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Laser und Dachkanonen: Das sind die Antiballon-Flugzeuge der Sowjetunion

Spionageballons sind ein beliebtes Mittel zur Luftaufklärung. Die USA haben kürzlich einen chinesischen Ballon abgeschossen (futurezone berichtete) - wobei China behauptet, es war bloß ein verirrter Wetterballon. Um ihn zu Boden zu bringen, kamen F-22-Fighter der Air Force zum Einsatz.

Solch modernes Gerät gab es früher natürlich nicht - Spionageballons aber schon. Um diese abzufangen, hat die Sowjetunion während des Kalten Krieges einst eigene Flugzeuge entwickelt. Das war nötig, denn die Ballons fliegen in der Stratosphäre, also in großer Höhe über 15.000 Metern. Das machte die Abwehr mit konventionellen Kampfjets oder Boden-Luft-Raketen nahezu unmöglich.

Stratosphärenflugzeug

Die Mjassischtschew M-17 „Stratosfera“ wurde speziell dafür entwickelt. Die M-17 hob im November 1982 erstmals ab und schaffte eine maximale Höhe von 21.830 Metern.

Zum Erkennen der Ballons wurde die Maschine mit Photodetektoren und einem Laserentfernungsmesser ausgestattet. Damit konnten Objekte mit einer Mindestgröße von 30 Metern aus einer Entfernung von 30 bis 40 Kilometern erfasst und verfolgt werden.  

Mit einem beweglichen BD-59 Geschützturm sollte auf Ballons geschossen werden. Darin hätte eine doppelläufige 23mm-Kanone GSch-23 sein sollen. Der Geschützturm sollte am Dach des Flugzeugs angebracht werden. Der Plan war, Ballons zu bekämpfen, die bis zu 4 Kilometer höher als die M-17 fliegen.

Die M-17 im Museum von Monino wurde mit einer Kanonen-Attrappe ausgestattet.

Die M-17 sollte 500 Schuss für die GSch-23 an Bord haben. Die Projektile mussten extra angefertigt werden. Sie hatten sehr sensible Aufschlagzünder, die bei Berührung mit der dünnen Haut des Ballons explodieren sollten. So sollten sie ein riesiges Loch in den Ballon reißen, während normale Projektile ihn bloß durchschlagen hätten. Denn bei Größen von mehr als 30 Metern könnte der Ballon, trotz ein paar kleiner Löcher, noch weiterfliegen.

Bei Tests und Berechnungen stellte sich schnell heraus, dass durch die große Höhe und die Geschwindigkeit kaum Zeit zum Zielen waren. Die M-17 wurde deshalb nur mit einer Kamera statt einer Kanone getestet. Tatsächlich wurde das Flugzeug wegen dieses und anderer Probleme nie mit einer Kanone ausgestattet.

Laserabwehr

Parallel zur M-17 entwickelte die Sowjetunion ein Flugzeug mit einer Laserwaffe. Die Berijew A-60 basiert auf dem Transportflugzeug Iljuschin Il-76MD.

Sie hatte ein LiDAR-Zielgerät. Die eigentliche Laserwaffe war an der Oberseite angebracht, hinter den Flügeln. Mit einem Spiegelsystem sollte der Laser auf das Ziel konzentriert werden.

Mit einer Reichweite von 40 Kilometern sollte der Laser etwa 50 Sekunden lang feuern können, berichtet The Drive. Tatsächlich sei man über 11 Sekunden aber nicht hinausgekommen. 1984 hat eine A-60 in einer Höhe von 10.000 Metern testweise einen Ballon beschossen und beschädigt.

Die A-60 verbrannte 1988 bei einem Feuer am Flughafen. 1991 wurden die Tests mit einem zweiten Flugzeug fortgesetzt. Nach 2 Jahren wurden diese aber aus Kostengründen eingestellt.

Kein Einsatz gegen Ballons

Zur tatsächlichen Spionageabwehr wurde keines der Flugzeuge je eingesetzt. Stattdessen baute man die M-17 zum Forschungsflugzeug M-55 „Geofiska“ um. Dafür erhielt sie ein weiteres Triebwerk und neue Flügel.

Im Falle der Laserabwehr sieht das anders aus. Russland nahm das Konzept der A-60 im Jahr 2002 wieder auf, um feindliche Satelliten zu blenden. 2009 wurde so ein japanischer Satellit beschossen, schreibt The Drive. Eine vergleichbare Laseranlage wie bei der A-60 ist seither immer wieder im Gespräch, zuletzt 2019 bei einem Interview mit dem damaligen russischen Vize-Verteidigungsministerium Alexei Krivoruchko.

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