Eine Frau blickt traurig auf ihr Handy.

In Podcasts, Videos, Serien oder in den sozialen Netzwerken werden die Triggerwarnungen häufig eingesetzt. 

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Mobilfunk

Das sind die neuen Tricks der Telefonbetrüger

Fast jede*r kennt es: Anrufe von unbekannten Nummern, die man nicht erwartet. Hebt man ab, befinden sich am anderen Ende der Leitung Betrüger*innen.

Sie geben vor Microsoft-Angestellte zu sein und bei einem Technik-Problem helfen zu wollen, versprechen hohe Gewinne bei Euromillionen oder verkünden, dass das eigene Kind im Krankenhaus liegt und deshalb dringend Geld für die Behandlung gebraucht wird. Auch die Polizeimasche wird immer wieder für Betrugsanrufe verwendet.

➤ Mehr lesen: Der "Microsoft-Trick": Was tun, wenn die Telefonbetrüger anrufen

Die 5 häufigsten Tricks

1. Weinumfragen
Wer  Anrufe bekommt, bei denen Fragen nach persönlichen Weinvorlieben gestellt werden, sollte vorsichtig sein. Im Zuge des Telefonates werden „Überraschungen“ versprochen, doch dabei geht es nur darum, an Daten wie  Name und Anschrift zu kommen

2.Techunterstützung
Vermeintliche Microsoft- oder Amazon-Mitarbeiter*innen geben vor, Kundenprobleme lösen zu wollen. Dabei sollen Kunden teure Abos aufgeschwatzt werden, oder aber  über Fernzugriff auf den Computer wird Schadsoftware installiert

3. Polizeianrufe
Die Telefonnummer am Display ist wirklich die einer Polizeidienststelle. Laut einer Tonbandstimme wurde man bei einer Straftat ertappt. Man wird jedoch nicht zur echten Polizeidienststelle durchgestellt, sondern Betrüger fordern eine Geldüberweisung auf ein Bankkonto

4. Gewinnversprechen
Bei dieser Masche versuchen Betrüger Menschen mit teils hohen Gewinnzusagen zu locken, etwa im Namen von Euromillionen. Vor der Gewinnübergabe werden die Opfer aufgefordert, eine Gegenleistung zu erbringen: Gebühren zu bezahlen oder persönliche Daten preiszugeben

5. Kinder verunglückt  
Hier wird  vorgetäuscht, dass das eigene Kind einen Unfall hatte. Die Eltern sollen Geld überweisen, um angeblich Kaution oder Behandlungskosten zu bezahlen

Nummer missbraucht

Mit rufnummernmissbrauch.at betreibt die Regulierungsbehörde RTR eine Webseite, bei der man derartige Anrufe melden kann. Vorigen Monat waren es schon 1.254 Meldungen. Die Zahlen befinden sich seit dem Jahresbeginn auf einem durchgehend hohen Niveau. Was stark zunimmt, ist die Zahl jener Menschen, dessen eigene Rufnummer betroffen ist: 2.229 Mal wurde bei der RTR vorigen Monat gemeldet, dass die eigene Rufnummer missbraucht wurde - die Dunkelziffer ist noch viel höher. Diese Menschen bekommen zahlreiche Anrufe verärgerter Personen, die behaupten, von ihrer Nummer angerufen worden zu sein.

Auch Sabine L. (Name der Redaktion bekannt) ist aktuell davon betroffen. Sie wurde täglich mehrfach von Menschen, angerufen, die sie gar nicht kennt. „Das ist tatsächlich neu an der Masche, dass Betrüger*innen jetzt vor allem Nummern verwenden, die tatsächlich existieren“, sagt Thorsten Behrens, Bereichsleiter der Informationsplattform Watchlist Internet, bei der sich zahlreiche besorgte Menschen meldeten.

Kriminelle tarnen sich mit Call-ID-Spoofing

Das bedeutet: Bei eingehenden Anrufen werden am Display Rufnummern nicht immer korrekt angezeigt. Diese Methode wird „Call-ID-Spoofing“ genannt. Kriminelle verschleiern dabei ihre echte Rufnummer und gaukeln vor, dass sie hinter einer österreichischen Nummer stecken, die tatsächlich existiert. Dies ist technisch möglich, weil es laut internationalen Regulierungen der Mobilfunker erlaubt ist.

„Technisch gesehen ist die Telefonnummer des rufenden Telefonanschlusses nicht für das erfolgreiche Herstellen einer Telefonverbindung notwendig. Das kann man mit einer Postkarte vergleichen, auf die man einen falschen oder überhaupt keinen Absender schreibt. Auch solche Postkarten werden erfolgreich zugestellt“, heißt es seitens der RTR als Erklärung des Problems.

Für Betroffene wie Sabine L., deren Nummer missbraucht worden ist, ist das freilich lästig und ärgerlich. „Unser Tipp ist: abwarten. Die Nummern werden oft nur kurze Zeit verwendet. In den meisten Fällen braucht man seine eigene Rufnummer deshalb nicht wechseln“, sagt Behrens: „Kommt es über längere Phasen hinweg zu dem Problem, so raten wir zur Kontaktaufnahme zum eigenen Mobilfunkunternehmen. Wahrscheinlich ist dann der Wechsel der Telefonnummer ratsam.“

Sabine L. hat bei ihrem Mobilfunkanbieter nachgefragt, der ihr eine individuelle Lösung für das Problem angeboten hat, die nicht das Wechseln der Nummer erfordert. Offiziell wollen sich die Mobilfunker auf futurezone-Nachfrage nur eingeschränkt zu diesen Vorgehen äußern.

