Flugverkehr wird indirekt gefördert
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Warum Airlines Flüge absichtlich länger machen als nötig

Wer häufig fliegt, dürfte bereits des Öfteren deutlich früher als geplant angekommen sein. Wer hier effiziente Planung vermutet, irrt leider gewaltig. Denn tatsächlich steckt hinter der vermeintlich höheren Pünktlichkeit ein System, das die Flugzeiten für gewisse Strecken in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verlängert hat. Wer beispielsweise 1973 von New York nach Houston flog, war lediglich zweieinhalb Stunden unterwegs. Heute sind es bereits vier Stunden. Für nahezu jede Flugstrecke benötigt man heute deutlich länger als es noch vor zehn Jahren der Fall war.

Das bestätigte unter anderem eine Untersuchung der britischen Verbraucherorganisation Which im Vorjahr. 76 der 125 untersuchten Flüge dauerten länger als zehn Jahre zuvor, in einigen Fällen um bis zu 35 Minuten mehr. Dieses System, das unter anderem als „Padding“ (Polsterung) und „Schedule creep“ (geplantes Schleichen) bezeichnet wird, wird von den Fluglinien bestritten.

Viele Vorteile für Fluglinien, keine für Fluggäste

Dass dies ausschließlich der Fluglinie Vorteile bringt, verwundert kaum. So kann man etwa eine höhere Pünktlichkeit vorweisen, obwohl man im Durchschnitt länger fliegt als zuvor. Zudem muss die Fluglinie nicht mehr so oft Schadenersatz leisten, da man seltener wesentliche Verspätungen aufweist. EU-Bürgern steht ab drei Stunden Verspätung eine finanzielle Entschädigung zwischen 250 und 600 Euro zu. Kurioserweise zeigen jedoch Untersuchungen, dass sich die Pünktlichkeit der Fluglinien kaum verbessert hat. Laut einem Bericht der US-Behörden kommen rund 30 Prozent der Flüge um 15 Minuten oder mehr verspätet an, ohne „Padding“ lag der Wert bei knapp 40 Prozent.

Auch der Treibstoffverbrauch kann durch langsameres Fliegen reduziert werden. Einem Bericht des Telegraph zufolge bat die Diskont-Fluglinie Ryanair bereits 2013 seine Piloten langsamer zu fliegen, um Treibstoff im Wert von mehreren Millionen britischen Pfund einzusparen. Dazu flog man pro Stunde knapp zwei Minuten länger. Dadurch steigt aber auch trotz höherer Treibstoffeffizienz die Belastung für die Umwelt, da die Flugzeuge in Summe länger unterwegs sind.

Mehr Kontrolle könnte helfen

Das Ziel der Fluglinien bleibt weiterhin das sogenannte A0 (kurz für „Arrival with zero delay“ – Ankunft ohne Verzögerung). Das bedeutet, das Flugzeug sollte so nah wie möglich am vorgegebenen Zeitfenster landen. Das soll auch Verzögerungen am Flughafen verhindern, die den gesamten Zeitplan der Fluglinie durcheinanderbringen könnten und wiederum finanzielle Verluste zur Folge hätten.

„Sobald ein Flugzeug das Gate verlassen hat, denken die Fluglinien nicht mehr daran, bis es ankommt“, sagt Michael Baiada, Präsident des Luftfahrt-Beratungsunternehmens ATH Group, gegenüber der BBC. Das sei die derzeit größte Schwäche der Fluglinien. Sie würden einen Großteil der Verantwortung an die Flugsicherung abgeben. Stattdessen könnten die Fluglinien aber ihre Flüge aktiver kontrollieren und für einen reibungslosen Ablauf sorgen, beispielsweise indem diese individuelle Routen und Fluggeschwindigkeiten vorgeben würden, um die Planung einhalten zu können.

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