Roc mit TA-1

Roc mit TA-1

© Stratolaunch

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Riesen-Flugzeug fliegt erstmals mit betankter Hyperschall-Drohne

Das Roc ist ein imposanter Anblick. Das Flugzeug des Unternehmens Stratolaunch ist 73 Meter lang und hat eine Spannweite von 117 Metern. Damit gilt es als das größte Flugzeug der Welt.

Die spezielle Bauform mit 2 Rümpfen und die gewaltige Größe ist dafür ausgelegt, um hohe Lasten zu transportieren. Bis zu 249 Tonnen Nutzlast bringt das Roc in die Luft.

Jetzt gab es eine Weltpremiere. Zum ersten Mal ist das Roc mit einem betankten Talon-A abgehoben. Das stellt einen Meilenstein für Stratolaunch und seine ambitionierten Pläne dar.

Auf dem Weg zum ersten Hyperschallflug

Talon-A ist ein unbemanntes Hyperschall-Vehikel. In diesem Fall war es TA-1, die Weiterentwicklung des früheren Prototyps TA-0.

Der Flug dauerte 3 Stunden und 22 Minuten. Das Triebwerk von TA-1 wurde dabei nicht aktiviert. Der Zweck war, Daten zu sammeln, wie das Antriebssystem von TA-1 auf unterschiedliche Außentemperaturen und Veränderungen beim Luftdruck reagiert. Diese Informationen sind nötig, weil das Triebwerk Flüssigsauerstoff als Treibstoff nutzt. Sollte es im Tank eine unvorhergesehene Expansion oder Kompression des Treibstoffs geben, könnte das für Probleme beim Zünden des Triebwerks sorgen.

Der Flug schien jedenfalls gut gelaufen zu sein. Laut Stratolaunch sei das ein Meilenstein auf dem Weg zum ersten Testflug von TA-1 mit aktiviertem Triebwerk. Im Mai wurde der Vorgänger TA-0 im Flug ohne Triebwerk abgeworfen, um das Entkoppeln zu testen. Er landete wie geplant im Pazifik.

Wiederverwendbare Hyperschall-Plattform

TA-1 hat derzeit kein Fahrwerk. Ihm wird also beim ersten Triebwerkstest ein ähnliches Schicksal blühen. Ultimativ soll Talon-A zu einer wiederverwendbaren Hyperschall-Plattform weiterentwickelt werden. Das Ziel ist, mindestens Mach 6 zu erreichen (ab Mach 5 ist es Hyperschall).

Talon-A wird dann verschiedene Instrumente und Experimente transportieren können – je nachdem, was die Kunden gerade benötigen. So könnten etwa Flüge für die NASA oder kleinere Unternehmen durchgeführt werden, die Komponenten für Hyperschallraketen oder -Flugzeuge bauen möchten, aber keine eigenen Möglichkeiten für Tests haben.

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Stratolaunch verhandelt zudem mit den US-Streitkräften, um eine spezielle Version von Talon-A zu bauen. Diese soll Hyperschallraketen simulieren und dabei helfen, Systeme zur Abwehr von Hyperschallwaffen zu entwickeln.

Günstiger, mit einer Option aufs Weltall

Das gesamte Konzept von Roc und Talon-A basiert darauf, dass es bei mehrmaliger Nutzung günstiger ist, Hyperschall-Vehikel aus der Luft zu starten. Würde man es vom Boden aus starten, müsste es viel größer sein oder mit einer Trägerrakete in die Höhe geschossen werden, um die nötige Flughöhe und Geschwindigkeit zu erreichen, bevor das Hyperschalltriebwerk gezündet werden kann. Beides ist mit hohen Kosten verbunden und das Bauen von wiederverwendbaren Startraketen ist nochmal ein Stück komplexer als bloß eine Hyperschalldrohne, die per Fahrwerk nach dem Einsatz sicher landen kann.

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Stratolaunch hat auch vor, ein Raumschiff zu bauen. Dies könnte von Roc auf etwa 9 bis 10 Kilometer Höhe gebracht werden. Dort wird es ausgeklinkt, aktiviert seinen Antrieb und fliegt damit ins Weltall. Dafür wäre aber zusätzlich ein Raketenantrieb für das Raumschiff nötig, der später abgeworfen wird. Dieser wäre aber immer noch kleiner und günstiger als etwa eine SpaceX Falcon 9, mit der die Dragon-Kapseln gestartet werden, die Personal und Material zur ISS bringen.

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