➤ Mehr lesen: Behörde warnt vor “Austrian Police Department”-Anrufen

Was die Mobilfunker raten

A1 empfiehlt, sich im Falle eines Missbrauchs bei längerem Bestehen des Problems zu Beratungszwecken an den Kundendienst zu wenden. Meistens reiche es aber, zwei bis drei Tage zu warten, bevor die Anrufe von selbst wieder aufhören.

Drei erklärt, dass man „technisch und rechtlich streng reguliert“ sei, und deshalb keine technische Handhabe gegen das Problem habe. „Wir können den Kunden hier nur anbieten, die Rufnummer zu wechseln, weisen aber darauf hin, dass das meistens nicht notwendig ist“, heißt es.

Magenta setzt hingegen vor allem auf Bewusstseinsbildung und verweist darauf, den Missbrauch bei der RTR zu melden.

So wehrt man sich gegen Spam-Anrufe

Spam-Anrufe sind ein so weit verbreitetes Problem, dass viele Handy-Hersteller inzwischen eigene Maßnahmen dagegen treffen. Vollständig wird man die nervigen Anrufe zwar nicht los, es gibt aber einige Tipps, wie man sich wehren kann. 

Spam-Filter aktivieren
Wie bei E-Mail-Programmen haben auch Handys Spam-Filter. Basierend auf den Angaben anderer Nutzer*innen werden verdächtige Nummern herausgefiltert. Bei Android wählt man den Telefonhörer aus, tippt auf die 3 Punkte oben rechts und dann „Einstellungen“. Dort findet man „Anrufer-ID und Spam-Schutz“,  oder „gesperrte Nummern“. Auf dem iPhone ist eine externe App wie „Hiya“ nötig (siehe Punkt 2). Dann kann man die Funktion in den iPhone-Einstellungen unter „Telefon“ und „Anrufe blockieren und identifizieren“ aktivieren. 

Spam-Blockier-App Hiya
Samsung arbeitet bei seinem integrierten Spamschutz mit der App „Hiya“ zusammen. Diese lässt sich auch eigenständig für andere Android-Handys und iOS herunterladen. Die Gratis-Version zeigt an, ob es sich bei Anrufen um Spam handelt. Für 2,09 monatlich (Android) bzw. 4,49 Euro monatlich (iPhone) gibt es weitere Funktionen, wie das automatische Blockieren von Anrufen. 

Unbekannte Anrufe bei WhatsApp  
Auch WhatsApp geht gegen Betrugsversuche vor. In den Einstellungen der Messenger-App kann man nun unter dem Punkt „Datenschutz“ einstellen, über welche Anrufe man informiert wird. Unter dem Punkt „Anrufe“ kann man aktivieren, dass Anrufe von Unbekannten stummgeschaltet werden. In der Anrufliste sieht man sie zwar und man wird auch darüber benachrichtigt, aber das Handy klingelt zumindest nicht. 

Nummern melden
Um effektiv  gegen Spam vorzugehen, sollte man selbst Nummern melden, die von Betrügern verwendet werden. Das geht einerseits online bei der RTR, aber auch direkt auf dem Handy. Android-Geräte bieten das in der Anrufliste. Hier tippt man auf die betroffene Nummer und dann auf „Sperren“, „Blockieren“ oder „Spam melden“. Beim iPhone tippt man auf „Anrufliste“ und die Infotaste. Dort wählt man „Anrufer blockieren“.

Eigene Verordnung

Das Problem selbst ist seit Monaten groß. Es fallen immer wieder Leute auf die Maschen der Betrüger*innen rein, die Call-ID-Spoofing nutzen. Die RTR arbeitet daher gerade an einer Novelle, um gegen Rufnummernmissbrauch vorgehen zu können.

Für dieses Jahr sei eine Verordnung geplant, heißt es dazu seitens der Behörde. „Der Entwurf der Regulierungsbehörde sieht vor, dass österreichische Betreiber bei Anrufen aus dem Ausland mit österreichischen Rufnummern eine Verifizierung der Rufnummer vornehmen müssen“, erklärt Staatssekretär für Digitalisierung Florian Tursky (ÖVP) die Pläne. Die Mobilfunker konnten sich zu den geplanten, technischen Maßnahmen noch nicht äußern, weil ihnen die Verordnung nicht vorliegt. Da das Problem nicht nur Österreich betreffe, würde man auch länderübergreifend an Maßnahmen arbeiten, so Tursky.

Sabine L. hat sich noch gefragt, ob dadurch, dass ihre Nummer missbraucht wurde, Kosten für sie entstanden sein könnten. Das verneint Behrens: „Die Nummer wird ausschließlich simuliert. Die Kriminellen nutzen nicht tatsächlich den Anschluss für ihre betrügerischen Anrufe.“

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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Barbara Wimmer

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