Ein Mann sitzt auf dem Fahrersitz eines selbstfahrenden Autos.

Symbolbild Autonomes Fahren 

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So profitiert öffentlicher Verkehr von selbstfahrenden Fahrzeugen

In China und den USA sieht man sie immer häufiger. Dort sind selbstfahrende Busse und PKW keine Seltenheit mehr, autonome Taxis können bequem per App gebucht werden. In Europa werden auch schon autonome Fahrzeuge getestet, wie zum Beispiel Busse. 

Dahinter verbirgt sich ein Milliardenmarkt. Im Jahr 2024 wurde der globale Markt für autonome Fahrzeuge auf 41 Milliarden Euro geschätzt. In den kommenden 5 Jahren soll sich diese Zahl mindestens verdreifachen. Welche Potenziale und Gefahren mit dem autonomen Fahren einhergehen, hat der VCÖ zusammengefasst. 

Autonome Fahrzeuge im Anmarsch

Vollautomatisierte U-Bahnen in Peking, Singapur oder London zeigen, dass das autonome Fahren schon seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle im öffentlichen Verkehr spielt. Dass jetzt auch Busse und PKW selbstständig in der Stadt zurechtfinden, ist laut VCÖ ein Meilenstein

Vor allem im ländlichen Raum können vollautomatisierte Shuttles und Busse einen wichtigen Beitrag für den öffentlichen Verkehr leisten. Der VCÖ sieht aber auch die Gefahr, dass vollautomatisierte, private Mitfahrgelegenheiten zu einer destruktiven Konkurrenz des öffentlichen Nahverkehrs werden. Der Verkehrsclub Österreich fordert deshalb passende gesetzliche Rahmenbedingungen. 

Aktuelle Regeln in Österreich

Im Jahr 2030 könnte bereits jedes 10. Fahrzeug weltweit ohne Menschen fahren. In Europa gibt es auch schon einige Anwendungsbeispiele. Allerdings handelt es sich dabei noch um Pilotprojekte. Beispielsweise werden die autonomen Fahrzeuge in Graz, Klagenfurt, Linz und Pörtschach getestet. 

Der Umgang mit autonomen Fahrzeugen ist in Österreich in der zuletzt Ende 2024 novellierten „Automatisiertes Fahren Verordnung“ geregelt. Darin heißt es beispielsweise, dass ein Mensch hinter dem Lenkrad sitzen und jederzeit eingreifen können muss. Darüber hinaus ist die Anwendung auf 8 definierte Testzwecke beschränkt. 

Beispielsweise können autonome Fahrzeuge für das Einparken, auf Autobahnen, für den Gütertransport oder den Personentransport verwendet werden. Bei letzterem dürfen die Fahrzeuge maximal 50 km/h fahren. Allerdings darf die Beförderung nicht gewerblich erfolgen, wodurch der reguläre Einsatz der Fahrzeuge erschwert wird. 

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Das Potenzial autonomer Busse 

In der EU können vollautomatisierte Busse aufgrund von unterschiedlichen Regelungen nur in Kleinserien produziert werden, was die Einführung der Busse verzögert. Dabei hätten die Busse laut VCÖ das Potenzial, das öffentliche Mobilitätsangebot auch außerhalb von Ballungszentren zu verbessern. 

Dadurch könne das Pendeln in die Stadt gegenüber dem Auto attraktiver werden. Dafür müssen die automatisierten Busse aber in herkömmliche öffentliche Verkehrs- und Routingsysteme integriert werden. Vor allem kleine selbstfahrende Busse können in peripheren Gebieten, wo sich ein regulärer Busbetrieb nicht auszahlen würde, eingesetzt werden, um den Anteil des öffentlichen Verkehrs zu erhöhen. 

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Eigene Fahrspuren und Kommunikation mit Ampeln 

Damit die autonomen Busse eines Tages ein Teil des öffentlichen Verkehrs werden, brauche es laut VCÖ Rahmenbedingungen und Verbesserungen. Beispielsweise werden eigene Fahrspuren im urbanen Raum oder auf hochrangigen Straßen gefordert. So würden die Busse schneller vorankommen, vor allem dann, wenn sie direkt mit Ampeln kommunizieren und bevorrangt werden. 

Darüber hinaus brauche es neue Sicherheitskonzepte für selbstfahrende Mobilität. Denn Studien zeigen, dass Frauen fehlendes Personal im Fahrzeug als unangenehm wahrnehmen. An Fahrpersonal für Busse mangelt es aber. In Wien gibt es bis 2030 einen Mangel von etwa 5.000 Buslenkerinnen und Buslenkern. 

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Kosten und Risiken der autonomen Fahrzeuge 

Ziel sei es, autonome Fahrzeuge ergänzend zum bestehenden Angebot, zum Beispiel zu Randzeiten oder in peripheren Lagen einzusetzen. Langfristig ergebe diese Automatisierung des öffentlichen Verkehrs auch ökonomisch Sinn. Die Kosten für einen Bus mit Fahrpersonal belaufen sich laut den Prognosen der Hamburger Verkehrsbetriebe auf 8-10 Euro pro Fahrzeugkilometer. Bei selbstfahrenden Bussen sind es 5-8 Euro pro Fahrzeugkilometer

Neben dem Energiebedarf eines autonomen Fahrzeugs muss auch berücksichtigt werden, dass diese durch energieintensive Künstliche Intelligenzen gesteuert werden. Es geht also einer hoher Energiebedarf mit dem Einsatz von autonomen Fahrzeugen einher. “Bei weltweit einer Milliarde selbstfahrenden Pkw, die täglich eine Stunde unterwegs sind, würde nur die KI von selbstfahrenden Pkw zukünftig einen jährlichen CO2-Ausstoß von zirka 90 Millionen Tonnen verursachen, was den doppelten Emissionen von Norwegen entspricht”, heißt es vom VCÖ.

Laut einer Studie der ETH-Zürich könnte eine unregulierte Ausbreitung von vollautomatisierten Fahrzeugflotten dazu führen, dass globale, profitorientierte Unternehmen eine Monopolstellung aufbauen und damit den öffentlichen Verkehr verdrängen. Deshalb brauche es eine gezielte Eingrenzung der Betriebsgebiete für vollautomatisierte Mitfahrdienste, die Definition von verpflichtenden Ein- und Austiegspunkten für Fahrgäste, die Besteuerung der Mitfahrdienste, als auch die Integration der Mitfahrdienste in öffentliche Verkehrsplattformen.

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