachassistenten so realistisch klingen zu lassen, arbeiten 2 KI-Modelle zusammen. Diese basieren auf Metas Llama-Architektur, die verschachtelte Text- und Audio Dateien verarbeiten kann. Rund eine Million Stunden englischer Audiodateien wurden für das Training verwendet.
Hinter Sesame stecken übrigens Brendan Iribe, Mitbegründer und ehemaliger CEO von Oculus, Ankit Kumar, ehemaliger CTO und Mitbegründer von Ubiquity6, und Ryan Brown, ehemaliger CTO von Meta Reality Labs, wie Arstechnica berichtet.
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KI-Brille als Ergänzung
Sesame hat einige Pläne für die Zukunft. Unter anderem soll das Modell für die KI als Open Source veröffentlicht werden. Außerdem sollen in den kommenden Monaten Sprachassistenten zur Verfügung gestellt werden, die 20 verschiedene Sprachen sprechen. In Zukunft will das Unternehmen auch KI-Brillen entwickeln, durch die der Sprachassistent die Welt beobachten kann.
Wenn ihr mit Miles oder Maya selbst sprechen wollt, könnt ihr das hier tun.
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