Taxi
© Kurier / Jeff Mangione

Digital Life

Vorsicht im Taxi: Mit dieser Falle werden 3.000 Euro vom Konto gestohlen

Stellt euch vor, ihr wollt beim Supermarkt mit Debitkarte zahlen. Ihr zückt die Karte aus dem Börsl und bemerkt plötzlich, dass ein anderer Name auf der Karte steht. Irgendwo wurde anscheinend die Karte verwechselt.

Also geht ihr in die Banking-App bzw. das Online-Banking, um eure abhandengekommene Karte sperren zu lassen. Doch da ist es bereits zu spät. In der Nacht davor hat jemand 3.000 Euro mit eurer Karte abgehoben.

Das ist einem Familienmitglied einer futurezone-Leserin passiert. Durch ihre weitere Recherche und Fragen im Bekanntenkreis, ist sie auf ähnliche Fälle gestoßen. Bei allen wurde dieselbe Masche genutzt, um das Geld zu stehlen.

Karte im Taxi ausgetauscht

Im aktuellen Fall war der Angehörige am Freitagabend in einem Lokal in der Nähe des Praters in Wien. Danach wollte er mit dem Taxi nach Hause fahren – glücklicherweise stand schon eines in der Nähe des Lokals.

Am Ziel angekommen, wollte er mit Debitkarte zahlen. Er gab dem Taxifahrer die Karte, der steckte sie ins Zahlgerät und reichte es nach hinten zur PIN-Eingabe – wie es üblich ist in Taxis. Die Zahlung ging aber nicht durch. Also musste er bar zahlen, zum Glück hatte er noch genug dabei. Der Fahrer gab die Karte zurück.

Erst am nächsten Tag bemerkte er, dass die Debitkarte nicht seine eigene war. Sie war von derselben Bank, in dem Fall der Bank Austria, hatte also das gleiche Design. Er ließ seine verlorene Karte sofort sperren, doch es war schon zu spät.

Jemand hatte noch in derselben Nacht mit seiner Karte 3.000 Euro im Foyer einer Bank-Austria-Filiale im 22. Bezirk abgehoben. Der Fahrer hat also die Karten ausgetauscht, vermutlich nachdem die Zahlung nicht durchgegangen ist. Das Zahlgerät war womöglich manipuliert oder ein ausreichend gut getarnter Skimmer, was nachts, im spärlichen Kabinenlicht des Taxis, nicht auffällt. Der eingegebene PIN wurde im Gerät gespeichert. Der Fahrer oder ein Komplize konnte danach mit der so erbeuteten PIN und der Debitkarte das Geld abheben.

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Kein Einzelfall

Nachdem der Diebstahl bemerkt war, versuchte die Angehörige den Mann ausfindig zu machen, dessen Name auf der ausgetauschten Debitkarte stand. Sie fand ihn tatsächlich. Im Gespräch stellte sich heraus, dass er vor 2 Monate auf die gleiche Weise bestohlen wurde. Das Geld wurde sogar von derselben Bank-Austria-Filiale abgehoben. Der Täter war beim Abheben damals maskiert, weshalb er nicht über die Kameras im Foyer und im Automaten identifiziert werden konnte.

Der Fahrer wird vermutlich die aktuell erbeutete Karte aufheben, bis wieder jemand mit einer Bank-Austria-Karte bezahlen will und dann den Trick erneut anwenden. Denkbar ist auch, dass er nicht nur immer eine Bank-Austria-Karte zum Austausch bereithält, sondern auch Karten der anderen großen Banken. Wie er an die ersten Karten gekommen ist, weiß man nicht. Da in Taxis jedoch oft Gegenstände vergessen werden, könnte er so an die Karten gekommen sein.

Wie häufig diese Betrugsmasche vorkommt und ob auch andere Banken betroffen sind, ist nicht bekannt. Es gibt jedenfalls schon Berichte aus dem Jahr 2019, bei dem der Trick mit der ausgetauschten Karte genutzt wurde. Schon damals hieß es von der Polizei, dass dieser Trick bekannt ist. Allerdings ging man da noch davon aus, dass der Fahrer den Fahrgästen einfach auf die Finger geschaut hat beim Eingeben der PIN.

Die wie im aktuellen Fall nicht durchgegangene Zahlung, deutet aber eher auf die Nutzung eines Skimmers oder eines manipulierten Zahlungsterminals hin. Skimmer, die wie mobile Bezahlterminals aussehen, bekommt man aus diversen Webshops. Auch Anleitungen, wie man echte Bezahlgeräte umbauen kann, findet man, wenn man weiß, wo man suchen muss.

Nicht klar ist, ob die Taxis „echt“ wahren. Laut dem Angehörigen aus dem aktuellen Fall hatte das Auto jedenfalls das gelbe Taxischild am Dach. Auch im Taxi sah alles nach Taxi aus. Frühere Berichte von Betroffenen legen ebenfalls nahe, dass es sich bei den Tätern um echte Taxis und echte Taxifahrer gehandelt hat. Weil die Taxis in diesen Fällen immer schon gewartet haben und sie nicht erst per App oder Telefon bestellt wurden, gibt es keine Aufzeichnung der Buchung – wodurch es schwieriger ist, den Täter wiederzufinden.

Tipps zum Schutz

Am besten schützt man sich vor diesem Betrug, indem man gar keine Debitkarte nutzt. Eine Alternative ist etwa das Taxi mit einer Taxi-App zu bestellen, bei der man auch direkt in der App bezahlen kann.

Zahlt man mit Karte, sollte man die Karte nicht aus der Hand geben. Statt die Karte ins Gerät zu stecken, sollte man, wenn möglich, immer die Kontaktlosfunktion per NFC verwenden.

Beim Eintippen der PIN sollte man die Eingabe verdecken, damit niemand mitschauen kann. Das hilft zwar nicht bei einem Skimmer, aber immerhin beim „analogen“ Datendiebstahl, per Spiegel oder ähnlichem Hilfsmittel.

Wurde die Karte dennoch aus der Hand gegeben, achtet darauf, dass ihr eure Karte zurückbekommt und nicht die eines Fremden. Das gilt besonders nachts im Taxi mit der geringen Innenraum-Beleuchtung und wenn man vielleicht schon etwas angeheitert ist oder verärgert, weil die Debitkarten-Zahlung nicht funktioniert hat.

Wurde die Debitkarte gestohlen, lasst sie sofort bei eurer Bank sperren. Macht euch danach noch am besten einen persönlichen Termin aus bzw. ruft an, um das weitere Vorgehen zu besprechen, sowie die Zahlungen/Abhebungen zu melden, die der Kartendieb getätigt hat. Danach meldet den Diebstahl bei der Polizei. Wurde die Sperre sobald wie möglich bekannt gegeben und hat das Opfer nicht fahrlässig gehandelt, haftet die Bank üblicherweise für den Schaden.

Bei den meisten Banken können Debitkarten bzw. Kreditkarten mit Sondermotiven bestellt werden. Das reduziert die Gefahr, eine andere Karte zurückzubekommen, die genauso aussieht, wie die eigene. Sondermotive sind aber üblicherweise kostenpflichtig. Bei der Bank Austria zahlt man etwa für die Ausgabe einer Debitkarte mit Sondermotiv 15,40 Euro.

Als Vorsichtsmaßnahme könnt ihr das Limit für Foyer-Abhebungen reduzieren. Bei den meisten Banken ist das in der App möglich. Müsst ihr dann aber mal mehr abheben, müsst ihr das Limit vor dem Geldabheben wieder anheben.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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