Cell phone break up
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Digital Life

Warum "Sextortion" von Jugendlichen in aller Welt ansteigt

"Financial Sextortion" nennt sich eine Form des Cyberverbrechens, bei denen Täter:innen Jugendliche dazu bringen, ihnen Nacktbilder von sich zu schicken, um sie anschließend mit der Drohung zu erpressen, diese Bilder an ihr soziales Umfeld zu schicken. Im englischsprachigen Raum erlebt diese Form der Cyberkriminalität in den vergangenen Jahren einen starken Anstieg. Hauptverantwortlich dafür soll eine Gruppe aus Westafrika sein, die sich "Yahoo Boys" nennt.

Einfach auffindbares Trainingsmaterial

Sicherheitsforscher*innen vom Network Contagion Research Institute haben nun einen ausführlichen Bericht über die Yahoo Boys vorgelegt (hier als PDF). Darin schildern sie, wie die Mitglieder der Gruppe arbeiten, wer ihre Zielgruppe ist, auf welchen sozialen Netzwerken sie hauptsächlich unterwegs sind und wie sie neue Mitglieder rekrutieren. Ein Schlüsselelement für letzteres ist Trainingsmaterial, das in Form von Texten und Videos verbreitet wird. Sie sind auf TikTok, YouTube oder Scribd sehr einfach verfügbar und geben Anleitungen, wie Sextortion am einfachsten durchgeführt werden kann.

Zuckersüß und plötzlich bitterböse

Zur üblichen Vorgehensweise zählt etwa, dass ein Jugendlicher auf Instagram kontaktiert wird. Die Kontaktliste wird kopiert und dann wird mit einer falschen Persönlichkeit versucht, soweit Vertrauen zu der Person aufzubauen, dass sie romantisches Interesse entwickelt und explizite Bilder oder Videos schickt. Der vermeintliche Liebespartner reagiert daraufhin mit sofortigem Tonartwechsel und verspricht, die Fotos an den Bekanntenkreis (ersichtlich aus der Kontaktliste) zu verteilen, wenn nicht ein Geldbetrag überwiesen wird. Dabei werden Geldtransfer-Apps wie Venmo, CashApp oder Zelle verwendet. Die Erpressung wird teilweise über lange Zeit fortgesetzt. Die Opfer müssen immer wieder zahlen, damit die Drohung nicht umgesetzt wird.

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"Bombardieren" ganzer Schulen

 Beliebt ist es bei den Yahoo Boys, ganze Schulen, Sportteams oder Universitäten zu "bombardieren", um durch kollektives Anfreunden mit Bekannten Referenzen zu schaffen und leichter Vertrauen zu erlangen. Die beliebtesten Plattformen, auf denen Opfer kontaktiert werden, sind laut den Sicherheitsforscher*innen Instagram, Snapchat und Wizz - ein Social Network, das sehr junge Nutzer*innen (13+) anspricht.

Angeberei vs. Gefängnis

Wie NBC News berichtet, ist den sozialen Netzwerken die Problematik bewusst, sie versuchen laut eigenen Angaben das Problem verstärkt zu bekämpfen. Die Yahoo Boys gewinnen unterdessen in Ländern wie Nigeria eine größere Gefolgschaft, indem sie massive Einkünfte aus Sextortion anpreisen. Mitglieder verbreiten durch angeberische Postings den Eindruck, man könnte leicht und schnell an viel Geld gelangen. Die Auswirkungen sind teilweise fatal. Selbstmorde von Jugendlichen, die Opfer wurden, und Verhaftungen in Westafrika zeigen, wie zerstörerisch Cyberkriminalität für beide Seiten ist.

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