Digital Life

Sprachassistent: Auch bei Google lauschen Mitarbeiter mit

Nachdem Amazon im April mit seinem Sprachassistenten Alexa für Irritationen sorgte, weil ans Tageslicht gekommen war, dass Mitarbeiter von Vertragsunternehmen die Tonaufnahmen transkribieren, steht nun auch Google unter Beschuss.

Wie der belgische Rundfunk VRT berichtet, werden auch Audioaufnahmen des Google-Sprachassistenten Mitarbeitern von Vertragsunternehmen zum Begutachten und Mitschreiben bereitgestellt. Dem VRT wurden über 1000 derartiger Mitschnitte von einem Informanten zugespielt. In einigen Fällen konnten die Journalisten sogar die Nutzer hinter den Aufnahmen ausfindig machen.

"Zur Verbesserung des Systems"

Weltweit sollen laut dem belgischen Rundfunk mehrere tausend Personen Zugang zu den Aufnahmen haben, die über Google Home oder die Google-Assistant-App mitgeschnitten werden. Diese sollen laut Google bearbeitet werden, um die Spracherkennung des Systems zu verbessern. In Flandern und den Niederlanden sollen es knapp ein Dutzend Mitarbeiter sein, die mit dieser Aufgabe beauftragt sind. Das System soll sogar dann mitgeschnitten haben, wenn es eigentlich "im Ruhezustand" war.

In der Regel muss Google Home entweder mit einem Fingertipp oder mit dem Aufwachbefehl „OK, Google“ aktiviert werden. Erst dann kann der Sprachassistent mit den Aufzeichnungen beginnen. Laut VRT hätten 153 der über 1000 Aufnahmen jedoch nicht aufgezeichnet werden sollen. So hat es sich in diesen Fällen um private Gespräche zwischen Eltern und Kindern, Streitereien oder berufliche Telefongespräche gehandelt.

Persönlich identifizierbare Informationen

Der Schutz der persönlich identifizierbaren Informationen sollen ebenfalls nicht eingehalten worden sein. Für die Bearbeitung der Aufnahmen würden laut Google angeblich Namen und Account-Daten entfernt und durch Sequenznummern ersetzt. Dem VRT-Bericht zufolge hätte es allerdings genügt, aufmerksam zu lauschen, um den Sprecher zu identifizieren. Unter anderem seien Adressen hörbar.

Die identifizierten Personen wurden von der Rundfunkanstalt konfrontiert. Ein Mann soll sofort seine Stimme erkannt haben und ein älteres Paar die Stimmen von Sohn und Enkel. Die Stellungnahme von Google zu den Vorwürfen lautet: Man arbeite weltweit mit Sprachexperten zusammen, um die Sprachassistenz besser zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, werde eine kleine Zahl von Audiodateien – das seien 0,2 Prozent aller Aufnahmen – transkribiert und analysiert. Google nannte jedoch keine absoluten Zahlen und dementierte eine Verknüpfung zu persönlich identifizierbaren Informationen.

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